Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Davenant.
    »Sehr richtig, Mr. Davenant. Was hatten Sie gestern Vormittag im schönen Birkham zu tun?«
    »Ich war auf der Durchreise, mein lieber Junge.«
    »Es liegt nicht unbedingt auf dem Weg.«
    »Das kommt darauf an, wohin Sie gehen und woher Sie kommen.«
    »Und wie war das bei Ihnen?«
    »Was?«
    »Was?«
    »Wohin oder woher?«
    »Fangen Sie bitte von Anfang an«, forderte ihn Pascoe auf, der sich köstlich amüsierte. Dalziel würde jetzt schon die Fäuste ballen und grimmig vor sich hin grunzen. Das Einzige, was seine Stimmung verdüsterte, war die nebulose Verbindung zwischen diesem Mann und Brookside Cottage.
    »Na gut, lassen Sie mich überlegen. Vom Anfang. Also dann von Barnsley.«
    »Barnsley?«
    »Warum so erstaunt? Entgegen anders lautenden Gerüchten ist Barnsley kein Hohlraum vulkanischen Ursprungs voll Rauch und Flammen und Schwefeldämpfen. Ein bisschen hinterwäldlerisch, ja; ein bisschen wie ein Grenzposten, ja. Aber nicht ohne Reize, einer davon ist ein erstklassiges Restaurant, dessen Köstlichkeiten ich jedes Jahr für den
Gourmet Guide
teste. Ich bin also am Dienstag von Thornton Lacey abgereist, nach der Untersuchung, wodurch ich natürlich die ganze Aufregung verpasst habe, und machte mich auf den Weg nach Barnsley.«
    »Aha. Und von Barnsley nach …?«
    Davenant warf seine Hände in einer Geste der Verzweiflung in die Höhe. »Das ist doch wohl klar!
Hierher!
Ich bin gestern Abend angekommen, also muss ich wohl auf dem Weg hierher gewesen sein, oder?«
    »Ich weiß ja nicht, ob Sie Straßenkarten zu Rate ziehen, Mr. Davenant, aber Birkham liegt viele Meilen ab von Ihrem Weg.«
    »Natürlich. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich wollte mir die alte Mühle ungefähr fünf Meilen weiter nördlich ansehen. Kennen Sie die? Faszinierend. Ich habe letztes Jahr eine ganze Woche in Birkham verbracht, um einen Artikel darüber zu schreiben, und bin nicht ein einziges Mal dazu gekommen, mir die Mühle anzusehen. Und wo ich jetzt schon mal in Barnsley war …!«
    Er stellte sich äußerst raffiniert an, das musste Pascoe zugeben. Verwob geschickt alles zu einem sinnvollen Muster. So geschickt, dass Pascoe sich immer wieder alle anderen Kleinigkeiten in Erinnerung rufen musste. Alle? Hauptsächlich Ethereges Bestätigung, dass Davenant der Mittelsmann gewesen war!
    Er starrte, auf eine Eingebung hoffend, auf Culpeppers Schreibtisch. Er war leer, bis auf einen Korb, in dem der Wirtschaftsteil einer Wochenzeitung lag. In mangelnder Selbstverleugnung des letzten Lesers war er bei einem Bericht über die Jahreshauptversammlung von Nordrill aufgeschlagen, die vergangenen Mittwochnachmittag stattgefunden hatte.
    Als Culpepper, dieser Gedanke hüpfte ihm wie eine wohlgebräunte Scheibe Toast entgegen, bei Sotheby’s herumschlenderte und wünschte, er könne es sich leisten mitzubieten.
    Was eine nahe liegende und eine zweite, nicht ganz so nahe liegende Frage aufwarf.
    Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sie zu stellen.
    »Geht’s vielleicht um den armen alten Jonathan Etherege?«, fragte Davenant.
    Pascoe sah hoch, angenehm überrascht. Seine Grübelei über Culpepper hatte einen unvorhergesehenen Nebeneffekt erzielt, nämlich den, eine winzige Bresche in Davenants Gelassenheit zu schlagen.
    »Um wen?«, sagte er.
    »Etherege. Ich habe in der Zeitung über ihn gelesen, und da ist mir gerade eingefallen, dass das der Grund sein muss, warum Sie und Ihre Truppe alles, was mit Birkham zu tun hat, plötzlich so spannend finden. Aber Vorsicht, da kann was nicht stimmen! Jonathan als Einbrecher ist schon zu viel. Aber als
Mörder
können Sie ihn gleich vergessen!«
    »Viele Leute entdecken eines Tages den Mörder in sich«, sagte Pascoe ausdruckslos.
    Es klingelte an der Haustür, und gleichzeitig klopfte es an der Zimmertür. Pascoe öffnete. Marianne Culpepper stand mit einem Kaffeetablett davor, aber sie sah zur Eingangstür.
    »Angus. Wie schön, dich zu sehen. Komm doch rein«, sagte Culpepper.
    Pascoe spähte hinaus, wobei er mit seinem Kopf dem von Marianne fast einen Stoß versetzte. Pelman betrat soeben das Haus. Als er Pascoe erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen, dann kam er ihm rasch entgegen.
    »Pascoe. Ich habe gehört, dass Sie da sind. Tut mir leid, dass ich Sie am Dienstag nicht mehr gesehen habe. Ich möchte Ihnen sagen, wie leid es mir tut. Es war eine schreckliche Geschichte. Ganz schrecklich. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie bestürzt ich war.«
    Er meint die

Weitere Kostenlose Bücher