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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Backhouse grimmig zu.
    »Wirklich? Wie seltsam. Da müssen Sie als Selbstmörder aber schon sehr entschlossen sein, um so weit zu gehen.«
    »Keine Frage. Aber das ist schon vor dem vergangenen Wochenende gemacht worden. Wir haben einen Sachverständigen. Den jungen Eric Bell, mit dem ich einen Handel abgeschlossen habe. Er hat mir alles erzählt, was er wusste. Dafür habe ich seinen Eltern nur erzählt, was sie unbedingt wissen mussten.«
    French lachte. »Verstehe. Aber warum sollte jemand …?«
    »Ich habe da so eine Idee. Aber belassen wir’s im Moment dabei.«
    Im gegenseitigen Einvernehmen verließen sie die Grube und gingen auf das Dickicht zu, in dem der Mini gefunden worden war.
    »Der Boden ist ganz schön aufgewühlt«, bemerkte French.
    »Ja«, sagte Backhouse. »Wollten Sie irgendetwas Bestimmtes mit mir besprechen, Mr. French?«
    Der Coroner sah ihn prüfend an.
    »Was glauben Sie, dass Sie in dem Teich finden werden, Superintendent? Sprechen Sie ganz offen.«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, wie die Beweislage im Moment aussieht. Nämlich danach, dass wir die Leiche von Colin Hopkins finden werden.«
    »Wofür zum Teil auch der im Wagen hinterlassene Brief spricht, wie ich annehme?«
    »Genau, Sir. Ein Brief, der Ihnen selbstverständlich sofort ausgehändigt wird, sobald eine Leiche gefunden und eine Untersuchung erforderlich wird.«
    »Und bis dahin …?«
    »Bis dahin ist er nur Beweismaterial für die Polizei. Wie alles andere, was wir in dem Wagen finden sollten.«
    French seufzte tief.
    »Daraus schließe ich, dass ich ihn nicht zu sehen bekomme?«
    Es ist dumm, dir deinen Coroner zum Feind zu machen, dachte Backhouse. Aber aus irgendeinem Grund war ihm danach, sich in dieser Sache durchzusetzen. Das Gefühl, unter Druck gesetzt zu werden, hatte ihn schon immer besonders geärgert.
    »Das habe ich nicht gesagt, Sir«, begann er vorsichtig. »Der Brief wird zur Zeit labortechnisch untersucht. Es handelt sich, das muss ich gleich dazusagen, um völlig ungereimtes Zeug, nichts, was ich gern so aus dem Stegreif wiederholen möchte. Wir werden natürlich auch ein psychiatrisches Gutachten vom Geisteszustand des Verfassers anfertigen lassen.«
    French nickte, als er wäre damit zufrieden.
    »Wie Sie sicher wissen, herrscht im Dorf eine gewisse Unruhe«, sagte er. »Allen ist sehr daran gelegen, diese unerquickliche Geschichte aus der Welt zu schaffen. Diese Unruhe wird sich erst legen, wenn es eine Festnahme oder etwas anderes gibt.«
    Er deutete vage nach hinten in Richtung Lehmgrube.
    »Ich glaube, um es jetzt einmal ganz unverblümt zu sagen, je eher jemand offiziell verkünden kann, was inoffiziell ohnehin schon überall die Runde macht, desto besser.«
    »Meine Aufgabe ist es, bei einem Verbrechen zu ermitteln, Sir, und meinen Vorgesetzten über die Ergebnisse meiner Ermittlungen zu berichten«, sagte Backhouse kalt.
    »Das weiß ich, Superintendent. Meine Aufgabe unterscheidet sich nicht so sehr von der Ihren. Nur ist es meine Aufgabe, die Ergebnisse meiner Ermittlungen der Allgemeinheit zu verkünden. Ich hoffe, Sie finden, was Sie hier suchen. Sie wissen vielleicht noch, dass es drei Wochen gedauert hat, bis Robert Hands Leiche gefunden wurde. Eine ganz schön lange Zeit.«
    »Hand?«
    »Der Geliebte von Mrs. Pelman.«
    »Ja, das weiß ich noch. Ich habe, wie gesagt, die Berichte gelesen. Ich weiß auch noch, dass ein Polizeitaucher die Suche fast mit seinem Leben bezahlt hätte. Das hier ist ein ganz ekelhaftes Gewässer, Sir. Schwarz vor Dreck, und es gibt alle möglichen Vertiefungen und Stollen an den Grubenrändern. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um eine gründliche Suche zu gewährleisten, und wenn das drei Wochen dauert, dann dauert es eben drei Wochen. Vielleicht sogar noch länger. Aber ich werde keine Leben aufs Spiel setzen. Und auch keine Ergebnisse vorwegnehmen.«
    »Natürlich nicht, Superintendent«, sagte French und lächelte auf einmal. »Das wäre auch ganz verkehrt. Guten Tag.«
    »Guten Tag«, antwortete Backhouse. Aus irgendeinem Grund war er unzufrieden. Der sonnengetränkte Obstgarten erschien ihm mit einem Male wie ein völlig inhaltsloser Traum.
     
    Dalziel war an diesem Morgen ins Büro gekommen und hatte die höchst unwillkommene Nachricht vorgefunden, er möge gegen Mittag bei Dr. Grainger vorbeischauen, wenn es sich einrichten ließe. Er rief umgehend in Graingers Praxis an, kam jedoch nicht über das süße Gezirpe der Sprechstundenhilfe hinaus,

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