Der Löwe
Heimreise.«
»Nun ja, ich würde das so sehen. Sie würden das so sehen. Aber wissen Sie, er ist sowieso in der Stadt, warum also auf dem Rückweg nicht noch ein paar Leute kaltmachen?«
»Der muss einen Riesenhass in sich haben, der ihn schier verzehrt«, stellte Captain Paresi fest.
»Meinen Sie?«
Paresi blätterte weiter in dem Ordner und fragte: »Steht hier irgendetwas drin, das mir bei der Suche nach Asad Khalil nützlich sein könnte?«
»Die Namen und Kontaktinfos von Leuten, mit denen wir weltweit zusammengearbeitet haben – Mitarbeiter von ausländischen Nachrichtendiensten, Polizeibehörden, Interpol und Informanten.«
»Gut. Wurde Khalil irgendwo gesichtet?«
»Nein. Allem Anschein nach war er drei Jahre lang wie vom Erdboden verschwunden.« Und ich fügte hinzu: »Die wirklich schlimmen Typen tauchen oft ab, bevor sie zu einem neuen großen Auftrag starten.«
Paresi nickte und sagte: »Ich nehme an, er hat sich auf diese Sache vorbereitet.«
»Oder er hat in Afghanistan oder im Irak gekämpft.«
Paresi nickte, dann fragte er mich: »Was ist mit der Belohnung von einer Million Dollar? Hat die irgendjemand bekommen?«
»Nein, aber es gibt ein paar Interessenten.«
»Richtig. Auf diese Weise finden wir neunzig Prozent aller Arschlöcher, die wir suchen. Geld redet.«
»Es sei denn, die Leute haben eine Heidenangst. Oder der Typ, den wir suchen, ist zu einer Legende geworden. Wie viel bieten wir für Osama bin Laden?«
»Zwanzig Millionen, glaube ich.«
»Saddam Hussein?«
»Fünfundzwanzig Millionen«, erwiderte er.
»Wie kommen wir damit voran?«
»Das werden wir sehen.«
Paresi und ich gingen noch ein paar Fragen durch und kamen darauf zu sprechen, wo sich Khalil verstecken könnte. Wir waren beide der Meinung, dass er sich nicht in einer muslimischen Wohngegend verkriechen würde, wo Detectives der Task Force nach ihm Ausschau halten würden – oder wo jemand zu dem Schluss kommen könnte, dass sogar eine mickrige Million Dollar einfach eine zu große Versuchung war.
»Wie wir sehen«, sagte ich zu Paresi, »ist Khalil finanziell gut ausgestattet, und er hat raffinierte Unterstützer, offenbar ein Netzwerk oder eine Zelle hier in New York. Wer immer diese Leute auch sein mögen, sie haben vermutlich ein sicheres Haus in Manhattan – Apartments, die von der Firma XYZ für Kollegen auf Besuch gemietet wurden. Sie könnten sogar in Ihrem Haus ein Apartment haben.«
Er rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Oder in Ihrem.«
»Richtig. Oder in Walshs. Tatsache ist, dass Asad Khalil nicht auf der Couch von Cousin Abdul in Bay Ridge schläft oder in einer Schischa-Bar Tee trinkt. Er sondert sich völlig von seinen Landsleuten ab – bis er irgendwas von ihnen braucht, und auch dann hat er ein, zwei Sicherungen eingebaut, sodass er nicht direkt mit dem Typ zu tun hat, mit dem er sich schließlich trifft. Als sich zum Beispiel Farid in Kalifornien und Amir hier in New York mit Asad Khalil getroffen haben, war das ihre erste Begegnung – und zugleich ihre letzte.«
Paresi dachte einen Moment lang nach, dann sagte er: »Wenn Khalil die SMS gelesen hat, die Walsh an Kates Handy gesendet hat, dann könnte er aufgeschreckt sein – was sowohl gut als auch schlecht ist. Gut, weil es ihn von seinen libyschen Kontaktpersonen abschneidet, und schlecht, weil wir uns dadurch keine große Hoffnung machen dürfen, einem Abdul folgen zu können, der uns zu einem anderen Abdul führt, der uns wiederum zu Khalil führen könnte.«
»Das stimmt. Aber mir ist es lieber, wenn Khalil aufgeschreckt und von seinen Kontaktpersonen isoliert ist«, erwiderte ich und erinnerte ihn: »Wir kennen drei sichere Apartmentgebäude in Manhattan, und die sollten Sie rund um die Uhr überwachen lassen.«
»Machen wir.«
»Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Unterstützer eine noch nie benutzte Unterkunft für ihn haben.«
Paresi dachte über all das nach und schloss: »Es wird nicht leicht werden, diesen Typ auf die übliche Weise ausfindig zu machen.«
»Nein. Aber wir werden ihn finden.«
»Richtig. Mörder hinterlassen immer eine Spur, und manchmal patzen sie am Tatort.«
»Genau. Und wir haben den Vorteil, dass wir zumindest eine Person kennen, die er umbringen will.«
Captain Paresi dachte anscheinend daran, dass er ebenfalls auf Khalils Liste stehen könnte. »Über persönliche Sicherheitsvorkehrungen sprechen wir in Walshs Büro.«
»Vielleicht sollten wir jetzt über Ihre Annahmen
Weitere Kostenlose Bücher