Der Löwe
sprechen, was Khalil hier sonst noch vorhaben könnte, um sich bei seinen Unterstützern zu revanchieren«, sagte ich zu ihm.
Ein paar Sekunden lang erwiderte er nichts, dann sagte er: »Das wäre ein Gespräch mit sehr vielen Mutmaßungen.« Und er fügte hinzu: »Wir haben keinerlei Erkenntnisse darüber.«
»Wir sollten unbedingt dranbleiben und nach Hinweisen auf einen größeren Terroranschlag suchen«, wandte ich ein.
Er ging nicht direkt darauf ein, sagte aber: »Wir sollten ihn so schnell wie möglich dingfest machen, damit wir uns darüber keine Gedanken mehr machen müssen.« Und er fügte hinzu: »Wenn wir ihn kriegen, können wir ihm die entsprechenden Fragen stellen.«
Offenbar wollte Captain Paresi dieses Thema, das er selbst
zur Sprache gebracht hatte, nicht weiterverfolgen. Zumindest wollte er es nicht mit mir weiterverfolgen.
Vince Paresi ist ein guter Kerl – ein ehrlicher Cop –, und er war genau wie ich in einer Welt des Strafrechts gelandet, die anders war als die, in der wir einst tätig gewesen waren. Wir hatten uns angepasst und hofften, dass wir im Sinne der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der amerikanischen Lebensart das Richtige taten. Und meistens, glaube ich, war dem auch so – wenn man mal davon absah, dass ab und zu etwas Merkwürdiges vorkam und wir aufgefordert wurden, uns zurückzuziehen und den Mund zu halten. Und als Beweis dafür, dass wir immer noch Außenseiter waren, wurden wir nie darum gebeten, irgendetwas zu tun, das fragwürdig war. Ich meine, ich habe solche Sachen auf eigene Faust gemacht.
Als hätte Paresi meine Gedanken gelesen, sagte er zu mir: »Ich habe das Gefühl, dass Sie möglicherweise daran denken, dieser Sache auf eigene Faust nachzugehen. Deshalb folgender Rat: Lassen Sie es sein. Und wenn Sie es doch machen, dann seien Sie vorsichtig – und erfolgreich. Wenn Sie nicht erfolgreich sind, wird man Sie strafrechtlich belangen. Wenn Sie nicht vorsichtig sind, sind Sie tot.« Und er fügte hinzu: »Das ist inoffiziell. «
Offiziell ging ich nicht darauf ein.
Er warf einen Blick auf seine Uhr und sagte: »Wir sind schon eine Minute zu spät dran.« Er stand auf, ging zu den Aufzügen und nahm meinen Ordner mit.
Ich wartete ein paar Minuten, dann folgte ich ihm.
29
T om Walsh gab keinerlei Kommentar dazu ab, dass ich zu spät kam und George Foster gar nicht erschienen war. Außerdem fiel mir auf, dass Paresi meinen Ordner über Khalil nicht bei sich hatte.
Walsh schaute mich an und sagte: »John, lassen Sie mich zunächst feststellen, dass Sie in diesem Fall hervorragende Arbeit geleistet haben und wir Ihr Pflichtbewusstsein zu schätzen wissen, vor allem angesichts von Kates schweren Verletzungen und dem Stress – Betonung auf Stress –, unter dem Sie standen – «
»Danke.«
»Wissen Sie, ich habe über diese Sache nachgedacht und mich mit Captain Paresi beraten, und ich möchte Ihnen dringend vorschlagen, dass Sie aufgrund Ihrer traumatischen Erlebnisse um Urlaub bitten, damit Sie bei Ihrer Frau sein können.«
Ich ging nicht darauf ein.
Er versüßte mir das Angebot und sagte: »Das wird natürlich ein bezahlter Urlaub sein.«
»Wie lange?«, fragte ich.
»Dreißig Tage.« Und er fügte hinzu: »Vielleicht auch länger.«
»Diese Sache wird innerhalb einer Woche vorbei sein«, erklärte ich ihm.
Ohne einen Kommentar zu dieser Voraussage abzugeben, fuhr er fort: »Ich würde Ihnen raten, in Ihrer Wohnung zu bleiben, von den notwendigen Besorgungen und dergleichen mehr einmal abgesehen.«
»Darf ich mir das Spiel der Yankees ansehen?«
»Nein.« Er fuhr fort: »Sie werden zu Hause reichlich Zeit haben, um Ihren Bericht über den Vorfall zu schreiben und ein vertrauliches Memo an mich zu verfassen, in dem Sie alles darlegen, was Sie über Asad Khalil wissen und was vor drei Jahren vorgefallen ist.«
Ich warf einen Blick zu Paresi und rechnete damit, dass er zu Walsh sagte: »Tom, ich habe einen ganzen Aktenordner, den mir John gerade zu diesem Thema gegeben hat. Ich mache Ihnen eine Kopie davon.«
Aber das sagte Captain Paresi nicht. Denn Captain Paresi war vom FBI so oft aufs Kreuz gelegt worden, dass er das für sich behielt. Warum Informationen teilen? Macht doch sonst auch keiner. Paresi träumte natürlich davon, dass er und seine Detectives – ohne Detective Corey – Asad Khalil ohne Hilfe des FBI finden würden. Konkurrenz ist immer gut. Wir sind keine Sozialisten. Und wir sind eigentlich auch keine
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