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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hatte Pascoe nicht das Gefühl, dass Backhouse scharf darauf war, ihn den Brief lesen zu lassen.
    Pascoe schreckte auf und stellte fest, dass Miss Langdale noch immer sprach.
    »Ich war heute Morgen schon fast beim Eagle and Child, als ich Mrs. Anderson traf, die mir davon erzählte. Ich fürchte, der entgeht nichts. Normalerweise gebe ich nichts darauf, aber das war etwas anderes. Das war ja ganz furchtbar. Ich habe also meine Tour beendet, den Brief aber behalten. Anthea und ich haben den ganzen Tag überlegt, was wir tun sollen. Es ist nämlich unsere Pflicht, die Königliche Post auszutragen. Wenn dies aber unter solchen Umständen vielleicht jemandem Kummer bereitet … und in gewisser Weise war der Brief ja gar nicht aufgegeben worden. Da bin ich also. Könnte ich bitte eine Empfangsbestätigung haben?«
    Auf einmal sprach sie flott, amtlich. Pascoe sah sich nach einem Stück Papier und einem Stift um. Er hatte sich entschlossen, den Brief zu öffnen und auf die Konsequenzen zu pfeifen. All seine Instinkte rieten ihm davon ab und sagten ihm gleichzeitig, wie wichtig der Brief war. Er musste es wissen, und das hier war vielleicht seine einzige Chance.
    »Die Empfangsbestätigungen sind in der obersten Schublade, Sergeant.«
    Das war Crowther, der unbeweglich in der Tür stand. Die Chance war vertan.
    »Das ist aber interessant.« Der Constable hatte Miss Langdale energisch hinauskomplimentiert und sah sich den Umschlag an. »Am besten bringe ich ihn gleich dem Superintendent. Danke, dass Sie hier die Stellung gehalten haben.«
    Er steckte den Brief in seine Uniformjacke, ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch, studierte einige Zeit die in Unordnung geratenen Durchschläge seiner Aufzeichnungen, räumte sie aber nicht weg und ging.
    »Verdammt und zugenäht«, sagte Pascoe. Aber er erschauerte, wenn er daran dachte, welch gefährlichen Kurs er um ein Haar eingeschlagen hätte. Je eher er zu Dalziel und den Problemen anderer zurückkehrte, desto besser.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer, um Ellie zu holen und mit ihr zu den Culpeppers zu fahren.

Sieben
    D as Haus der Culpeppers war eine eindrucksvolle Konstruktion. Aus dem traditionellen Baumaterial der Gegend, dem honiggelben Stein der Cotswolds gebaut, waren Form und Größe dennoch in entschiedener, wenn auch dezenter Weise modern.
    Die Gartenanlage bestand im Wesentlichen aus Staudenrabatten und einer Rasenfläche, die sich bis zu einer kreisförmig angelegten Baumgruppe ausdehnte. Ob der Culpeppersche Besitz sich in den Wald hinein erstreckte, war nicht ersichtlich. Der Rasen selbst war äußerst gepflegt, nur eine Fläche, die mit Krockettoren bestückt war, ließ erkennen, dass sie benutzt wurde. Als sie die Einfahrt entlangfuhren, hatte Pascoe eine gebückte Gestalt in einem leuchtend orangen Mantel erspäht, die langsam das Laub wegfegte, das der Herbstwind auf eines der Rasenstücke auf der Seite geweht hatte. Ein fluoreszierender Gärtner, dachte Pascoe und war, als er klingelte, auf alles gefasst, vom Hausmädchen bis zum Butler in voller Montur. Doch Culpepper selbst öffnete ihm in der Maske des zuvorkommenden Gastgebers.
    Pascoe merkte, dass Culpepper Ellie auf Anhieb unsympathisch war. Seine eigene Reaktion auf Marianne Culpepper fiel ihm wieder ein, und er stöhnte innerlich auf, als er an den bevorstehenden Abend dachte. Nicht, dass man übertriebene Erwartungen hegte, was den gesellschaftlichen Verkehr mit ihnen betraf. Auch nicht, was eine andere Art von Verkehr betraf, ergänzte er im Geiste, als sie in getrennte Schlafzimmer geführt wurden. Das Bett in Brookside Cottage mit seinen dekorierten Kissen kam ihm wieder in den Sinn. Die halbe Truppe hatte es wahrscheinlich gesehen. Sehr umsichtig von ihm, dass er nichts mit der Frau des Polizeipräsidenten angefangen hatte.
    Die Frivolität des Gedankens bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. So war das mit Kummer und Schmerz. Wirklich triumphieren konnten sie nur eine vergleichsweise kurze Zeit. Aber sie lauerten überall mit Gewissensbissen und Selbstekel, um sämtliche gegen sie ankämpfenden Gedanken und Gefühle zu vereinnahmen.
    Ellie ging es genauso. Sie hatte ihn mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen angesehen, als Culpepper die Tür zu ihrem Schlafzimmer geöffnet hatte. Aber es war nur ein kurzes Aufblitzen am dunklen Himmel gewesen.
    Die Aussichten für den Abend verbesserten sich nicht, als Marianne Culpepper zurückkam. Pascoe hörte ein Auto kommen, während er seine Sachen

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