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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Winterlandschaft, in der die Geräusche vom Schnee gedämpft waren. Er fuhr instinktiv, ja es war, als führe der Wagen von selbst, lege sich in Kurven, schwebe über Bodenerhebungen, als gebe es eine ganz andere Verbindung mit der Außenwelt als die bloße Bewegung. Sein Verstand, sonst zügellosen Phantastereien eher abgeneigt, war seltsam apathisch, bereit hinzunehmen, dass diese Reise in der Zeitlosigkeit irgendwie nie zu Ende gehen würde. Oder dass die Zeit überlistet worden sei, und dass sie erneut an jenem Samstag vor zwölf Tagen unterwegs waren, ohne dass am Ende dieses Weges irgendwelche Schrecken ihrer harrten.
    »Thornton Lacey«, sagte Ferguson anerkennend. »Sie liegen gut in der Zeit, Sergeant. Verzeihung,
Sir

    »Ja«, erwiderte Pascoe.
    Er fuhr direkt zum Polizeirevier. Crowther war im Dienst.
    »Morgen«, sagte er.
    »Morgen«, sagte Pascoe. »Ich glaube, Sie haben da jemanden für uns.«
    »Mr. Backhouse trinkt gerade Kaffee im Wohnzimmer, Sir. Soll Mrs. Crowther Ihnen auch einen bringen?«
    »Das wäre sehr freundlich«, antwortete Pascoe ohne Begeisterung. Er hatte gehofft, Glück zu haben, Davenant einfach abholen und davonfahren zu können.
    »Hallo, Peter. Sie heißen doch Peter, oder?« Backhouse erhob sich und lächelte. Wie ein Gutsbesitzer, der einen Tischgast begrüßt.
    Auf einmal gibt’s nur mehr Vornamen, dachte Pascoe. Vielleicht geht das Gerücht, dass ich demnächst Polizeipräsident werde.
    »Ja, Sir«, bestätigte er. »Das ist Detective-Constable Ferguson. Haben Sie uns Davenant mitgebracht?«
    »Nein. Um die Wahrheit zu sagen, nein«, sagte Backhouse. »Setzen Sie sich doch, bitte. Ferguson, vielleicht möchten Sie ja gerne sehen, wie ein kleines Revier auf dem Land aussieht? Es wäre Constable Crowther bestimmt ein Vergnügen, Sie herumzuführen.«
    Einen Augenblick stand Ferguson unentschlossen da. Bei Dalziel gab es nämlich wirklich eine Auswahl, wenn er einem die Wahl ließ. Wenn er wollte, dass einer ging, dann sagte er ihm auch, dass er abschieben solle.
    Pascoe blickte bedeutungsvoll zur Tür, und Ferguson ging, als Mrs. Crowther mit dem Kaffee kam.
    Endlich allein, doch ohne den romantischen Beiklang der Redewendung, tranken die beiden Männer zunächst schweigend ihren Kaffee.
    »Davenant ist weg, Sir?«, begann Pascoe.
    »Nein, nein. Er ist noch bei den Culpeppers. Ich habe jemanden zum Aufpassen hingeschickt, keine Angst. Aber es gibt da ein, zwei Dinge, die ich gerne mit Ihnen besprechen wollte, bevor wir ihn abholen.«
    »In welcher meiner Funktionen, Sir?«
    »Wie bitte?«
    »Als Polizist oder …?«
    »Ah, verstehe. Oder als nichtkooperativer Zeuge, was ja Ihre bisherige Rolle in Thornton Lacey war! Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht!«
    Backhouse setzte sich ein bisschen bequemer hin, stellte seine Kaffeetasse auf den Boden und presste seine Fingerspitzen auf Pfarrerart zusammen.
    »Als Erstes«, sagte er, »will ich Ihnen von Pelman erzählen. Auch als es noch so aussah, als ob Colin Hopkins unser Spitzenkandidat wäre, habe ich natürlich nach anderen möglichen Kandidaten Ausschau gehalten. Pelman war bestenfalls ein Außenseiter, und ich war recht verblüfft, als ich ihn plötzlich mit einer rauchenden Schrotflinte vor Ihnen stehen sah.«
    »Noch verblüffter, als Colins Leiche mit einem Bauch voll Schrot zu finden?«, fragte Pascoe.
    »Ja«, gab Backhouse zu. »Ich glaube schon. Das war ja nie ausgeschlossen, obwohl ich nicht gedacht hätte, dass er so nahe sein würde. Egal, je länger ich mich mit Pelman unterhielt, umso weniger kam er für mich in Frage. Ich hatte mir meine Meinung eigentlich schon fast gebildet, bevor Sie am Dienstag weggefahren sind.«
    »Ich dachte mir schon seit langem, dass da etwas im Busch war«, sagte Pascoe.
    »Wie scharfsinnig. Egal, als Mrs. Culpepper bestätigte, um welche Zeit er den Bürgersaal an jenem Abend verlassen hatte, gab es keinen Grund mehr, ihn festzuhalten. Er ist sehr zerknirscht, dass er auf Sie geschossen hat. Er ist klug genug, um zu wissen, wie weit die Rechte eines Grundbesitzers reichen. Ach übrigens, eines habe ich herausgefunden. Es
war
Pelman, der ein Loch in den Zaun an der Lehmgrube geschnitten hat.«
    »Was?«, rief Pascoe aus.
    »Ja. Er hat den Teich als Müllkippe für den Hühnerkot aus seiner Legebatterie benutzt. Daher dieser fürchterliche Gestank. Auch darüber ist er zerknirscht.«
    »Ich nehme an, dass Sie daran gedacht haben«, formulierte Pascoe zaghaft, »dass

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