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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hatte recht. Vor der Schule erwartete sie ein ganzes Rudel von Reportern. Und eine entsprechende Schar von Kindern aus dem Ort hatte sich versammelt, um sich die Reporter anzusehen. Backhouse versprach, nach der Untersuchung eine Erklärung abzugeben, richtete ein paar mitfühlende Worte an ein Fernsehteam, das sich auf dem Weg nach Thornton Lacey verfahren hatte und nun verzweifelt versuchte, in die Gänge zu kommen, dann ging er hinein. Pascoe, noch immer anonym, folgte dicht hinter ihm.
    French, der Coroner, war schon da, seine Golfkleidung war einem grauen Anzug gewichen. Er und Backhouse wechselten ein paar Worte, dann eröffnete er sehr rasch die Untersuchung.
    Auch in dieser Beziehung hatte der Superintendent recht gehabt. Pascoe wurde kurz aufgerufen, um zur Identität der Leichen und der Fundzeit auszusagen.
    Dr. Hardisty sagte als Arzt zur Todesursache aus, wobei er sich zum Teil auf seine eigenen Beobachtungen und zum Teil auf den vorläufigen Bericht des Gerichtsmediziners stützte, der eben eingetroffen war. In allen drei Fällen waren Schusswunden die Todesursache. Beide Männer waren mit je einer Patrone aus nächster Nähe erschossen worden. Timothy Mansfield war in die Brust getroffen worden und infolge der Verletzungen an Herz und Lunge gestorben. Charles Rushworth war durch einen Schuss in Hals und untere Gesichtshälfte gestorben, der die Luftröhre durchtrennt hatte. Rose Hopkins war aus größerer Entfernung als die zwei Männer, aber mit einem Schuss aus beiden Läufen getötet worden. Bei ihr war zwar kein lebenswichtiges Organ getroffen, jedoch die Drosselvene durchtrennt worden, so dass sie verblutete, während sie bewusstlos vom Schock dalag.
    Pascoe stützte den Kopf in die Hände und stierte verzweifelt zu Boden. Das Holz war alt und splitterte, eine Gefahr für Kinder.
    Der Tod war zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr eingetreten. Der endgültige Autopsiebericht würde wahrscheinlich genauer ausfallen, der Coroner hatte aber gewiss Verständnis dafür, dass es bei drei zu obduzierenden Leichen noch nicht möglich gewesen war, sich eingehender mit jeder einzelnen zu befassen.
    Der Coroner hatte Verständnis, merkte kurz an, wie entsetzlich der Vorfall sei, wünschte der Polizei einen schnellen Erfolg, und vertagte die Untersuchung.
    Pascoe hatte schon genügend Untersuchungen erlebt, um zu wissen, was das bedeutete. Man rechnete mit einer baldigen Verhaftung, und wenn es dazu kam und Anklage erhoben wurde, würde kein Mensch die Untersuchung wieder aufnehmen. Der Coroner würde abwarten, bis das Strafgerichtsverfahren beendet war, und dann dem Standesbeamten den Ausgang des Verfahrens mitteilen.
    Und wenn sie sich auf eine baldige Verhaftung eingestellt hatten, dann konnten sie es nur auf eine einzige Person abgesehen haben.
    Als er aufstand, um zu gehen, sah er sich von Zeitungsleuten umringt. Vom anonymen Polizeibeamten war er zum Mann der Stunde hochkatapultiert worden. Dass nämlich der Entdecker der Leichen zugleich Kriminalpolizist
und
ein alter Freund sowohl der drei Mordopfer als auch des Hauptverdächtigen war, gab diesem Juwel von einem Mordfall erst die richtige Fassung. Die Journalisten zeigten soviel Anstand und Mitgefühl wie dies eben möglich war, wenn ein Dutzend Leute gleichzeitig Fragen stellt und eine Antwort darauf erwartet. Für Pascoe fühlte sich das an, als stecke sein Kopf in einem überlauten Mückenschwarm. Ein paar Minuten bemühte er sich, die Fragen zu beantworten, dann kämpfte er sich, den Schwarm hinter sich herziehend, zur Tür durch.
    Der Wagen des Superintendent parkte am Schultor. Pascoe öffnete die Tür und stieg ein.
    »Der Boss sagt, Sie sollen mich aufs Revier zurückbringen«, eröffnete er dem Fahrer, der unverzüglich losfuhr.
    Eher ein Fall von vorauseilendem Gehorsam als eine Lüge, dachte Pascoe, als er sich in seinem Sitz zurücklehnte.
    Als der Wagen an dem kleinen Laden auf der Anhöhe vorüberfuhr, sah er den Paradiesvogel Davenant herausschweben. Der Mann winkte fröhlich, anscheinend nur mäßig betrübt darüber, dass er die Untersuchung verpasst hatte. Pascoe ignorierte ihn. Aus Polizeiwagen winkte man nicht.
    Der Verkehr auf der Hauptstraße war plötzlich sehr dicht geworden, und sie mussten an der Kreuzung ein paar Minuten warten.
    »Sie haben’s in den Nachrichten gebracht«, sagte der Fahrer sachkundig.
    »Was?«, fragte Pascoe.
    »Das über die Morde. Deswegen sind die alle hier. Besser als die Sportschau im

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