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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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halbes Stout in ein paar Schlucken ausgetrunken, etwas zu Tom gesagt, das ich nicht verstehen konnte, seinen Arm getätschelt, mir energisch die Hand geküsst und bist gegangen.
    Am Abend vor der Hochzeit ging ich zu Sylvie in die Wohnung. Heutzutage würde man das vermutlich meinen Junggesellinnenabschied nennen, da Tom mit einigen Jungs von der Polizei weggegangen war.
    Sylvie und Roy hatten es endlich geschafft, bei Roys Mutter in Portsdale auszuziehen. Ihre Wohnung war in einem neuen Hochhaus mit Aufzügen und großen Fenstern mit Blick über den Marktplatz. Das Haus war erst seit ein paar Monaten bewohnt; die Gänge rochen noch nach nassem Zement und neuer Farbe. Aber als ich den glänzenden Fahrstuhl betrat, öffneten sich die Türen reibungslos.
    Auf der Tapete bei Sylvie waren Schwertlilien und an die Vorhänge im Wohnzimmer erinnere ich mich – tiefblau mit gelben Tupfen. Aber alles andere war modern. Das Sofa mit niedriger Sitzhöhe und schmalen Armlehnen war mit einem rutschigen, kalten Stoff bezogen, der zum größten Teil aus Plastik sein musste. »Dad hat dafür geblecht, weil wir ihm leidgetan haben«, sagte sie, als sie sah, dass ich einen kurzen Blick auf die Holzuhr in Sonnenform über dem Gasofen warf. »Schlechtes Gewissen.«
    Er hatte sich monatelang nach der Hochzeit geweigert, Sylvie zu sehen.
    »Bier? Setz dich doch.«
    Sie war schon ziemlich dick. Die Formen der kleinen, zerbrechlichenSylvie verschwammen. »Krieg bloß nicht so schnell ein Kind wie ich, hörst du? Es ist schrecklich.« Sie gab mir ein Glas und ließ sich auf dem Sofa nieder. »Das wirklich Ärgerliche daran ist«, fuhr sie fort, »dass ich Roy nicht mal anlügen musste. Sobald wir verheiratet waren, wurde ich sowieso schwanger. Er denkt, ich bin im sechsten Monat, aber ich weiß, dieses Baby kommt spät.« Sie stupste mich an und kicherte. »Ich freue mich richtig darauf, wirklich. Mein eigenes kleines Ding zum Knuddeln.«
    Ich erinnerte mich daran, was sie an ihrem Hochzeitstag gesagt hatte. Sie wünschte sich, sie könnte tun, was sie wollte, und ich fragte mich, was passiert war, dass sie ihre Meinung geändert hatte, sagte aber nur: »Nett hast du es hier.«
    Sie nickte. »Nicht schlecht, was? Die Kommune hat uns einziehen lassen, bevor es fertig war – die Tapete war noch feucht –, und es ist schön, so hoch oben zu sein. Wir sind praktisch oben in den Wolken.«
    Der vierte Stock war wohl kaum in den Wolken, aber ich lächelte. »Genau, wo du hingehörst, Sylvie.«
    »Und wo du sein musst, wo du doch morgen heiratest, selbst wenn mein nichtsnutziger Bruder der Auserwählte ist.« Sie drückte mein Knie und ich spürte, dass ich vor Freude rot wurde.
    »Du liebst ihn wirklich, was?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    Sylvie seufzte. »Er kommt mich nie besuchen, weißt du. Ich weiß, er hat sich mit Roy wegen der Trauzeugensache mächtig gestritten, aber er könnte vorbeikommen, wenn Roy nicht da ist, oder?« Sie sah mich mit großen klaren Augen an. »Wirst du ihn darum bitten, Marion? Sag ihm, er soll mich nicht wie eine Fremde behandeln.«
    Ich versprach es. Ich hatte nicht gewusst, dass das Zerwürfnis zwischen Tom und Roy so ernst war.
    Wir tranken unser süßes Bier und Sylvie redete über Babykleidung,und dass sie sich Sorgen machte, wie sie die Windeln in der Wohnung trocknen sollte. Als sie weitere Getränke holte und weiterschwatzte, wanderten meine Gedanken zu den Ereignissen des nächsten Tages und ich stellte mir vor, wie ich an Toms Seite war und meine roten Haare im Sonnenlicht leuchteten. Wir würden mit Konfetti beworfen werden und er würde mich so durchdringend ansehen, als sähe er mich zum ersten Mal.
Strahlend.
Das wäre das Wort, das ihm einfiele.
    »Marion, erinnerst du dich, was ich vor einem Jahr über Tom zu dir gesagt habe?« Sylvie war beim dritten Bier und saß ganz nah bei mir.
    Ich holte tief Luft und stellte mein Getränk auf die Sofalehne, nur um woanders hinsehen zu können. »Was meinst du?«, fragte ich, während mein Herz ein bisschen schneller schlug. Ich wusste sehr wohl, was sie meinte.
    »Dass ich sagte, Tom ist nicht, du weißt schon, wie andere Männer …«
    So hatte sie es nicht gesagt, dachte ich. Das hatte sie nicht gesagt. Nicht genau das.
    »Erinnerst du dich, Marion?«, beharrte Sylvie.
    Ich richtete den Blick auf die Glastüren ihrer Vitrine. Es war nichts drin außer einem blauen Krug mit der Aufschrift »Grüße aus Camber Sands« an der Seite und ein Foto von Sylvie und

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