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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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los.
    Lisa meldete sich beim Überwachungsteam und teilte ihnen mit, dass ich den Großen Vogel im Männerklo zurückgelassen hätte, was sie schon wussten. Sie hörte kurz zu, meldete sich ab und sagte zu mir: »Der Große Vogel … ist hingefallen oder so was Ähnliches.«
    »Da besteht Rutschgefahr, wenn es nass ist.«
    Ich fuhr aus der Stadt und in Richtung Jersey Turnpike.
    Nach ein paar Minuten fragte sie mich: »Hatten Sie … einen Zusammenstoß mit ihm?«

    »Hey, wie ist es für uns gelaufen? Was haben Sie denn da?«
    Sie warf einen Blick in den Behälter am Boden und sagte: »Ich glaube, wir haben zehn Dollar gewonnen.«
    »Nicht schlecht für eine Stunde Arbeit.«
    Sie schwieg zunächst, dann sagte sie: »Tja, ich nehme an, er ist nicht in der Position, sich beschweren zu können.«
    Ich erwiderte nichts.
    Wir stießen auf den Turnpike und fuhren Richtung Norden, auf die Stadt zu, die etwa hundertdreißig Meilen entfernt war, knapp zwei Stunden, wenn ich mich ranhielt. Die Sonne war hinter dem Horizont versunken, und der Himmel im Westen wurde rasch dunkel.
    »Sind wir irgendwie auf der Flucht?«, fragte Lisa.
    »Nein. Wir vertreten das Gesetz.«
    »Richtig.« Und sie fügte hinzu: »Man hat mir gesagt, dass ich von Ihnen viel lernen würde.«
    »Bin ich eine Legende?«
    »Nur Ihrer Meinung nach. Aber Sie scheinen ein netter Kerl zu sein, und Sie sind schlau«, stellte sie dann fest. »Aber Sie haben auch eine andere Seite.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Sie sind auf Rache aus«, stellte sie fest.
    »Tja, wenn ja, bin ich im richtigen Gewerbe.«
    Dazu fiel ihr keine Antwort ein, und wir fuhren schweigend weiter.
    Nach einer Weile sagte sie zu mir: »Wenn wegen heute Abend irgendetwas nachkommt, waren Sie nie außer Sichtweite von mir.«
    »Da wird nichts nachkommen«, versicherte ich ihr. »Aber trotzdem danke.«
    »Und vielleicht tun Sie für mich eines Tages das Gleiche.«
    »Da gibt’s kein Vielleicht.«
    Sie warf mir einen Blick zu und starrte dann durch die Windschutzscheibe
auf die dunkle Straße vor uns. »Das ist ein hartes Gewerbe«, sagte sie wie zu sich selbst.
    Wie bist du denn darauf gekommen? »Und es wird noch härter«, erwiderte ich.
    Sie nickte, dann sagte sie: »Gut.«
    Ich hielt an einer Raststätte, Lisa Sims bekam ihr Muffin, ich tankte, und wir nahmen uns einen Kaffee mit.
    Als wir wieder auf der Piste waren, redeten wir hauptsächlich über New York und ein bisschen darüber, dass ich bei den Twin Towers war, als sie gerammt wurden. So etwas verändert einen. Tausende von Menschen sterben zu sehen verändert einen.
    Wir nahmen den Holland Tunnel nach Manhattan, und ich setzte sie an der Federal Plaza 26 ab, wo sie noch etwas zu tun hatte. »Geben Sie die Jetons in der Buchhaltung ab«, erinnerte ich sie.
    Ich fuhr weiter zu meiner Wohnung an der East 72 nd und war kurz nach zehn Uhr an der Tür.
    Kate war daheim, schaute sich die Nachrichten an. »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie mich.
    »Okay. Die Zielperson ist runter nach AC gefahren, und wir sind ihr gefolgt.«
    »Einen Drink?«
    »Klar. Wie war dein Tag?«
    »Den ganzen Tag im Büro.«
    Wir machten uns Drinks, stießen an, knutschten ein bisschen, setzten uns hin und schauten uns die Nachrichten gemeinsam an.
    Ich wartete auf eine Story über einen iranischen UNO-Diplomaten, den man mit im Schlund steckenden Eiern im Männerklo des Taj-Mahal-Casinos gefunden hatte, aber offenbar hatte das keinen Nachrichtenwert.
    Wir schalteten den Fernseher aus, und Kate und ich plauderten über unseren Tag im Kampf gegen den Terrorismus. Nachdem
wir das Thema erschöpfend behandelt hatten, erinnerte sie mich daran, dass wir am Wochenende nach Norden fahren wollten  – zum Fallschirmspringen.
    Das war nicht mein Lieblingsthema, auch wenn sie sich dafür begeisterte.
    Abgesehen davon, dass ich weder Bäume, Wälder noch Bären mag oder was es sonst noch alles nördlich der Bronx gibt, springe ich bestimmt nicht gern aus Flugzeugen. Ich habe keine besondere Angst vor der Höhe oder gar vor dem Tod, aber ich sehe nicht ein, weshalb ich mich aus Jux und Tollerei in Gefahr bringen soll. Ich meine, mein Job ist gefährlich genug. Und ich bekomme dabei so viel Spaß, wie ich will. Zum Beispiel heute Abend.
    Aber ich bin ein guter Kerl und ein guter Ehemann, deshalb habe ich mit dem Fallschirmspringen angefangen. Und im Geist des Quidproquo – wie die Diplomaten sagen – hat Kate mit dem Trinken und dem Oralsex angefangen. Es klappt.
    Ich

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