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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zu gehen.
    »Tut mir leid, dass ich so hereinplatze, Mr. Culpepper, aber ich muss mit Inspector Pascoe sprechen.«
    »Aber ich bitte Sie«, sagte Culpepper.
    Pascoe ging rückwärts ins Arbeitszimmer, wo Davenant noch immer stand. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und sah völlig entspannt aus.
    »Nun?«, fragte Backhouse.
    »Er gibt zu, dass er da war.«
    »Wo?«
    »Im Brookside Cottage, in der Mordnacht.«
    Backhouse verdrehte die Augen nach oben, als erhoffe er sich Beistand von dort.
    »Wie recht ich hatte, so schnell zu kommen«, murmelte er. »Sie scheinen nicht in der Lage zu sein, Anweisungen zu befolgen, Inspector. Ich nehme an, ich kann von Glück sagen, dass er nicht bewusstlos geschlagen wurde! Jetzt warten Sie bitte draußen. Crowther, kommen Sie bitte herein.«
    »Sir«, sagte Pascoe und ging hinaus, vorbei an Crowther, der soeben die Schwelle überschritt. Erneut fühlte er, wie die Wut in ihm hochzukochen begann, die in Thornton Lacey anscheinend seinen normalen Gemütszustand darstellte.
    Die Diele war jetzt leer, alle waren ins Wohnzimmer zurückgekehrt, zweifellos, um über den Polizeiverkehr im Haus zu sprechen. Pascoe, dem nicht nach Plaudern zumute war, ging zur Haustür. Auf den Stufen atmete er in ein paar tiefen Zügen die frische, kühle Luft ein. Es war jetzt merklich kälter. Die Alte hatte recht gehabt. Das war das Bukett des Winters.
    Die Auffahrt vor dem Haus sah wie ein Parkplatz aus. Pelmans Landrover war noch da, Palfreys Wagen, Dixons Lieferwagen und natürlich der Dienstwagen von Backhouse.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Ferguson hinter ihm.
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber als der stämmige Kerl rauskam, um diese Vögel aus dem Landrover zu holen, hat er Mr. Culpepper auch was in die Hand gedrückt.«
    »Was?«
    »Irgendein Päckchen. Ungefähr so groß. In weißem Papier.«
    »Wussten die beiden, dass sie beobachtet werden?«
    »Nein. Es war nichts Heimliches oder so. Nur schnell, wenn Sie wissen, was ich meine. Und sie haben kaum was gesprochen. Deshalb ist es mir ja aufgefallen.«
    »Was hat Culpepper mit diesem Päckchen getan?«
    »In die Tasche gesteckt. Aber nachher, das weiß ich nicht. Es war ziemlich dick und er muss es irgendwo abgelegt haben, gerade war es nicht mehr in der Jackentasche.«
    »Gut gemacht, Adlerauge!«, sagte Pascoe.
    Er wandte sich um und ging wieder ins Haus. Alles war still. Ein Mann von Culpeppers Geld und Geschmack ließ sich keine Türen einbauen, durch die man Gespräche in Zimmerlautstärke durchhören konnte. Wieder dachte er über Culpepper und Davenant nach. Wie schuldig war der Sammler? Nur misstrauisch, was die Herkunft der Ware betraf? Oder wusste er ganz genau, dass sie gestohlen war? Vor dem Gesetz gab es keinen großen Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen, aber das Gewissen des Individuums war von viel komplizierterer Natur, fähig nach Definition und Qualifikation zu fragen.
    Diese Gedanken gingen ihm durch den Sinn, während er sich leise und schnell nach oben begab. Davenant war in dem Zimmer untergebracht, das Ellies gewesen war. Es gab erstaunlich wenige Hinweise auf seine Anwesenheit – Schlafanzug, Toilettenartikel, alles mit seinem Monogramm darauf, aber nichts wirklich Persönliches.
    Er ging aus dem Zimmer und verharrte einen Moment auf dem Treppenabsatz. Unten war es noch immer still.
    Jetzt schlich er weiter zu dem Zimmer, welches seiner Erinnerung nach das von Culpepper war. Obwohl es eindeutig das Zimmer eines Mannes war, enthielt es doch genügend Hinweise auf gelegentlichen weiblichen Besuch, die davon zeugten, dass Mariannes Auszug aus dem Ehebett keineswegs ein endgültiger Schritt war.
    Was mache ich hier eigentlich?, fragte sich Pascoe, während er sich die chinesischen Aquarelle ansah, welche die Wände zierten.
    Backhouse wäre alles andere als entzückt, wenn Culpepper mich hier fände und Theater machte.
    Zum Teufel mit Backhouse.
    Er begann zu suchen. Lange brauchte er nicht.
    Es war kein Versuch unternommen worden, es zu verstecken. Es lag neben dem pastellgrünen Telefon auf dem Nachttisch.
    Das Klebeband war noch unversehrt. Was auch immer in dem Päckchen war, Culpepper hatte es nicht für nötig befunden oder keine Zeit gehabt, nachzusehen.
    Pascoe löste das Klebeband so vorsichtig wie möglich ab und öffnete die weiße Papierverpackung.
    Auf den ersten Blick sah es nicht nach besonders viel aus, aber eine rasche Überprüfung sagte ihm, wie viel es genau

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