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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Cortez kühn am Fenster ausgeharrt. Wenn er glaubt, seine Marianne sei im Bett, dann hat er sich schwer getäuscht. Fünfzehn Minuten, nachdem der letzte Gast gegangen ist, ist sie flink über die Auffahrt gehuscht und zwischen den Bäumen verschwunden.«
    Pascoe pfiff.
    »Riskant.«
    »Nicht besonders. Sie haben getrennte Schlafzimmer.«
    »Du alte Schnüfflerin! Wer war der letzte Gast?«
    »Rate mal.«
    »Pelman. Das passt.«
    »Wenn du das Licht ausmachst, sehen wir sie vielleicht, wenn sie zurückkommt.«
    Pascoe tat es und trat zu Ellie ans Fenster.
    »Vielleicht war’s ja Marianne, die ich da an der Auffahrt gehört habe«, überlegte er.
    Ellie, weich und warm in ihrem Nachthemd, lehnte sich mit dem Rücken an ihn.
    »Nicht der letzte Zombie?«, murmelte sie schläfrig. »So ein Pech.«
    Eine Weile sahen sie schweigend hinaus.
    »Mir reicht’s«, sagte Ellie, »ich geh. Ins Bett. Mag nicht mehr gaffen.«
    Sie wandte sich von ihm ab und stieg ins Bett.
    »He«, sagte er, »das ist mein Bett.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich in meins gehe, wenn’s hier im Unterholz raschelt?«
    Sie sagte es so dahin, aber Pascoe wusste, dass es nicht ganz so leichtfertig gemeint war. Die Ereignisse des Tages warteten nur darauf, in der Dunkelheit und Einsamkeit der Nacht in ihren Köpfen Gestalt und Gehalt anzunehmen. Er merkte, dass es unerträglich gewesen wäre, heute Nacht allein zu bleiben.
    Rasch zog er sich aus und stieg zu Ellie in das enge Bett.
    »Peter«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Fahren wir morgen früh zurück, ja. Gleich in der Früh. So früh wie’s geht.«
    »Ja«, erwiderte er. »Schlaf jetzt. Morgen früh fahren wir.«

[home]
    Zweiter Teil
    Eins
    S ie sehen aus, als hätten Sie’s gerade mit einem Schaf getrieben«, sagte Dalziel voller Abscheu.
    Also sprach der bestgekleidete Mann des Reviers, dachte Pascoe, als er die ausgebeulten Hosen seines Vorgesetzten betrachtete und die Militär-Hosenträger, die sich gefährlich über seinen Parabol-Bauch spannten. Aber er musste zugeben, dass er eine Menge weißer Haare mitgebracht hatte.
    »Schon komisch, wie manche Hunde Haare lassen und doch nicht kahl werden«, gab er zurück, während er sich ohne großen Erfolg die weißen Haare abzubürsten versuchte.
    Dalziel grinste schlecht gelaunt und kratzte sich eine der spiegelnden Stellen auf seiner grauen Stoppelglatze.
    »Als Wachhund kann man ihn vergessen«, sagte er.
    »Es ist ein Spitz«, sagte Pascoe geduldig. »Und sie lassen ihn nicht zu Hause, wenn sie in Urlaub fahren. Zumindest keine zwei Wochen. Da hätten die Tierschützer was dagegen.«
    »Blöde Arschlöcher«, giftete Dalziel. »Wären jetzt nicht zweitausend Kröten ärmer, wenn ein halb verhungerter Hund im Haus gewesen wäre.«
    »Das zahlt die Versicherung«, erwiderte Pascoe gelassen.
    »Wollen Sie damit irgendwas andeuten?«
    »Was? Nein. Um Himmels willen, warum sollte er sich dafür die Finger schmutzig machen? Für zwanzigtausend, ja. Aber das hier ist Taschengeld. Haben Sie das Haus gesehen?«
    »Nein. Aber man kann nie wissen. Wahrscheinlich haben Sie ja recht. Es ist unser Freund,
Ihr
Freund. Ich kann mir Mr. Stan Cottingley nicht so richtig vorstellen, wie er in seinen eigenen Teekessel pinkelt.«
    Der Gedanke amüsierte ihn, und er lachte, bis ein Hustenanfall ihn zwang, sein riesiges khakifarbenes Taschentuch zu zücken.
    Dem geht’s nicht gut, dachte Pascoe plötzlich.
    Mir geht’s nicht gut, dachte Dalziel zum zehnten Mal an diesem Vormittag. Er spürte einen Schmerz in der Brust. Die Brust war breit, deshalb war es auch ein breiter Schmerz. Hätte es jemanden gegeben, der ihm die glühende Stirn gekühlt und eine kräftigende Brühe eingeflößt hätte, wäre er vielleicht an diesem Montagmorgen im Bett geblieben. Wahrscheinlicher war allerdings, dass er eine derartige Fürsorge mit seiner üblichen Barschheit von sich gewiesen hätte und trotzdem zur Arbeit gegangen wäre.
    Er betrachtete Pascoe düster und überlegte, ob er ihm sagen sollte, dass seine Beförderung so gut wie beschlossene Sache sei. Und wieder entschied er sich dagegen. Eine Beförderung war etwas Besonderes und sollte mit einem Gläschen und ein bisschen Fröhlichkeit gefeiert werden. Unter den gegebenen Umständen bezweifelte er, dass Pascoe überhaupt reagieren würde. Es wäre schade, einen kleinen Triumph einfach so herzuschenken. Pascoe wäre schon vor mindestens zwölf Monaten zum Inspector befördert worden, wenn er bei der uniformierten

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