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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Walsh fort, »doch es könnte auch ein Zufall sein.«
    Ich brachte meine ungebetene Meinung ein und sagte: »Khalil hat den Taxifahrer ermordet. Deswegen haben Sie Khalil zur Fahndung ausgeschrieben, und deswegen liegt sein Foto in jedem Polizeiwagen der Stadt.«
    Weder Walsh noch Paresi fragten mich, woher ich das wusste, obwohl sie mittlerweile natürlich zu dem Schluss gekommen waren, dass John Corey noch immer ans Blaue Netzwerk angeschlossen war. Nun ja, war ich auch, aber mit jedem Jahr, das seit meiner Pensionierung wegen Berufsunfähigkeit verging, wurden meine Quellen beim NYPD weniger, und mittlerweile hatte ich den Großteil der Gefallen eingefordert, die man mir schuldig war. Dennoch konnte ich jederzeit meine Dienstmarke zücken und mit einem Streifenpolizisten reden.
    »Die Mordkommission des NYPD ermittelt in diesem Mord und wird uns auf dem Laufenden halten«, schloss Walsh.
    Walsh teilte uns noch ein paar Kleinigkeiten mit, darunter auch die nicht weiter überraschende Erkenntnis, dass Global Entertainment in Liechtenstein und Hydra Shipping in Athen Scheinfirmen waren. Interpol und die Polizei in beiden Ländern hatten die Ermittlungen aufgenommen.
    Im Polizeidienst, beim Nachrichtendienst und beim Antiterrordienst sagen wir immer: »Es ist wichtig zu wissen, wer die Kugel abgefeuert hat, aber noch wichtiger ist es zu wissen, wer dafür bezahlt hat.«
    In der Tat. Und wenn man das weiß, kann man das Gesamtbild erraten.
    Wer unterstützte Asad Khalil? Und warum? Er konnte diese Sache nicht allein durchgezogen haben. Mein Wissen um Geopolitik ist begrenzt, aber ich wusste, dass Libyen und sein merkwürdiger Staatschef, Oberst Muammar al-Gaddafi, stillhielten,
seit wir sie 1986 windelweich bombardiert hatten. Warum sollte er also das Risiko eingehen und einen psychotischen Terroristen unterstützen – für ihn sprang dabei nicht mehr heraus als weitere Bomben.
    Der nächste übliche Verdächtige war al-Qaida, aber deren Fingerabdrücke sah ich bei dieser Sache nicht – es sei denn, es sprang etwas für sie heraus. Was mich auf den Gedanken an eine Gegenleistung brachte.
    Es könnte sein, dass eine Terrororganisation, die über einige Mittel und Möglichkeiten verfügte, Asad Khalil mit Finanzen, Scheinfirmen, Pässen und Geheiminformationen über seine angehenden Opfer versorgt hatte – darunter auch ich und Kate. Aber Asad Khalil war in eigener Sache unterwegs, und die war weder groß noch bedeutend genug, als dass man im Krieg gegen die USA damit etwas ausrichten konnte. Ganz sicher war sie im Vergleich mit 9/11 eher unbedeutend. Ich meine, Mr und Mrs Corey kaltzumachen war für al-Qaida nicht vordringlich.
    Deshalb musste Khalil den Gefallen vergelten; er musste für seine Unterstützer ein großes Ziel ausschalten – ein Gebäude oder Monument, vielleicht auch eine oder mehrere wichtige Personen.
    Über all das dachte ich nach, während Walsh sich über dies und das ausließ und mittlerweile meistens George Foster ansprach. Ich wartete darauf, dass Walsh auf das Thema kam, wer hinter Asad Khalil stecken könnte, und auf die Möglichkeit eines großen Anschlags mit einer Massenvernichtungswaffe. Aber anscheinend stand das nicht auf seiner Tagesordnung. Vielleicht später.
    Walsh beendete sein Gespräch mit George, der – während ich geistesabwesend war – offenbar gerade zum zuständigen Agenten für diesen Fall ernannt worden war. Damit konnte ich leben, aber ich machte mir ein paar Sorgen um meinen künftigen Status bei diesem Fall. Tom, schöner Schlips.

    Walsh sagte: »Wir haben ein Beweismittel, das ich Ihnen gern zeigen würde.« Er nahm eine Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Fernseher in der Ecke ein. Nach ein paar Sekunden sahen wir, wie ein Haufen Arschlöcher aus einem Flugzeug sprang. Die erste Einstellung war offensichtlich von einem Fallschirmspringer aufgenommen worden, der sich im freien Fall befand, und sie war ein bisschen rucklig, wie man sich vorstellen kann. Nichtsdestotrotz erkannte ich etwa zwanzig Idioten, die in Superman-Haltung durch die Luft flogen und versuchten, eine Art Atomium oder so was Ähnliches zu bilden. Ich meinte zu sehen, wie Craig einer angeschossenen Ente gleich mit Armen und Beinen um sich schlug.
    Walsh starrte auf den Bildschirm. »So was machen Sie?«, fragte er mich.
    »Kate und ich lieben es«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Sie sollten es auch mal probieren.« Ich packe deinen Fallschirm.
    Walsh spulte vor. Diese Aufnahme war

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