Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Davenant nicht heimlich zur Küchentür hinausschlüpfte. Oder falls doch, dass Ferguson das Kiesklauben beendet hatte und auf dem Posten war.
    »Was soll man dazu sagen«, fuhr Culpepper fort. »Keiner, der ihn kannte, hat jemals ernsthaft geglaubt, dass Colin die Morde begangen haben könnte, aber dass sich seine Unschuld auf diese Art herausstellt, wollten wir auch nicht.«
    »Einige haben es geglaubt«, widersprach Pascoe. »Die Geschworenen des Coroners und der Coroner selbst, zum Beispiel. Aber das geht mich nichts an, offiziell zumindest. Mr. Culpepper, ich glaube, Anton Davenant hält sich zur Zeit bei Ihnen auf.«
    Es klingelte an der Tür. Nur die alte Mrs. Culpepper zeigte kein Interesse an dem neuen Besucher. Ihr Sohn und ihre Schwiegertochter hatten es offenbar beide eilig, das Zimmer zu verlassen, aber Marianne gewann mit hauchdünnem Vorsprung.
    »Sie sind also hinter Davenant her? So, so. Möchten Sie vielleicht etwas trinken, oder ist es noch zu früh?«
    Wie in Beantwortung seiner Frage ging die Tür auf und Major Palfrey kam mit zwei in braunes Papier gewickelten Flaschen herein.
    »Morgen, Hartley, Morgen, Mrs. Culpepper.« Er bemerkte Pascoe und nickte ihm ausdruckslos zu.
    »Tut mir leid, wenn ich so hereinplatze, aber wie ich Marianne schon sagte, hast du uns gerade auf dem falschen Fuß erwischt, alter Junge. Zu dumm, dass ich nicht da war, als du angerufen hast. Mein Schankbursche ist nicht sehr helle! Das Problem ist, dass wir im Moment recht knapp bestückt sind. Ein paar Flaschen kann ich dir abtreten, aber von Kisten kann keine Rede sein. Tut mir leid.«
    Pascoe hatte das Gefühl, dass es mehr war als die übliche schauerlich herzliche Darbietung. Aber wieso? Weil ich da bin? Treibe ich die Leute immer zum Äußersten?
    »Mach dir keine Sorgen, JP «, sagte Culpepper gleichmütig. »Sam Dixon wird schon was haben. Ruf ihn doch bitte an, Marianne. Im Anne verkaufen sie, glaube ich, eine ganze Menge über die Straße.«
    »Vermutlich«, sagte Palfrey, als fürchte er eine Verunglimpfung. »Du musst es uns rechtzeitig sagen, wenn du vorhast, das Geschäft hier im Ort anzukurbeln. Sie sind also wieder einmal unter uns, Sergeant Pascoe? Was bringt Sie zurück?«
    »Eigentlich hätte ich gern mit Mr. Davenant gesprochen. Ist er da, Mr. Culpepper?«
    Culpepper wechselte einen Blick mit seiner Frau, aber bevor einer der beiden etwas sagen konnte, platzte seine Mutter heraus. »Also, wenn er’s ist, dann haben sie ihn gut versteckt. Ich hab jedenfalls nichts von ihm gesehen.«
    »Danke, Mrs. Culpepper. Nun, Sir. Ist er hier?«
    »Natürlich ist er, Ihr Lieben. Obwohl er’s fast nicht wäre.«
    Da stand er in der Tür. Eine Hand auf der Hüfte, die andere hinter dem Kopf. Anton Davenant. Hinter ihm, im Flur, erhaschte Pascoe einen Blick auf Ferguson.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie hier sind, Teuerster. Und ich wollte gerade ein wenig lustwandeln in der Natur, der grausamen, als ich Ihrem Bubi hier in die Arme gelaufen bin.«
    Bubi
kam schön voll und saftig aus seinem Mund. Pascoe unterdrückte ein Lächeln. Fergusons Belastbarkeit war wahrscheinlich auf eine harte Probe gestellt worden.
    »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, wenn ich darf, Mr. Davenant«, sagte Pascoe.
    »Aber selbstverständlich. Hier?«
    »Möchten Sie vielleicht in mein Arbeitszimmer gehen?«, mischte sich Culpepper ein, bevor Pascoe den Rückzug aufs Revier vorschlagen konnte. War vielleicht keine schlechte Idee, hier zumindest anzufangen. Die Dinge waren in Fluss geraten, dachte er, aber wo der münden würde, das war die große Frage.
    »Danke«, sagte er. »Das ist sehr freundlich.«
    Culpepper führte sie durch die Diele in ein Zimmer neben dem Porzellanzimmer.
    »Ich werde jetzt Sam Dixon anrufen«, sagte Marianne plötzlich. »Wegen der Getränke.«
    »Mach das, meine Liebe«, sagte Culpepper. »Hier herein, meine Herren.«
    Pascoe blieb kurz stehen, als er an Ferguson vorbeikam.
    »Gut pariert«, murmelte er. »Rufen Sie Backhouse an und sagen Sie ihm, dass ich die Partie hier eröffne.«
    Das Arbeitszimmer glich, anders als Pascoe es eigentlich erwartet hatte, eher dem Büro eines Geschäftsmannes als einem Ort, an den ein Gentleman sich zurückziehen würde. Moderner Schreibtisch mit Schreibmaschine, ein Bücherregal voller Nachschlagewerke und Fachbücher, ein Aktenschrank; nichts, das darauf hinwies, hier versuche einer, die Gepflogenheiten des Landadels zu imitieren.
    »Endlich allein«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher