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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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deutlich mehr Gelassenheit und Zuverlässigkeit aus. Das war es vielleicht, weshalb er sie brauchte. Gebraucht hatte. Nun nicht mehr hatte.
    »Sie müssen mir Fragen stellen«, sagte Ellie. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Selbstverständlich. Ich weiß, wie schwer es für Sie ist. Ich werde die große Frage zuallererst stellen. Haben Sie eine Ahnung, wo Colin Hopkins sein könnte?«
    »Nein. Leider nicht, aber …«, sie sah von Backhouse zu Pascoe, der bleich und in sich gekehrt dasaß und aus dem Fenster starrte.
    Es ist ihr noch nicht aufgegangen, erkannte Backhouse plötzlich. Sie denkt, Hopkins sei gestern unerwartet weggerufen worden, werde demnächst wieder auftauchen, voll des Grauens über die jüngsten Ereignisse. Jemand wird ihn beruhigen, trösten, sich seiner annehmen müssen. Himmelherrgott, was hatte Pascoe ihr eigentlich erzählt?
    Er rief sich die Stimmung in Erinnerung, die bei seinem Eintritt geherrscht hatte. Anspannung, Gereiztheit, ja richtiggehende Feindseligkeit war zu spüren gewesen. Dieses Gemisch konnte jeden Moment explodieren, also ran an den Feind.
    »Miss Soper«, sagte er sanft, »ich glaube, Sie müssen sich klarmachen, worum es wirklich geht. Mr. Hopkins war letzte Nacht höchstwahrscheinlich mit seiner Frau und seinen Freunden zusammen. Er hat mit ihnen zu Abend gegessen. Er hat nach dem Essen etwas mit ihnen getrunken. Das wissen wir. Im Wohnzimmer war ein halb volles Glas mit seinen Fingerabdrücken drauf.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Superintendent?«, fragte Ellie und strich sich das Haar aus der Stirn.
    Vom Fenster her mischte sich Pascoe ein.
    »Er will damit sagen, dass sie Colin nicht suchen, um ihm die schlechte Nachricht mitzuteilen, sondern als Haupt-, was sage ich, als einzigen, Verdächtigen«, klärte er sie auf.
    Ellie erstarrte, ihre Hand noch immer an der Stirn.
    »Natürlich«, sagte sie nach einer Weile. »Wie dumm von mir. Das müssen diese verfluchten Tabletten sein, die ich gekriegt habe. Für Sie sieht es natürlich so aus. Das ist der totale Schwachsinn, aber Sie können ja gar nicht anders denken.«
    Zumindest trägt sie’s mit Fassung, dachte Backhouse. Doch zu früh. Sie wandte sich an Pascoe.
    »Während ich geschlafen habe, hattest du also nichts Besseres zu tun, als denen bei der Jagd auf Colin zu helfen«, fuhr sie ihn an. »Und jetzt, wo’s bei dir nichts mehr zu holen gibt, schauen sie mal, ob ich ihnen vielleicht auf die Sprünge helfen kann.«
    »Für eine Schriftstellerin drückst du dich reichlich unelegant aus«, erwiderte Pascoe kalt.
    »Ich bitte Sie«, versuchte Backhouse zu vermitteln. »Wir wollen doch sachlich bleiben. Miss Soper, vielleicht hilft es Ihnen ja – obwohl ich es mir bei einer intelligenten und zweifellos von Gemeinsinn erfüllten Frau wie Ihnen nicht vorstellen kann – zu wissen, dass Sergeant Pascoe höchst unkooperativ, ja feindselig war, was die Suche nach Mr. Hopkins angeht. Ich musste ihn sogar von einem tätlichen Angriff auf einen Mann abhalten, der sich abfällig über Ihren Freund geäußert hat. Eine derartige Loyalität, das möchte ich Ihnen nicht verhehlen, finde ich nicht rührend, sondern schlicht dumm. Die Indizien gegen Ihren Freund sind sehr überzeugend. Aber sollten sie in die Irre führen, dann müssen wir ihn finden. Werden Sie mir also helfen?«
    Ellie nickte, ihr Blick ruhte auf Pascoe.
    »Ja. Wenn ich kann«, sagte sie leise.
    »Gut. Dann erzählen Sie mir etwas über Colin Hopkins.«
    »Wir waren zusammen auf der Uni«, fing sie an. »Colin, Rose, Timmy, Carlo. Und Peter und ich. Wir waren sehr eng befreundet. Es gab natürlich auch noch viele andere, aber wir waren enge Freunde.«
    »Sie sind zusammen in Urlaub gefahren«, half Backhouse ihr weiter.
    »Ja, das stimmt. Nach Eskdale.« Sie lächelte, als sie daran dachte. »Damals schien irgendwie klar, wie’s weitergehen würde. Im positiven Sinn. Mit Rose und Colin. Peter und mir. Und …«
    »Die anderen zwei Männer waren homosexuell«, ergänzte Backhouse sachlich.
    »Ja, das stimmt«, gab Ellie provokant zurück. Doch Backhouse ließ sich nicht provozieren.
    »Es ist doch alles so gekommen, wie Sie es erwartet hatten«, sagte er. »Bei Ihnen klingt es aber nicht so.«
    »
Das
hatte ich nicht erwartet«, fauchte sie, beherrschte sich aber gleich wieder. »Entschuldigung. Nein, als wir alle fertig waren, sind nur Rose und Colin zusammengeblieben. Ungefähr ein Jahr später haben sie geheiratet. Ich glaube, sie hätten

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