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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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islamischen Reisegruppe aus dem Iran aus. Die Frauen hatten ihre Köpfe mit Blumenornamenten geschmückt, die Männer trugen das leinene Pilgerweiß. Sie besuchten den Schrein, in dem der Kopf des Hussein Ibn Ali aufbewahrt wurde, des Enkels des Propheten Mohammed und zugleich des wichtigsten Märtyrers der Schiiten. Jan roch die Damaszener Seife, die in großen Bastkörben lag und einen intensiven Rosenölduft ausströmte, dann die danebenliegenden Datteln und Pistazien, die ihm die Verkäufer zum Probieren anboten. Und als der Souk ihn wieder ausspuckte, fand er sich auf einem Platz wieder, der vor einem großen Tor lag. Aus seinem Reiseführer erfuhr er, dass es der Osteingang der Umayyaden-Moschee war, einer der heiligsten Plätze der sunnitischen Muslime, aber auch die Schiiten hatten hier einen Wallfahrtsort.
    Ein Wächter versperrte ihm den Weg und deutete auf die andere Seite der Moschee. Dort sei der Touristeneingang. Jan zog einen dreckigen, zerknüllten Hundert-Pfund-Schein aus seiner Tasche, lächelte den Wärter an und betrat dann, mit seinen Schuhen in der Hand, den Innenhof der Moschee. Er setzte sich auf die blankpolierten Steine und genoss die würdevolle, aber nicht einschüchternde Schönheit des islamischen Bauwerks. Er blickte auf die vielfarbigen und vergoldeten Mosaike an den Wänden und Decken. Er las,dass Moscheen – anders als Kirchen – nicht nur Gebetsstätten, sondern auch Ruhe- und Begegnungsraum seien.
    Vor ihm rannte ein Junge seiner älteren Schwester lauthals schreiend hinterher, fiel und weinte. Ihre Mutter saß, verhüllt, aber barfuß, wenige Meter entfernt und plauschte mit anderen Frauen – undenkbar in deutschen Kirchen.
    Jan wandte den Kopf und sah eine deutsche Reisegruppe, die sich lärmend über die »komischen Moslems« lustig machte. Offenbar Rentner aus Schwaben, die alle olivfarbene Multifunktionswesten mit unzähligen Taschen trugen und auch ihre Schuhe nicht ausgezogen hatten.
    »Meinen Sie nicht, dass Sie nicht auch die Schuhe ausziehen sollten?«, fragte Jan den Ersten der Gruppe unfreundlich.
    Ein feistes Gesicht schaute ihn feindselig an. »Was haben Sie denn damit zu tun?«, kam es in vorwurfsvollem Schwäbisch zurück.
    Jan begriff, dass er hier mit Respekt und Höflichkeit nicht weiterkam. »Pass auf, du Pfeife, zieh die Schuhe aus, sonst werden sie dir abgehackt. Glaub’s mir, ich kenne mich hier aus.«
    »Das will ich …« Der Mann wurde von seiner Frau angewispert. »Hans, das musst du halt hier machen«, sagte sie leise, aber bestimmt und zog ihre Schuhe dabei aus.
    Die Gruppe folgte widerwillig. Ein Gefühl des stillen und warmen Triumphes durchströmte Jan. Er drehte sich langsam um und sah in das Gesicht eines blonden Mannes, der seinen Blick mit einem spöttischen Ausdruck erwiderte: »Na, fühlt sich gut an, was? Hast die Einheimischen echt vor deinen doofen Leuten beschützt.«
    Der Mann klatschte aufreizend laut und langsam in die Hände. Er war kleiner als Jan, wirkte dennoch sehr sportlich, brauner Teint, eine lange Hose, aber unter dem T-Shirt wölbten sich starke Arme, vom Typ her ein in die Jahre gekommener Surfer.
    »Was willst du?«, fragte Jan und reckte seinen Kopf.
    »Mach dich mal locker, Alter.«
    Wie Jan diese Sprüche hasste. »Nerv mich nicht und quatsch andere an, okay?«
    Der Blonde setzte sich, hielt seine Hände hoch. »Ich wollte dich nicht anmachen, aber deine Art war etwas sehr aggressiv.«
    Jan hörte einen ausländischen Tonfall aus den Worten heraus, konnte ihn aber nicht sofort einordnen. »Deinem Aussehen nach kommst du nicht aus Syrien.«
    »Nein, aus den Niederlanden. Ein Problem?«
    »Nein.« Doch. Jan mochte keine Holländer. Er war an der Grenze zu Holland aufgewachsen und hatte die Ablehnung der Nachbarn an jedem zweiten Wochenende, wenn seine Eltern zu »Frikandel und Koffie« rübergefahren waren, zu spüren bekommen. Moffenkind, das Schimpfwort der Holländer für sie, den großen Feind aus dem Osten. Man mochte sich nicht.
    »Ich bin Ed van Rey. Dag.« Der Holländer reichte ihm die Hand. »Guten Tag, Jan Kistermann«, gab Jan unterkühlt zurück.
    »Lass uns was essen gehen, Jan.« Der Holländer stupste ihn an. »Ich kenne den besten Schoarma-Laden hier in der Nähe.«
    Jan musste grinsen. Der Typ hatte gerade wirklich die Stimme von Rudi Carrell imitiert. Er lächelte.
    Also lief er neben dem um einen Kopf kleineren Holländer aus dem Innenhof. Sie bogen nach links, bahnten sich den Weg durch die

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