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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hinter dem Türflügel, doch Aramitz kannte ihn offenbar. »Troisville hat kurzzeitig den Plan geändert. Die Attentäter sind hier.«
    Woher wusste Troisville das? Und was sollte die Änderung? Nancy und Jules blickten genauso verwundert drein wie ich. Doch Aramitz schien seinem Hauptmann zu vertrauen.
    Wieder gab er uns ein Zeichen, worauf wir durch die Tür schlüpften. Den Mann dahinter sah ich auch jetzt nicht.
    »Die Königin schreitet würdevoll voran, also trampelt nicht herum wie ein Bauer!«, zischte Aramitz mir zu, während er sein Mieder noch einmal zurechtzog.
    »Ich habe gelernt, mich wie eine Dame zu benehmen«, entgegnete ich ihm. »Ihr solltet allerdings an Eure eigenen Füße denken.«
    Dann machten wir uns auf den Weg. Der Gang war leer, nicht einmal Wachposten waren hier aufgestellt. War das immer so? Oder wollte man die Attentäter in Sicherheit wiegen?
    Lange Zeit geschah nichts. Kommen sie etwa nicht? Diese Frage brachte mich unter meiner Perücke noch mehr zum Schwitzen. Was, wenn sie unsere Finte durchschaut und den Angriff abgeblasen oder gar verlegt hatten? Vielleicht warteten die Männer gar in jenen Räumen, welche die Königin zu ihrem Schutz aufsuchen sollte?
    Ich hatte ja erlebt, wie tief der Verrat gehen konnte. Sicher standen auch einige Pagen und Zofen der Königin im Sold der Schwarzen Lilie.
    Plötzlich hörte ich Schritte. Wenig später stürmten sechs dunkel gekleidete Männer in den Gang.
    Es war also so weit!
    Meine Nackenhaare stellten sich auf und mein Herz schlug schneller. Ich umklammerte meinen Degen unter dem Mantel und sah zu meinen Kameraden. Der Zwerg suchte augenblicklich das Weite. Nancy und Aramitz wirkten völlig ruhig, Jules weitete erschrocken die Augen. Ob es so eine gute Idee gewesen war, ihn mitzunehmen?
    Zeit zum Nachdenken hatten wir allerdings nicht. Innerhalb weniger Augenblicke stürmten die Angreifer mit wütendem Geschrei auf uns zu.
    Die Männer waren mir unbekannt – bis auf einen. In Rodolphe Blanchets Faust blitzte ein Dolch.
    »Er gehört mir!«, schrie ich, während ich mir die Perücke vom Kopf riss und den Mantel von den Schultern warf. In einem Kleid zu kämpfen war etwas anderes als in Hosen, aber in diesem Augenblick war ich so von Zorn erfüllt, dass es mir gleichgültig war.
    Blanchet war also der Auserwählte. Der Verräter, der meine Familie auf dem Gewissen hatte. Ob der Capitan unter seinen Begleitern war?
    Aus dem Augenwinkel heraus meinte ich einen Degengriff wiederzuerkennen, als die Männer kurz stockten und uns verwirrt ansahen.
    »Na, sieh einmal einer an«, bemerkte Aramitz spöttisch. »Es kommt selten vor, dass man die Schwarze Lilie erstaunt sieht. Ich werde noch meinen Enkeln von diesem Augenblick erzählen.«
    »Ihr werdet keine Enkel haben«, sagte der Mann neben Blanchet. Das war die Stimme, die meine Mutter zur Preisgabe meines Versteckes hatte zwingen wollen! Der Mann hatte einen schwarzen Bart und eine Augenklappe.
    Unsere Gegner zogen nun ebenfalls ihre Waffen. Blanchet schob mit einer ruhigen Handbewegung den Dolch in seinen Gürtel. Und griff zu dem Rapier an seiner Seite. Dieses hatte eine deutlich dickere Klinge als mein Degen und würde schwerer abzuwehren sein, aber ich war entschlossen, ihn zu besiegen.
    Mit wildem Kampfgeschrei prallte unsere Gruppe schließlich auf die Abordnung der Schwarzen Lilie. Ein paar Hiebe wurden ausgetauscht, dann verstreuten sich die Kämpfenden. Nancy und Aramitz standen jeweils zwei Gegnern gegenüber, Jules einem. Und ich hatte Blanchet. Blanchet, den Freund meines Vaters. Den Verräter meiner Familie. Ohne ihn wären meine Eltern und meine Brüder noch am Leben.
    »Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet mit Euren mageren Fechtkünsten gegen mich bestehen?«, fragte Blanchet spöttisch, als wir uns ein wenig von den anderen zurückgezogen hatten. Seine Augen leuchteten fast schon dämonisch, in seiner Miene lag Kampfeslust. »Ihr hättet das Angebot des Großmeisters annehmen sollen. Ihr hättet Königin werden können.«
    »Damit ich die Nächste bin, die Ihr umbringen könnt?«, erwiderte ich, während ich Blanchet nicht aus den Augen ließ. »Den Dolch habt ihr doch nur deshalb weggesteckt, weil Ihr ihn für die Königin aufheben wollt.«
    »Ganz richtig. Für das Blut ihres Bastards ist er zu schade.« Blanchet grinste mich siegessicher an.
    Während sich seine Kameraden bereits ein heftiges Gefecht lieferten, schien der Verräter es nicht eilig zu haben. Offenbar glaubte er,

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