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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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vernehmen. »Es war reizend, Sie alle wieder zu sehen, trotz der traurigen Umstände. Mr. Pascoe, wollen Sie mich vielleicht zum Auto begleiten?«
    Sie verließen das Lokal und gingen zu dem leuchtend gelben Citroën GS , der in gewisser Weise ein Spiegel von Davenants Persönlichkeit war.
    »Ich wollte nur wissen, ob es etwas Neues gibt. Ich frage das als Freund, nicht als Journalist.«
    »Nein. Nichts, soweit ich weiß.«
    »Aha. Es hätte mich nur interessiert, ob der liebe Mr. Backhouse vielleicht irgendwelche spektakulären Dinge ausgegraben hat.«
    »Wenn das der Fall sein sollte, hat er mir jedenfalls nichts davon gesagt.«
    »Auch gut. Ich hoffe nur, dass sich die Sache nicht endlos hinzieht.« Er stieg ins Auto. »War schön, Sie wieder zu sehen. Und Miss Soper kennen zu lernen. Ein intellektuelles Juwel in der Krone der Polizei! Ciao!«
    »Du scheinst es ihm angetan zu haben«, meinte Pascoe auf der Heimfahrt.
    »Na, hoffentlich nicht«, sagte Ellie. »Er hatte so eine herablassende Art, sein Erstaunen zu zeigen, dass ich als Dozentin mich mit der Polente abgebe.
Hat
Backhouse dir was erzählt?«
    »Nein«, log Pascoe. Polizisten mussten ihre Frauen manchmal anlügen. Berufsrisiko.
    »Und keine Spur von Colin?«
    »Nein. Aber wo immer er sich aufhält, er hält sich auf jeden Fall sehr bedeckt.«
    Der Himmel, der schon am Morgen nichts Gutes versprochen hatte, verdunkelte sich beängstigend, als sie von der Schnellstraße abfuhren.
    Vermenschlichung der Natur, dachte Pascoe. Gleich passiert etwas Schreckliches. Aber bitte, lieber Gott, verschone mich. Mach, dass es nicht mir passiert.
    Ein weißer Rover fuhr in der Gegenrichtung an ihnen vorbei und auf die A1 Richtung Süden auf. Pascoe bemerkte ihn gar nicht.

Vier
    A ls Pascoe ins Büro kam, fand er eine Nachricht auf seinem Schreibtisch. Sturgeon hatte am Vormittag mehrmals angerufen. »Klang dringend«, stand kryptisch auf dem Zettel, »wollte aber nichts sagen.«
    Alter Depp!, dachte Pascoe. Der meint wohl, ich habe nichts anderes zu tun als idiotische Telefonate zu machen.
    Aber er griff nach dem Hörer, während er aus seiner Brusttasche Sturgeons Papierschnipsel herausfischte. Mit einiger Mühe fand er es in der umfangreichen Sammlung zerfledderten, tausendmal gefalteten Papiers, das die Tasche enthielt. Sie war so etwas wie ein tragbarer (und immerwährender) Aktenschrank. Das Gehalt eines Sergeants begünstigte die Anschaffung einer abwechslungsreichen Garderobe nicht gerade.
    Das Telefon klingelte über eine Minute, bis jemand abhob.
    »Könn’ Sie nich’ warten?«, ließ sich eine schottische Stimme vernehmen, deren Eigentümer dann anscheinend den Hörer zu Boden fallen ließ, um dort weiterzumachen, wo er unterbrochen worden war. Nämlich, so schien es, mit einer Metallklinge über eine Glasplatte zu fahren.
    Schließlich nahm er den Hörer wieder auf und gab sich, nach einigem guten Zureden, als Sergeant Lauder zu erkennen. Noch länger dauerte es, ihn zu überzeugen, dass Pascoe tatsächlich Pascoe war. Und nur die entnervte Aufforderung, doch aufzulegen und in der Polizeidirektion Yorkshire Mitte nachzufragen, brachte ihn dazu, die Tatsache hinzunehmen. Sobald Pascoe jedoch Archie Selkirk von der Strath Farm erwähnte, brach in Lauder wieder der Zweifler durch.
    »Sind Sie das?«, fragte er. »Sie schon wieder, Mann?«
    »Ja, ich bin’s. Sergeant Pascoe. Himmelherrgott! Ist das so schwer zu kapieren?«
    »Deswegen müssen Sie nich’ fluchen, wer Sie auch sind. Dann sind Sie also nich’ der, wo gestern angerufen hat?«
    »Nein, bin ich nicht. Wenn ich gestern angerufen hätte, würde ich jetzt nicht … ach, vergessen Sie’s! Was ist mit Archie Selkirk?«
    »Aye, ist’s also wegen Archie Selkirk? Nach dem hat der von gestern auch gefragt.«
    »Was?« Plötzlich war Pascoe voll bei der Sache. »Hat er keinen Namen gesagt?«
    »Nein. Keinen Namen.«
    »Yorkshire-Akzent?«
    »Kann sein. Kann sein. Aber für mich hört ihr euch alle ziemlich gleich an.«
    »Also, was haben Sie ihm gesagt?«, fragte Pascoe.
    »Genau das, was ich Ihnen jetzt auch sag, Sergeant Pascoe«, antwortete Lauder, der auch jetzt noch ein gerüttelt Maß an Ungläubigkeit in die Betonung der letzten beiden Worte zu legen verstand.
    »Und das wäre?«
    »Ganz einfach, so jemand gibt’s nich’. Auf jeden Fall keinen, der was hier einen Hof hat.«
    »Sind Sie sicher?«
    Lauders verächtliches Schweigen gab Pascoe zu verstehen, dass der Kollege sich sicher

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