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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Rytkönen durch den Mord an Ripa die Überzeugung gewonnen, Töten sei ein Kinderspiel.
    «Du scheinst ein Amateur zu sein, sonst hättest du mir die Bilder nicht so einfach gegeben. Die einzige Bezahlung, die du erwarten kannst, ist das hier.» Rytkönen hob den Lauf seiner Waffe und zielte auf meine Schläfe. Der Sensenmann war nur zwanzig Zentimeter entfernt.
    «Nicht schießen, Rytkönen, zum Teufel!» Laitio brach hinter dem Tanzboden aus dem Wald hervor, lärmend wie ein ganzes Kavallerieregiment. Seine Hosenbeine waren schneebedeckt und seine Schuhe rutschig. Rytkönen richtete die Waffe auf ihn. Im Nu stand Laitio vor mir, zwischen mir und dem Tod. Er war außer Atem. Seine Waffe hatte er nicht gezogen.
    «Was soll das, verdammt noch mal! Was willst du von mir?» Rytkönen war puterrot, die Waffe in seiner Hand schwankte hin und her.
    «Gib zu, dass du für Gezolian arbeitest und Risto Haapala getötet hast», antwortete Laitio für uns beide. Sein Ton klang wenig überzeugend.
    «Wer ist Risto Haapala?»
    «Der obdachlose Alkoholiker, dem du vergifteten Schnaps gegeben hast!» Ich schaffte es nicht mehr ganz, mit Reiskas tiefer Stimme zu sprechen, und Rytkönen zuckte zusammen, als er meinen Ausruf hörte. Ich senkte den Kopf und hoffte, dass der Schirm der Pelzmütze mein Gesicht verdeckte. Bot Laitios Körper ausreichenden Blickschutz? Konnte ich unbemerkt meine Waffe ziehen? Wenn nur meine Hände nicht solche brüchigen Eisklumpen gewesen wären!
    «Ihr redet Blödsinn. Ich habe Besseres zu tun, als Jagd auf obdachlose Alkoholiker zu machen.»
    «Risto Haapala war dir zufällig in den Weg geraten, als du nach David Stahl gesucht hast. Zuerst hast du Einbrecher angeheuert, sich im Sans Nom umzusehen, und dann hast du dich selbst auf die Lauer gelegt.»
    «Hände aus der Tasche, du Scheißkerl, wer immer du bist!», brüllte Rytkönen mich an, als er meinen Versuch, die Waffe zu ziehen, bemerkte. «Juri, hierher!», rief er dann in Richtung Wald. «So dumm, allein herzukommen, war ich auch nicht, und ihr wiederum seid bestimmt nicht unbewaffnet zu dieser Farce aufgebrochen. Klopf sie ab, Juri!»
    Juri Trankow kam hinter dem Wohngebäude hervor. Seine Lippen zitterten, und er stolperte in viel zu dünnen Schuhen durch den Schnee.
    «Schau an, Paskewitschs Bastard!», rief Laitio auf Englisch. «Ich hatte recht, Scheiße findet zu Scheiße.»
    Trankow sah aus, als wolle er zuschlagen, befolgte aber Rytkönens Anordnung und klopfte Laitio ab. Die Dienstwaffe, die sich in der Manteltasche fand, reichte er gehorsam an Rytkönen weiter.
    Dann war ich an der Reihe. Wie hatten mich diese Hände jemals erregen können? Trankow wusste von meiner Deckgestalt Reiska. Erriet er, dass ich mich hinter dem Schnurrbart verbarg, und wenn ja, spielte es eine Rolle für ihn? Er sah mich nicht an, als er nach meiner Glock suchte. Erkannte er sie als die Waffe, die er in Långvik in der Hand gehalten hatte? Sein Gesicht war eine wächserne Maske. Dennoch war ich mir sicher, dass er meinen Eigengeruch so deutlich wahrnahm wie ich seinen. Er nahm meine Waffe und trat ein paar Schritte zurück, ließ die Patronen herausfallen und steckte die Glock in seine Brusttasche.
    «Bist du sicher, dass sie jetzt sauber sind?», fragte Rytkönen in schwerfälligem, holprigem Englisch. Trankow nickte, ihm schien übel zu sein.
    Rytkönen wog die beiden Polizeirevolver ab, entschied sich dann für Laitios Waffe.
    «Am besten nehme ich die. Dann gibt es keinerlei Verbindung zu mir.»
    «Muss das sein?» Trankows Worte klangen fast wie ein Schluchzer.
    «Ich habe dieses Arschloch von Anfang an gehasst.» Rytkönen zielte auf den vor mir stehenden Laitio, der sich instinktiv zur Seite warf. Die Kugel traf ihn in den Oberschenkel, er fiel fluchend zu Boden und riss mich mit sich.
    «Die Mätzchen sind zwecklos. Ihr habt ausgespielt.» Rytkönen hob die Waffe erneut und trat so nahe an Laitio heran, dass er ihm den Lauf an den Kopf drücken konnte. Ich wagte nicht, mich zu rühren, während sich Laitio über mir breit machte wie ein Schild, als wolle er mich noch als Toter vor Rytkönens Kugeln schützen.
    «Hör auf!», schrie Trankow. «Begreifst du nicht, wer das ist?»
    Rytkönen drehte sich zu ihm um, zielte mit der Waffe aber weiterhin auf Laitio. Ich richtete mich so weit auf, dass ich Trankow sehen konnte. Er hatte eine Pistole in der Hand und zielte auf – Rytkönen.
    «Lass die Waffe sinken, Mara!», brüllte Trankow. «Lass sie gehen!

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