Der Lüge schöner Schein
schon tot war.
»Kein Grund zur Panik. Schauen Sie doch einfach wieder mal vorbei und machen Sie der Dame noch ein Geschenk! Tschüs.«
Er wandte sich um und ging.
»Keine schlechte Idee«, meinte Ellie.
»Bei diesen Preisen?« Pascoe probierte sein Steak und nickte anerkennend.
»Achtung«, warnte Ellie. »Katzenfutter-Jones ist gerade gekommen.«
Er schaute zur Bar. Sie hatte recht. Der Mann mit dem unbeweglichen Gesicht war soeben hereingekommen.
Pascoe grinste.
»Also, wenn er die hier auch beliefert, kann ich nur sagen: Die Katzen von Mrs. Sturgeon führen ein Leben wie die jungen Hunde.«
In der Zwischenzeit saß Dalziel noch immer in seinem Zimmer, trank Tee mit nur halb so viel Zucker wie sonst und dachte ohne große Begeisterung an den bevorstehenden Abend ohne Kartoffeln.
Das Telefon läutete.
»Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat, Superintendent, aber da is’ was Dringendes dazwischengekommen.«
»Scherereien im schönen Schottland?«, bemerkte Dalziel säuerlich.
»Aye. So was Ähnliches. Also, dieser Atkinson im Hotel is’ ganz sicher Ihr Mann. Die Beschreibung passt haargenau.«
»Gut. Sonst noch was?«
»Na ja, leider keine Adresse. Die haben sich mit ›London‹ im Meldebuch begnügt. Ich hab ein paar Takte mit dem Geschäftsführer geredet, und die werden sich jetzt ein bisschen genauer an die Vorschriften halten, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Sie ahnen nicht, wie glücklich mich das macht.«
»Sehr schön. Also, Superintendent, der Typ war ein paarmal da. Ich hab das genaue Datum. Immer nur ein paar Tage, und anscheinend nich’ auf Urlaub. Zumindest hat er sich nich’ wie ’n Urlauber aufgeführt.«
»Wie
hat
er sich denn aufgeführt?«
»Wie ’n Geschäftsmann, sagen die im Hotel. Und nach dem, was das Mädel an der Rezeption einmal mitgekriegt hat, schaut’s aus, als ob er was mit der Nordrill Mining Company zu tun hat.«
»Und was zum Teufel ist das?«
»Also, wenn Sie hier oben leben würden, könnten Sie sich diese Frage sparen.«
»Wenn Sie hier unten leben würden, Sergeant, wüssten Sie, dass Sie sich so eine Antwort sparen können, verdammt noch mal! Also, legen Sie einen Zahn zu.«
»Aye. Das is’ anscheinend eine von den Firmen, die heutzutage überall Testbohrungen machen, um rauszufinden, ob sich’s lohnt, den Boden umzupflügen. Sie haben vielleicht drüber gelesen, in Wales und in England, im Peak District? Und hier is’ es derselbe Krampf.«
»Und Atkinson arbeitet wahrscheinlich für die?«
»Schaut so aus.«
»Gute Arbeit, Lauder«, lobte Dalziel. »Sagen Sie mir noch die Tage, an denen er da war, und dann können Sie sich wieder ans Torffeuer setzen.«
Bevor Dalziel das Büro verlassen konnte, klingelte das Telefon noch einmal. Er hörte lange zu und machte keinerlei Anstalten, den anderen zu unterbrechen.
»Okay«, sagte er schließlich. »Ja, ich werd es ihm ausrichten. Gute Nacht.«
Aber nicht heute Abend, dachte er, als er auf die Uhr sah. Er wird mit dieser Frau unterwegs sein. Sollen die zwei sich heute Abend amüsieren, wenn sie können.
Außerdem hatte er keine Ahnung, wo die beiden waren.
Sieben
P ascoe frühstückte gerade im Stehen, als die Morgenzeitung gebracht wurde. Ellie, die einen längeren Arbeitsweg hatte, aber viel später anfing, kam gelegentlich aus der Küche hereinspaziert und platzierte Kaffeetassen und Toastscheiben an strategischen Punkten entlang seiner Route.
»Warum stellst du dir eigentlich den Wecker nicht früher?«, fragte sie.
»Wenn ich allein schlafe, weckt er mich früh genug.«
»Ich bin also schuld.«
Er antwortete nicht, sondern ging in die kleine, dunkle Diele seiner Wohnung, um Post und Zeitung zu holen.
»Fang«, sagte er und warf die Zeitung Ellie zu, die sich auf den Teppich vor dem Gasofen setzte, um ihren Kaffee zu trinken und die Schlagzeilen zu lesen.
Er war im Bad, als sie seinen Namen rief. Er kam sofort, weil in ihrer Stimme etwas mitschwang, das ihm sagte, dass etwas Ernstes geschehen war.
»Sie haben ihn gefunden«, sagte sie.
»Was? Zeig her.«
Er nahm die Zeitung und las den Bericht. Er beschrieb die Entdeckung des Wagens, den kurzen Brief, der darin gefunden worden war, und die Kernaussage eines offensichtlich unverbindlichen Interviews mit Backhouse. Der wollte keinen Kommentar dazu abgeben, ob seine Ermittlungen in diesem Mordfall nun abgeschlossen waren, und antwortete auf die Frage nach der Lehmgrube lediglich, dass eine gründliche Suche stattfinden
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