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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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nicht mehr! Die einzige gemeinsame Zukunft, die ich euch beiden prophezeien kann, sind lange Briefe ins Gefängnis oder Blumen aufs Grab, sofern Stahls Leiche überhaupt gefunden wird. Aber woher zum Teufel weiß Rytkönen, dass Gezolians Männer hinter Stahl her sind?»
    «Vielleicht hat er nur geblufft», sagte ich. Mit dieser Antwort hätte ich im Wettbewerb der Grundschüler um die Meisterschaft im Selbstbetrug nicht einmal den zweiten Platz belegt. Wir sahen uns lange an. Laitio rauchte seine Zigarre auf, und ich addierte in Gedanken alles, was ich wusste. Trankows Falschheit versetzte mich nicht einmal in Wut, schließlich hatte ich von Anfang an mit seiner Rache gerechnet. Allerdings hatte er sich auf andere Weise gerächt, als ich erwartet hatte.
    «Rytkönen liefert den Weißrussen Informationen. Wahrscheinlich wird er von Gezolian geschmiert. Eine andere Erklärung finde ich nicht», seufzte Laitio schließlich.
    «Wie willst du das beweisen?» Ich stand auf, nahm meinen Kaffeebecher und ging ins Bad. Es war im Farbton von Preiselbeerbrei gestrichen, Klo und Waschbecken waren purpurrot, und auch das Klopapier fügte sich mit seinem Muster aus roten Rosenknospen in die Gesamtheit ein. Ich goss den Kaffee weg, ließ Wasser in den Becher laufen, trank es aus und füllte noch einmal nach.
    Laitio tippte wieder an seinem Computer, er wirkte niedergeschlagen. Nein, zum Henker, ich würde nicht zulassen, dass Rytkönen ihn fertigmachte – und mich.
    «Ich habe nichts mehr zu verlieren», erklärte Laitio schließlich. «Gefeuert werde ich so oder so. Da kann es mir egal sein, wenn sie mir auch noch ein Dienstvergehen anhängen, Hauptsache, wir überführen Rytkönen.»
    «Worauf willst du hinaus?»
    «Wir müssen ihn dazu bringen, dass er zugibt, Informationen an Gezolians Leute zu liefern. Allein schaffe ich das nicht. Ich brauche dich, oder vielmehr den verflixten Reiska. Wer hätte geglaubt, dass ich das jemals sagen würde. Ich möchte, dass du dich wieder als Mann verkleidest und ein weiteres Treffen mit Rytkönen vereinbarst.»
     
    Wir feilten einige Tage an unserem Plan. In dieser Zeit arbeitete ich im Restaurant wie bisher. Laitio kam zweimal zum Essen und Ränkeschmieden. Trankow dagegen ließ sich nicht mehr blicken. Ich rief ihn einmal an und erkundigte mich nach dem Gemälde. Sobald wir mit Rytkönen fertig waren, würde ich Trankow die Meinung geigen.
    Laitio und ich waren zu dem Schluss gekommen, dass Rytkönen zumindest zu dem Zeitpunkt, als er mir im Sans Nom mit Verhaftung gedroht hatte, noch nicht wusste, wo sich David aufhielt. Offenbar hatte er wirklich geglaubt, ich hielte ihn irgendwo versteckt. Natürlich konnten wir nicht wissen, was ihm Trankow über die Beziehung zwischen David und mir erzählt hatte, doch wir waren der Meinung, dass die zentrale Figur nicht Hilja war, sondern Reiska. Da Rytkönen den erfundenen Bengt Näkkäläjärvi für bare Münze genommen hatte, würde er vielleicht auch andere Märchen glauben. Allem Anschein nach hielt er Reiska für einen Handlanger der italienischen Mafia.
    Die Wahl des Treffpunkts bereitete uns Probleme. Er musste abgelegen, aber dennoch beleuchtet sein, es wäre unvernünftig, mit Taschenlampen herumzufuchteln. Schließlich einigten wir uns auf den Tanzboden hinter dem Gasthof von Kopparnäs am Montag vor Weihnachten. Ich rief die Wirtin an und fragte, ob ich einen Tisch reservieren könne. Sie sagte, das Restaurant sei geschlossen. Auf meine Frage, ob es viele Übernachtungsgäste gebe, erhielt ich nur die unbestimmte Antwort, es seien noch Zimmer frei. Also mussten wir das Risiko eingehen, dass wir bei unserer Aktion Zeugen hatten.
    «Du wirst im Bogen durch den Schnee stapfen müssen. Wir dürfen nicht zwei Spuren hinterlassen, die zum Tanzboden führen», sagte ich bedauernd zu Laitio.
    «Mensch, ich war bei der Armee und auf der Polizeischule. Glaubst du, ich fürchte mich vor einer kleinen Strecke im Tiefschnee?»
    Ich hatte den Verdacht, dass sich sein Herz davor fürchtete. Sein Gesicht war immer noch grau, trotz der Begeisterung über unseren Plan.
    Zwei Tage vor dem geplanten Treffen rief ich von der Telefonzelle in der Hauptpost Rytkönens Dienstnummer an.
    «Guten Tag, Kass. Interessierst du dich für Informationen über David Stahls Versteck?», fragte ich mit Reiskas Stimme.
    «Wer spricht da?»
    «Dein alter Freund von der Insel Ouri.»
    «Warum solltest du mir Informationen geben?»
    «Sagen wir mal so: Ich bin mit meinem

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