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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ungebührlichen Demonstration ihrer Beziehung. Sie hatten sich alle, nachdem sie die Einladung von Roses Eltern zum Leichenschmaus höflich abgelehnt hatten, in dem gemütlicheren Teil des Dorfpubs versammelt. Ellie saß mit Pelman, Davenant und Marianne zusammen, während die beiden Polizisten ihre offenbar höchst vertrauliche Unterredung an der Bar fortsetzten.
    Das Bier vom Fass war trüb, aber sie tranken es klaglos.
    »Hat sich noch immer nichts getan, Sir?«, fragte Pascoe vorsichtig.
    »Leider nicht«, antwortete Backhouse. »Es ist sehr still geworden in Thornton Lacey, seit
Sie
weg sind.«
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten gemacht habe.«
    »Keine Schwierigkeiten, Sergeant. Nein, was mir Schwierigkeiten macht, ist der Ort selbst. Da braut sich was zusammen, Spannungen. Haben wahrscheinlich nicht das Geringste mit den Morden zu tun, trüben aber das Gesamtbild. Oder vielleicht haben sie ja auch etwas mit den Morden zu tun. Nehmen wir einmal an, was am Wahrscheinlichsten ist: Hopkins hat seine Frau und seine beiden Freunde umgebracht. Nein, lassen Sie mich ausreden, das ist eine Hypothese, die sich einem förmlich aufzwingt, vermutlich sogar Ihnen. Also. Er war’s. Er ist der Mörder. Aber was bringt einen Mann wie ihn dazu, so etwas zu tun? Eine Belastung, größer als alles, was ich bisher erlebt habe. Und doch habe ich das Gefühl, dass Belastungen dieser Art in einem Dorf wie Thornton Lacey keine Ausnahme sind, wenn man nicht ständig gegensteuert, wachsam ist, und sie erst gar nicht entstehen lässt.«
    »Aber er war doch gerade erst dort hingezogen!«, wandte Pascoe ein. »Was zum Teufel kann sich in dieser kurzen Zeit angestaut haben?«
    »Immerhin hat er sich zumindest einen Feind gemacht, den wir auch kennen.«
    »Palfrey?«
    Backhouse nickte.
    »Was stand eigentlich in dem Brief?«, fragte Pascoe, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
    Backhouse sah ihn prüfend an. »Warum nicht?«, sagte er, als spräche er mit sich selbst. »Palfrey wurde langsam zu einer richtigen Plage für Ihren Freund. Da beschloss der zurückzuschlagen, und kam auf die glorreiche Idee, die militärische Vergangenheit des so genannten Majors zu durchleuchten. Es war ihm wahrscheinlich ein besonderer Genuss festzustellen, dass ein ›Major‹ Palfrey überhaupt nicht existierte, obwohl es in seinem angeblichen Regiment einmal einen Küchenunteroffizier dieses Namens gegeben hatte. Offenbar hat Hopkins Palfrey Freitagvormittag seine Aufwartung gemacht, ihn damit konfrontiert und ihm geraten, seine Verleumdungen einzustellen.«
    »Und der Brief?«
    »Der Brief geht noch detaillierter darauf ein und protokolliert völlig sachlich, was an diesem Tag offensichtlich in einem ziemlich lebhaften Gespräch geäußert worden war. Eine Art Erpresserbrief vermutlich.«
    »Was ein sehr altes und sehr verbreitetes Motiv für einen Mord ist«, sagte Pascoe nachdenklich.
    »Stimmt«, pflichtete ihm Backhouse bei. »Palfrey behauptet, er hätte Freitag den ganzen Abend trübes Bier ausgeschenkt. Überraschend schwierig nachzuprüfen. Ich frage mich, ob er mit der Kneipe hier was zu tun hat.«
    Mit trauriger Miene beäugte er sein Bier, dann schob er es zur Seite und stand auf.
    »Wir sehen uns bestimmt wieder, Sergeant. Vielleicht sogar bald. Mr. French, der Coroner, ist über die Maßen erpicht darauf, die paar Kompetenzen, die er hat, in diesem Fall auch auszuüben.«
    Missbilligend schüttelte er den Kopf. Pascoe konnte ihn verstehen. Ein Coroner, der nicht auf die Polizei hörte, konnte leicht zur Nervensäge werden.
    »Auf Wiedersehen, Mrs. Culpepper, Miss Soper.«
    Backhouse nickte Pelman und Davenant zu und ging. Pascoe gesellte sich zu den anderen. Die hörten auf zu reden.
    Willst du, dass es stille ist, dachte er, dann hol dir einen Polizist.
    »Will noch jemand was trinken?«
    Keiner wollte.
    »Wie geht’s Mr. Culpepper?«, wandte er sich, mit einem Male ein wenig aggressiv, an Marianne.
    »Sehr gut«, antwortete sie mit ihrer sachlichen, klaren Stimme. »Er wäre mitgefahren, aber es ist etwas dazwischengekommen. Die Arbeit.«
    Sieht einer wie ihr nicht ähnlich, einem wie mir eine Erklärung abzugeben, dachte Pascoe. Aber vielleicht stimmte es ja.
    »Gibt es Ärger?«, fragte er. »Ich habe heute Morgen in der Zeitung gelesen, dass Nordrill seine Bohrungen in Schottland einstellen wird.«
    Pelman und Marianne wechselten einen unergründlichen Blick.
    »Es lebe der Umweltschutz, sage ich«, ließ Davenant sich

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