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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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konnte er nicht sagen. Einzelgängertum war nicht weit entfernt von Einsamkeit, und davor hatte er Angst. Er meinte, ähnliche Eigenschaften bei Ellie entdeckt zu haben, aber ob sich diese Gemeinsamkeit als gute Basis für eine Ehe erweisen würde, darüber wagte er nicht zu spekulieren. Allerdings überstieg der Gedanke an ein Leben ohne Ellie seine Vorstellungskraft nicht weniger. Und das ist wahrscheinlich die beste Definition von Liebe, die ich auf einem Polizeirevier erwarten kann, sagte er sich. Motive, jemanden zu heiraten, gab es mindestens ebenso vielfältige und ausgefallene wie Motive, jemanden umzubringen. Das klang wie die Art schwacher Trost, die Dalziel zweifellos anzubieten hätte!
    Er kehrte mit seinen Gedanken zu seiner Arbeit zurück. Im Moment bestand sie im Wesentlichen darin zuzuhören, weil anscheinend allen nach Reden zumute war.
    Etherege war wach und auf dem Wege der Besserung.
    Sobald sie diese Nachricht erreichte, schickte Dalziel Pascoe ins Krankenhaus, um ihn zu befragen. »Ich bezweifle, dass er mit mir sprechen würde«, sagte er.
    Der Antiquitätenhändler gab die zwölf Einbrüche, die ihm zur Last gelegt wurden, unbekümmert zu. Er bedauerte nur, dass er seine Vorgehensweise geändert hatte. Er hatte für den Wochenanfang einen seiner üblichen Raubzüge auf dem Programm stehen gehabt, aber die Leute hatten es sich anders überlegt und waren zu Hause geblieben. Wie sich herausstellte, war Matthew Lewis einer seiner Kunden gewesen und hatte unglücklicherweise erwähnt, dass diese Woche niemand da sein würde, um den Tisch in Empfang zu nehmen, den Etherege für ihn restaurierte.
    »Normalerweise würde es mir nicht im Traum einfallen, es bei einem Kunden zu versuchen«, sagte Etherege tugendhaft. »Aber als aus der anderen Sache nichts wurde, fand ich es irgendwie schade, das Ganze abzublasen. Müßiggang ist nämlich aller Laster Anfang.«
    »Aha. War das der Grund, weshalb Sie ihn umgebracht haben?«, fragte Pascoe. »Weil er Sie erkannt hat?«
    »Unsinn!«, erklärte Etherege. »Ich hatte einen Nylonstrumpf übergezogen. Ich hab ihm nur aus Notwehr auf den Kopf geklopft, als er mich angriff. Nichts als ein unglücklicher Zufall, das können Sie mir glauben.«
    Pascoe glaubte ihm kein Wort, aber er hatte nicht darüber zu bestimmen, welche Anklage gegen Etherege erhoben werden würde.
    »Was hat Davenant gesagt, als er hörte, dass Sie jemanden umgebracht haben?«, fragte er beiläufig.
    »Sie glauben doch nicht, dass ich es überall herumerzählt habe?«, empörte sich der andere. »Meine Güte! War das eine Falle? Oder haben Sie wirklich von Anton gewusst?«
    »Wir haben es gewusst«, behauptete Pascoe. »Wie haben Sie ihn eigentlich gewarnt?«
    »Wir hatten da unser kleines System. Wenn ich ihm signalisieren wollte ›schau rein‹, habe ich ein grässliches viktorianisches Genrebild ins Schaufenster gestellt. Nicht blöd, oder?«
    »Was ist letzten Mittwoch passiert?«
    »Ach, ich hatte keinen Nerv für den Kerl, nach dem, was gerade mit Lewis passiert war, und ohne meinen Partner, der mich hätte trösten können. Das alles hat mir nämlich schwer zu schaffen gemacht. Er hat dann angerufen und einen Termin für gestern ausgemacht. Den hat er aber abgesagt, und stattdessen ist dieser schreckliche Fettsack dahergekommen. He, es war nicht vielleicht Davenant, der Sie auf unsere Spur gebracht hat?«
    »Es steht uns nicht frei, unsere Informationsquellen preiszugeben«, sagte Pascoe würdevoll. Etherege nickte, als seien seine Vermutungen bestätigt worden, und als Pascoe zehn Minuten später ging, war er in Besitz einer genauen Liste aller Gegenstände, die Davenant je von Etherege übernommen hatte.
    Auf dem Revier hingegen hatte Dalziel mit Cowley und Clayton nicht den Erfolg, den er sich erhofft hatte. Wie Etherege versuchten auch sie, einen Mittelweg zu finden zwischen dem Eingeständnis dessen, was nicht zu leugnen war, und dem Leugnen dessen, was die schwerste Strafe nach sich ziehen würde.
    Cowley begann damit, jedes Wissen über die Aktivitäten seines Kompagnons zu leugnen, als er jedoch mit den Beschuldigungen der Sekretärin konfrontiert wurde, schwenkte er schnell um und behauptete stattdessen, seine Teilhaberschaft sei lediglich eine stille gewesen. Dalziel spielte dieses Spiel so lange mit, bis er auch das letzte Zugeständnis aus Cowley herausgepresst hatte, das unter diesen Voraussetzungen zu erwarten war. Dann beschuldigte er ihn, Archie Selkirk zu sein, und

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