Der Lüge schöner Schein
paar Pfund. Penny Blacks sind leider keine dabei.«
Ein paar Stücke, weder besonders wertvoll, noch besonders selten, stimmten mit den Marken auf Sturgeons Liste überein. Pascoe gab Etherege eine Quittung darüber.
»Wenn sie nicht identifiziert werden, bekommen Sie sie selbstverständlich wieder zurück.«
»Und wenn doch?«
Pascoe zuckte die Achseln.
»Macht nichts. Das ziehe ich David von seinem Gewinn ab.« Etherege lächelte. »Na dann tschüs, Sergeant. Kommen Sie mal wieder und sehen Sie sich um. Und bringen Sie die junge Dame mit. Die animiert Sie offensichtlich zu investieren und nicht nur zu konfiszieren! Ist sie übrigens auch bei der Polizei?«
»Schön wär’s«, gab Pascoe zurück. »Wiedersehen.«
Er ging zurück zum Parkplatz beim Pub. Bis jetzt war es kein besonders erfolgreicher Tag gewesen. Als er zu seinem Wagen ging, der am Zaun der Hundepension geparkt war, hörte er die Hunde wieder jaulen. Sie klangen verlassen, sehnten sich nach ihren Besitzern.
Dalziels Schmerzen, im Laufe seiner Vorbereitung der Mörderhatz verflüchtigt oder vergessen, waren nach dem Mittagessen zurückgekehrt. Der Zeitpunkt bestätigte zwar seine eigene Diagnose, nämlich Verdauungsstörungen, doch nachdem auch eine bunte Mischung aus Medikamenten und Hausmittelchen keine Linderung gebracht hatte, ließ er sich einen Termin bei seinem Arzt geben. Sofort stellte sich eine Besserung seines Zustandes ein, deren positive Auswirkungen noch spürbar waren, als er mit Pascoe den Fall Lewis durchsprach.
»Den Kerl müssen wir uns schnappen. Der ist verrückt.«
»Wie bitte, Sir?«
»Sie haben Lewis doch gesehen. Das war nicht notwendig. Der erste Schlag hat ihn betäubt, beim nächsten ging er völlig zu Boden; erst dann hat er die Tracht abgekriegt, die ihn umgebracht hat.«
»Panik?«, gab Pascoe zu bedenken.
»Glaub ich nicht. Wen die Panik packt, der haut ab. Langt eventuell hin, wenn ihm jemand in die Quere kommt, aber in erster Linie haut er ab. Nichts spricht dafür, dass dieser Typ es besonders eilig gehabt hätte. Er hat einen geordneten Rückzug angetreten, keine Zeit verschwendet, aber auch keine Hektik entwickelt. Deutet alles auf einen Irren. Abzusehen war’s ja schon.«
»Jemanden umzubringen ist aber was anderes, als in einen Teekessel zu pinkeln«, wandte Pascoe ein.
»Ich weiß nicht. Der lässt ihn da mitten im Zimmer liegen. Wie einen Abfallhaufen. Mehr ist ein Toter schließlich auch nicht.«
Pascoe schaute zweifelnd. Er war es gewohnt, für Dalziel den Stichwortlieferanten zu spielen. Das war eine Übung, die schon oft Erfolge gezeitigt hatte.
»Wir sind nicht einmal hundertprozentig sicher, dass es derselbe Täter ist«, sagte er.
Dalziel schnaubte verächtlich.
»Wir haben einen Täter, der mittelgroße freistehende Häuser heimsucht, während die Bewohner in Urlaub sind. Er hat gezeigt, dass er gewalttätig sein kann. Dem Besitzer eines mittelgroßen freistehenden Hauses …«
»Bungalows.«
»… der eigentlich in Urlaub sein sollte, wird der Schädel eingeschlagen, als er ihn auf frischer Tat ertappt. Deshalb …«
»Ein unzufriedener Kunde hat ihn um die Ecke gebracht und ein paar Sachen mitgehen lassen, damit es wie ein Raubüberfall aussieht.«
»Wunderbar. Nur hat niemand gewusst, dass er an diesem Tag zu Hause sein würde. Er war doch in Urlaub. Schon vergessen?«
»Er ist wegen einer Besprechung zurückgekommen, Sir. Jemand muss davon gewusst haben.«
Dalziel seufzte, als hätte Pascoe ihm alle Lebensfreude genommen.
»Na gut. Dann sprechen Sie eben mit den Leuten bei ihm im Büro. Wir lassen keinen Stein auf dem anderen. Oder ungeworfen. Irgendwie müssen wir an diesen Kerl rankommen. Und wenn er auch unser Einbrecher ist, dann gibt es nur zwei Ansatzpunkte. Die Einbrüche selbst oder das Losschlagen der Beute. Sind Sie mit Etherege irgendwie weitergekommen?«
»Nein. Nicht, dass er nicht wüsste, wo er ein schnelles Pfund machen kann, aber für uns ist da nichts drin. Ich habe ein paar Briefmarken mitgebracht, damit Sturgeon sie sich ansieht.«
»Womit wir wieder bei Ihren eigentlichen Fällen wären«, sagte Dalziel und setzte zu einer langen Kratzspirale an, die an der Wade begann und sich bis hoch zwischen die Beine fortzusetzen versprach.
Pascoe schwieg. Alle, die an diesem Fall arbeiteten, hatten lange und gründlich nach einem gemeinsamen Nenner gesucht, der sie weiterbringen würde. Aber der war schwer zu finden. Nur in zwei Fällen waren der
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