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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Leselampe, ein dickes Buch, aufgeschlagen und mit der Schriftseite nach unten. Alte Eichenregale voller Bücher säumten die Wände, und ein Großteil des Bodens war von aufstrebenden Büchertürmen bedeckt. Dazwischen stapelten sich Zeitungen, Zeitschriften und Magazine. Im Kamin lag Holz für ein Feuer, das aber noch nicht brannte. Der Raum war kalt. Hammer setzte sich in seinen Sessel, und Webster nahm ihm gegenüber Platz. Er ließ den Mantel an.
    »Wo wollen Sie anfangen?«, fragte Hammer, der wie immer die richtige Frage stellte. Webster erzählte ihm von dem Anruf und von Gerstman; er beschrieb noch einmal so detailliert wie möglich den Inhalt ihres Treffens in Berlin und schilderte Procks Vorwurf, Procks Wut und seine eigenen Versuche zu entscheiden, ob an den Vorwürfen etwas dran sein könnte, er berichtete über seine Telefonate nach Berlin und Budapest. Das Ordnen seiner Gedanken ließ ihn ruhiger werden.
    Als er fertig war, schwieg Hammer einen Moment lang. Er setzte seine Brille ab und säuberte sie mit einem Tuch.
    »Mary ist einkaufen gegangen«, sagte er, während er die Brille wieder aufsetzte. »Wir haben keine Milch mehr. Wenn sie zurückkommt, kann sie uns einen Tee machen.« Er schaute Webster eine Weile an, dann sagte er: »Lassen Sie uns zuerst über Sie reden. Dann über den Fall.« Er nahm seine Brille ab und legte sie auf den Tisch neben seinem
Sessel. »Wir werden bald herausfinden, wie er gestorben ist. Vielleicht war es kein Mord. Wenn es ein Mord war, dann sollte die Methode auf das Motiv hinweisen. Wenn er von einer Frau erschossen wurde, ist das eine Sache; wenn er mit Hilfe eines Regenschirms vergiftet wurde, eine andere. Angenommen, Letzteres trifft zu, was bedeutet das dann für Sie? Procks Theorie scheint zu sein, dass Gerstman etwas Gefährliches wusste und von jemandem umgebracht wurde, der befürchtete, er wolle es verraten. Ihnen. Oder es irgendwann später verraten. Halten wir das mal fest. Sie haben kaum mit dem Burschen gesprochen, also waren die Leute, die ihn umbringen ließen, bereits vorher nervös. Die Waffe war schon entsichert. Deshalb ist Ihre Rolle minimal, beinahe zufällig. Es hätte ein Journalist sein können oder ein anderer Detektiv – oder irgendeine zufällige Begegnung, die falsch interpretiert wird. Was übrigens möglicherweise auch zu Ihrem Treffen mit Gerstman passt.« Er lehnte sich mit übergeschlagenen Beinen zurück und spielte mit einem Bleistift. »Vielleicht hatte man so oder so vor, ihn zu töten. Also waren Sie schlimmstenfalls der Katalysator, aber nicht die Ursache, und das Ganze war so empfindlich, dass Sie nicht wissen konnten, was Sie auslösen. Wie eine Landmine mit fehlerhaftem Mechanismus – Sie sind einfach zufällig zu nahe gekommen. Immer angenommen natürlich, dass Sie etwas ausgelöst haben.«
    Er machte eine Pause und schaute Webster mit völlig offenem Gesichtsausdruck an. »Also haben Sie ihn nicht umgebracht. Das ist wirklich wichtig, Ben. Ich sage nicht nur, dass jemand anderes ihn erschossen oder erstochen hat. Was ihn umgebracht hat, war schon Jahre vor diesem Tag in seinem Leben.«

    »Ich war übereifrig und bin wie ein Elefant im Porzellanladen herumgetrampelt. Aus Eigeninteresse. Ich war der Auslöser.«
    »Hören Sie, ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich mit ihm treffen, stimmt’s? Und zwar je eher, desto besser. Und ich werde mich nicht schuldig fühlen, falls sich herausstellt, dass Prock recht hat. Was wir, nebenbei, vielleicht niemals mit Sicherheit wissen werden, so wie das bei solchen Dingen oft ist. Und warum fühle ich keine Schuld? Ich habe Dmitri Gerstman nicht mit Konstantin Malin bekanntgemacht. Ich habe ihn nicht dazu gedrängt, einen Job anzunehmen, der ihn in dem Moment der Gefahr ausgesetzt hat, als er ihn annahm. Ich habe ihm nicht eingeredet, dass er das hinter sich lassen könnte. Das hat ihn umgebracht.« Hammer lächelte. »Natürlich nur, wenn es wirklich das ist, was ihn umgebracht hat.«
    Webster hörte, wie ein Schlüssel in der Haustür umgedreht wurde. Gleichzeitig begann sein Telefon zu läuten. Unbekannte Nummer. Er schaute Hammer an und nahm den Anruf entgegen.
    »Hallo«, sagte die Stimme in der Leitung. »Hier ist Istvan.«
    Webster legte seine Hand über das Telefon, sagte Hammer, um wen es sich handelte, und verließ das Zimmer. Er schaffte es, Mary anzulächeln, als er im Flur an ihr vorbeiging, und betrat das Esszimmer. Zehn Minuten später kehrte er in Hammers Arbeitszimmer

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