Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
Vom Netzwerk:
vielleicht Wagemut, hervorgerufen durch das bewundernswerte Beispiel der Herzogin, das mich veranlasste zu entgegnen: »Ich versuche, mir darüber keine Gedanken zu machen, Sir. Schließlich sind nicht
alle
Frauen wunderschön. Einige sehen ziemlich männlich aus und niemand zuckt bei ihnen auch nur mit der Wimper, nicht wahr?«
    Den Rest des Rückweges spürte ich, dass Houghton nach einer Erwiderung suchte. Er fand keine und wir gingen schweigend ins Museum.
    Vor meinem Büro blickte Jackie erwartungsvoll auf. Ich bat sie um ein Gespräch, nannte sie in meinem Ärger beinahe »Miss Butters«.
    Sie saß in dem Sessel gegenüber meinem Schreibtisch. Ich ging ein bisschen auf und ab, hasste mich selbst dafür, dass ich in dieser Situation war. Ich wusste, eine Standpauke war nötig. Houghton hatte mir eine gehalten und jetzt musste ich dasselbe mit Jackie tun. Aber wem würde Jackie eine halten? Vielleicht ihrem Hund. Ich habe sie einmal im Queen’s Park gesehen, wie sie für einen Cockerspaniel einen Stock warf. Auf ihrem Gesicht war ein ungeheures Lächeln und die Art, wie sie sich hinkniete, um den Hund dafür zu loben, dass er ihr den Stock zu Füßen gelegt hatte, und wie sie zuließ, dass er seine Pfoten auf ihre Schultern legte und jeden erreichbaren Zentimeter ihres Gesichtes mit seiner Zunge bedeckte, hatte etwas Unbekümmertes. In dem Moment sah sie beinahe schön aus. Frei.
    Als ich mich räusperte, sagte sie: »Mr Hazlewood, es tut mir so unendlich leid, wenn ich Ihnen Ärger gemacht habe.«
    Sie umklammerte ihren Rocksaum – sie trug wieder das gelbe Ensemble –, zog ihn über die Knie und bewegte die Füße hin und her. »Der Lunch mit Mr Houghton hat so lange gedauert und ich sagte mir, dass das normalerweise Ärger bedeutet.« Sie machte große Augen. »Und dann fiel mir ein, dass ich Ihr Porträtprojekt neulich Houghton gegenüber erwähnt hatte und er so eigenartig guckte, als ich es sagte … und ich fragte mich, ob ich vielleicht etwas Falsches gesagt hatte?«
    Ich fragte sie, was genau sie ihm gesagt hatte.
    »Eigentlich nichts.«
    Ich saß auf der Schreibtischkante, wollte milde auf sie herablächeln und auf die Art mächtig, aber nicht bedrohlich wirken. Aber Gott weiß, welchen Gesichtsausdruck ich hatte – wahrscheinlich panische Angst, als ich sagte: »Sie müssen etwas gesagt haben.«
    »Er fragte mich, ob Sie ›irgendetwas Neues vorhaben‹. Ich glaube, so hat er sich ausgedrückt. Aber es war nur … Gerede. Manchmal fragt er mich Sachen.«
    »Er fragt Sie Sachen?«
    »Nachdem Sie nach Hause gegangen sind. Er kommt hier rein und fragt mich Sachen.«
    »Welche Art Sachen?«
    »Dumme Sachen. Sie wissen schon.« Sie senkte verschämt die Augenlider und blickte zu Boden, aber ich verstand immer noch nicht, was sie meinte.
    »Sie wissen schon«, sagte sie »Geschwätz.«
    Geschwätz?
Ich hätte schreien können. Houghton schwatzte? Dann dämmerte es mir. »Wollen Sie mir damit sagen, dass der alte Houghton hier reinkommt und mit Ihnen flirtet?«
    Sie kicherte oder so etwas Ähnliches. »Ich nehme an, man könnte es so nennen.«
    Ich sah es alles ganz deutlich vor mir. Er, wie er sich über ihre Schulter beugt, den noch frischen Packen Durchschläge befingert. Sie, wie sie ihre Schmetterlingsbrille abnimmt und über seinen warmen Händen atmet. Und es erwischte mich völlig auf dem falschen Fuß. So sehr, dass ich nicht mehr wusste, was ich sagen sollte.
    Es folgte ein langes Schweigen. Dann kam von Jackie: »Es ist nichts Ernstes, Mr Hazlewood. Er ist verheiratet. Es ist nur ein Spaß.«
    »Es hört sich für mich nicht sehr spaßig an.«
    »Bitte seien Sie nicht böse, Mr Hazlewood. Es tut mir unendlich leid, dass ich Ärger gemacht habe.«
    »Das haben Sie nicht«, erklärte ich. »Aber es wäre mir lieber, Sie würden das Porträtprojekt bei Ihren kleinen … Plaudereien mit Houghton nicht wieder erwähnen. Es ist noch in einem ganz frühen Stadium und es muss noch niemand etwas darüber erfahren.«
    »Ich habe ihm nicht viel erzählt.«
    »Gut.«
    »Nur dass der nett aussehende Polizist vorbeikam. Sonst nichts.«
    Ich versuchte, mir nicht das Geringste anmerken zu lassen. Jackie strich wieder ihren Rock glatt. Trotz ihres gepflegten Äußeren waren ihre Nägel bis zum Fleisch heruntergekaut. Ich starrte auf die ausgefransten Stummel und brachte heraus: »Das ist gut. Es ist einfach das Beste, wenn ich Mr Houghton das Projekt präsentiere, wenn ich so weit bin.«
    »Ich verstehe.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher