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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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zuckersüß um. »John, ich liebe dich. Du hast mir das Leben gerettet, und auf diese Weise will ich es dir vergelten. «
    Irgendwie war mir offenbar ein Glied dieser Argumentationskette entgangen. Ich musste unbedingt mit Walsh und auch mit
Paresi sprechen, aber unterdessen … »Okay«, sagte ich. »Am Montag nach Minneapolis.«
    »Minnesota.«
    »Richtig. Okay, ich muss los.«
    »Du kannst nirgendwohin. Bleib zum Essen.« Sie lächelte und sagte: »Zum Nachtisch gibt’s heute vorzeitige Entlassungen.«
    Sie musste den ganzen Morgen darüber nachgedacht haben. Ich lächelte, aber ich nehme an, es war kein aufrichtiges Lächeln, denn sie sagte: »Freu dich, John. In einer Woche wirst du ein ganz anderer Mann sein.«
    Irgendwie mochte ich den Mann, der ich war, auch wenn es anscheinend niemand anderem so ging.
    Es wurde also ein langer Nachmittag im Krankenhauszimmer, aber ich schaffte es, fröhlich zu wirken und an Kates Freude teilzuhaben. Bevor ich ging, sagte Kate zu mir: »Es geht mir so viel besser, weil ich weiß, dass du heute Nacht nicht draußen bist.«
    »Mir auch.«
    »Und bevor wir abreisen, rufst du Tom an und erzählst ihm von Boris.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und sorge dafür, dass du bis Montagmorgen alles gepackt hast, damit wir etwas Zeit haben.«
    »Wofür? Oh … natürlich. Ja.« Endlich mal etwas, das ich gut fand.
    »Bis heute Abend.«
    Wir küssten uns, und ich ging.
    Nun ja, ich hatte nur noch knapp achtundvierzig Stunden, bis ich auf dem Weg ins Exil war. Bis dahin blieben mir möglicherweise noch ein, zwei Züge.
    Oder ich hatte kein rechtes Verständnis dafür, dass ich vom Boss und der Gemahlin in diese Klemme gebracht worden war – die perfekte Links-Rechts-Kombination. Es war ätzend.

    Sobald ich wieder in meinem Apartment war, rief ich Paresi an, um mich über diesen neuesten Stand der Dinge zu beschweren und festzustellen, ob er sich für mich einsetzen würde. Aber ich erreichte nur seine Voicemail, deshalb hinterließ ich eine Nachricht, eine gut austarierte Mischung aus professionellen Bedenken und persönlicher Enttäuschung. Außerdem ließ ich ein paar vage Drohungen und ominöse Warnungen vor einer Katastrophe einfließen. Für gewöhnlich bringt man die Bosse mit so etwas dazu, noch einmal darüber nachzudenken, was für den Fall und sie selbst am besten ist.
    Danach rief ich Tom Walsh an, aber es war Samstag, und offenbar nahm Tom keine dienstlichen Anrufe entgegen – jedenfalls nicht von mir. Ich hinterließ eine Nachricht, die sich auf seine Bedenken bezog, und brachte ein überzeugendes Argument dafür vor, dass wir die Operation fortsetzen sollten oder er mich wenigstens wieder in die Dienststelle lassen sollte, damit ich den Fall weiter bearbeiten konnte. Ich machte das ziemlich gut, bis ich sagte: »Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in Zukunft mit mir sprechen, bevor Sie mit meiner Frau sprechen.« Ich wollte nicht mit einem säuerlichen Unterton aufhören, deshalb fügte ich hinzu: »Rufen Sie mich an, dann können wir das Ganze unter Männern bereden, ohne dass Sie hinter meinem Rücken – « Hoppla. »Rufen Sie mich an.«
    Ich legte auf.
    Ich hätte ihm von Boris erzählt, wenn er den Anruf entgegengenommen und mir beigepflichtet hätte, dass ich hier unentbehrlich war. Jedenfalls würde ich es ihm am Dienstag erzählen, wenn die Zeit abgelaufen war, die ich Boris gewährt hatte, um festzustellen, ob Khalil ihn kaltmachen wollte. Leider musste ich Tom dann möglicherweise von einer Kuhweide aus anrufen.
    Als ich mich gerade für meinen Besuch im Bellevue fertig machte, klingelte mein Festnetztelefon und die Anruferkennung war
blockiert. Niemand von der ATTF, Paresi und Walsh eingeschlossen, würde mich normalerweise unter dieser Nummer anrufen, und Kates neues Handy würde nicht die Anruferkennung blockieren. Vielleicht waren es also meine Eltern. Oder ihre. Aber bei denen stand auch nie »blockiert« da, sondern allenfalls »anonymer Anrufer«.
    Nun ja, das ließ sich am besten rausfinden, wenn … Ich nahm ab. »Corey.«
    Schweigen. Ich wusste, wer dran war.
    Ein Mann, der mit Akzent sprach sagte: »Ich bin es.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Mr Corey? Hier ist Asad Khalil.«
    »Ich habe Ihren Anruf erwartet«, erwiderte ich ganz ruhig.
    »Das weiß ich«, sagte er. »Ich habe Ihre Nummer auf dem Handy Ihrer Frau gefunden, deshalb rufe ich an, um Ihnen mein Beileid auszusprechen.«
    »Das ist echt krank.«
    »Und es tut mir leid um den Tod Ihres Freundes

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