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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Schankraum des Black Eagle. Der Mann hinter der Bar hatte den Telefonhörer am Ohr.
    »Einen Moment«, sagte er. »Für Sie, Mr. Dalziel.«
    Dalziel hörte zu, gab aber außer ein paar Grunzern und einem langen Hustenanfall nichts von sich.
    »Genau«, sagte er schließlich. »Schicken Sie einen Wagen.«
    Mit Nachdruck legte er auf. Pascoe sah ihn erwartungsvoll an.
    »Wir haben noch Zeit für ein Gläschen«, meinte Dalziel. »Zwei Scotch, Tommy. Und schnell, wenn’s recht ist.«
    »Wir müssen weg«, konstatierte Pascoe.
    »Genau. Gut, dass Ihre Zuckerpuppe müde ist. Prost.«
    Er kippte den Scotch in einem Zug hinunter.
    »Unser Freund hat wieder zugeschlagen«, fuhr er fort. »Nur wurde er diesmal gestört.«
    »Sie meinen, es gibt einen Zeugen?«, fragte Pascoe voller Hoffnung.
    »Nein. Wie’s aussieht, gibt es eine Leiche.«

Zwei
    E s war schon halb zwei, als Pascoe nach Birkham ins Jockey kam. Das Pub lag neben einer Hundepension, und ihre vierbeinigen Bewohner jaulten ihn vorwurfsvoll an, als er parkte.
    Ellie war mit ihrer Suppe schon fertig und machte sich soeben über eine Fleischpastete her. Dieses Anzeichen eines gesunden Appetits stimmten ihn fröhlich, er entschuldigte sich und schenkte ihr nach.
    »Hast du nicht gesagt, dass du heute Vormittag in Birkham sein würdest?«, beklagte sie sich.
    »Ist was dazwischengekommen.«
    Mit gedämpfter Stimme schilderte er ihr kurz, was am vergangenen Abend passiert war.
    Matthew Lewis, dreiundvierzig, Seniorpartner einer Immobilienfirma, war wegen einer dringenden Angelegenheit aus seinem Urlaub in Schottland zurückgerufen worden. Er hatte seine Arbeit im Büro um halb fünf beendet. Zu müde für den langen Rückweg Richtung Norden, fuhr er nach Hause.
    Eine Nachbarin hatte ihn um zehn nach fünf in die Einfahrt seines hübschen ranchartigen Bungalows biegen sehen. Um halb sechs war die Nachbarin, Mrs. Celia Turvey, mit einem Paket, das sie vom Briefträger für ihn entgegengenommen hatte, zu Lewis hinübergegangen. Die Tür stand offen. Niemand antwortete auf ihre Rufe. Sie ging ins Haus und entdeckte Lewis tot am Boden liegend.
    Pascoe sprach ruhig und sachlich über den Fall und achtete dabei genau auf Ellies Reaktionen. Es war gut, dass er ihr Interesse hatte wecken können. Doch könnte diese neuerliche Gewalttat leicht die Gefühle wieder in Aufruhr bringen, die ihr eigenes Wochenende hervorgerufen hatte. Den Großteil des vergangenen Abends war er, ohne lang zu überlegen, dem Impuls gefolgt, der von diesem Fall ausging. Als jedoch Mrs. Lewis, erschöpft von der Reise und totenbleich, mit ihren zwei kleinen Kindern angekommen war, hatte er sich lieber aus dem Staub gemacht, um nur ja nicht mit ihr sprechen zu müssen.
    Das erzählte er Ellie aber nicht. Ebenso wenig, dass Matthew Lewis’ Schädel mit solcher Wucht eingeschlagen worden war, dass man tief in seinem Gehirn Knochensplitter des zertrümmerten Schädels gefunden hatte. Um seinetwillen ebenso sehr wie um ihretwillen behandelte er die Sache lediglich als ein zu klärendes Problem. Aber die unbestimmte Wut, die er bereits in Thornton Lacey verspürt hatte, begann fordernd an einer Tür zu kratzen, von der er noch nicht wusste, in welchen unterirdischen Gang seines Wesens sie führte.
    Auch Ellie hatte Neuigkeiten der düsteren Art. Sie hatte mit Roses Eltern in Worksop gesprochen und erfahren, dass die Leiche der Freundin freigegeben worden war und das Begräbnis am nächsten Tag stattfinden würde.
    »So schnell«, kommentierte Pascoe.
    »So was schiebt man nicht vor sich her«, gab Ellie zurück. »Wenn die Beerdigung vorbei ist, kann man hoffen, dass das Leben weitergeht. Kannst du hingehen? So weit ist es ja nicht.«
    »Mal schauen, was sich machen lässt«, sagte Pascoe. »Aber wir haben natürlich viel zu tun.«
    »Ach, zum Teufel mit deinem verdammten Job«, sagte Ellie und stand auf. »Bist du fertig? Dann machen wir, dass wir an die Luft kommen.«
    Schweigend spazierten sie die Straße vor dem Pub entlang und kamen schließlich zu der alten Scheune mit dem Schild
David Burne-Jones & Jonathan Etherege – Antiquitäten
. Das war der eigentliche Grund gewesen, warum Pascoe Ellie in Birkham hatte treffen wollen, doch am Vormittag war er nicht mehr dazugekommen. Er hatte vorgehabt, später vorbeizuschauen, wenn Ellie weg war, aber als sie stehen blieb und durch die offene Tür in den Laden spähte, sagte er nichts, sondern wartete ab, was sie tun würde.
    »Wollen wir uns ein

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