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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Explosionen, Revolutionen, Arbeitslosigkeit, ein paar Streiks. Ein Gewerkschaftsführer aus Bradford wurde der Korruption beschuldigt, ein international bekannter Fußballspieler war gesperrt worden, ein Bergbauunternehmen wurde beschuldigt, das liebliche Schottland zu verschandeln. Pascoe sah sich den letzten Artikel genauer an. Der Name des Unternehmens war Nordrill, Culpeppers Firma, erinnerte er sich. Plötzlich war er wieder in Thornton Lacey.
    Er knüllte die Zeitung zusammen und warf sie in den Papierkorb. Es klopfte und ein junges Gesicht guckte fröhlich herein.
    »Entschuldigen Sie, Sarge, aber hier ist ein Mr. Sturgeon. Sagt, Sie würden sich über seinen Besuch freuen.«
    »Was er nicht sagt«, meinte Pascoe. »Gut. Bringen Sie ihn herein.«
    Edgar Sturgeon war der fünfte auf der Liste der Einbruchsopfer. Pascoe erinnerte sich gut an ihn, zum einen, weil ihm eine Briefmarkensammlung abhanden gekommen war, die auf knappe tausend Pfund geschätzt wurde, zum anderen, weil er nicht besonders erschüttert gewesen war, bei der Rückkehr aus dem Urlaub die Spuren des Einbruchs vorzufinden. Bei manchen Leuten hätte er das verdächtig gefunden, aber diesen alten Mann konnte er einfach nicht mit einem krummen Ding in Zusammenhang bringen. Sie waren sich fast auf Anhieb sympathisch gewesen – sicher nicht das Argument, einen Verdacht zu zerstreuen, das Dalziel gern gehört hätte –, aber für einen Versicherungsbetrug war Sturgeon auf jeden Fall zu gutsituiert. Er war ein Selfmademan, vor kurzem in Rente gegangen und hatte seine Anteile an dem Holzlager im Ort, das er vor vierzig Jahren aus dem Nichts aufgebaut hatte, verkauft. Vielleicht war er noch nicht bereit für das angenehme Rentnerdasein, das seine gemütliche Frau und ihre drei gefleckten Katzen für ihn vorgesehen hatten, und aus seiner Lebhaftigkeit hatte Pascoe geschlossen, dass er seinen Geschäftssinn noch immer gewinnbringend einzusetzen wusste.
    »Hallo, Mr. Sturgeon. Kommen Sie doch rein«, begrüßte er ihn mit einem Lächeln.
    »Hallo, Sergeant Pascoe«, sagte der graumelierte, gedrungene Mann und kam langsam herein.
    Er sieht älter aus, dachte Pascoe. Und von seiner Lebhaftigkeit ist nicht viel geblieben.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Sturgeon setzte sich und zog einen Umschlag aus seiner Brusttasche.
    »Ich habe ein paar von meinen Marken zurückgekriegt«, sagte er rundheraus.
    »Wirklich? Das ist ja wunderbar. Von wem?«
    »Von einem Freund. Hab ihn letzten Samstag im Club getroffen, und er hat mir erzählt, dass er ein paar Marken für seinen Neffen zum Geburtstag gekauft hat. Den 1953er Krönungssatz. Schon ein paar Pfund wert. Wollte, dass ich einen Blick darauf werfe und ihm sage, ob er sich hat reinlegen lassen oder nicht.«
    Pascoe sah sich interessiert die vier zusammenhängenden Marken an, die er vorsichtig aus dem Umschlag geschüttelt hatte. Sie waren nicht gestempelt.
    »Wie wollen Sie wissen, dass das Ihre sind?«, fragte er, nachdem er vergebens nach einem Unterscheidungsmerkmal gesucht hatte.
    »Weil’s meine sind«, behauptete Sturgeon. »Sie können’s mir ruhig glauben. An der großen hab ich ein bisschen herumgebastelt. Man sieht’s kaum, aber sie ist nicht mehr viel wert. Mein Freund war fix und fertig! Und wenn Sie hinten draufschauen, sehen Sie, wie sie befestigt waren. Heute macht man das nicht mehr, aber als ich angefangen hab, hat man sie reingeklebt.«
    »Wenn Sie das sagen«, meinte Pascoe, froh, den Alten wieder ein bisschen lebhafter zu sehen. »Wo hat er die Marken her, Ihr Freund?«
    »Von Etherege und Burne-Jones. Drüben in Birkham.«
    »Birkham? Ja, kenn ich.«
    Birkham war ein Dorf ein paar Meilen weiter östlich. Es war für Ellie und Pascoe ein praktischer Treffpunkt auf halber Strecke, insbesondere, weil es dort das Jockey gab, ein sehr nettes Pub mit vorzüglichen Steaks. Das Problem war nur, dass, wie immer, hervorragende Qualität und schöne Umgebung die Leute in Scharen anzogen, und es schick geworden war, nach Birkham zu fahren oder dort zu wohnen. Die architektonischen und kulinarischen Genüsse, die einen dort erwarteten, waren vor ungefähr einem Jahr auch in einem Artikel einer Sonntagsbeilage gerühmt worden, was die Popularität des Dorfes verständlicherweise noch gesteigert hatte.
    Es war, und diese Erkenntnis traf Pascoe wie ein Schlag, eine Yorkshire-Variante von Thornton Lacey.
    Er schüttelte den Gedanken ab und besann sich auf den Laden von Etherege und

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