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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Mann, der mich überfallen hat, Sir?«
    »Die Polizei arbeitet so intensiv daran, wie Sie es sich nur wünschen können, Sergeant«, sagte Backhouse mit einem Lächeln. »Wahrscheinlich war’s irgendein junger Strolch aus der Gegend, der wusste, dass das Haus leer steht.«
    »Wahrscheinlich«, pflichtete ihm Pascoe bei. Aber in seinem Kopf läutete beständig ein Telefon, während er zu dem Wagen ging, der draußen auf ihn wartete.

Zwei
    D alziel wusste nicht, ob er sich freuen oder schämen sollte wegen der immer häufiger werdenden Anfälle von Fleischeslust. Auf der Liste seiner übermäßigen Gelüste hatte Sex stets an armseliger dritter Stelle nach Whisky und Essen rangiert. Möglicherweise war es ja seine kürzlich begonnene Diät, die alles aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, doch plötzlich war die Fleischeslust an die Spitze geschossen und hatte ihn damit völlig überrascht. Ebenso überraschend war der Grund dafür, nämlich Ellie Soper in einem einfachen Baumwollkleid, durch welches das Sonnenlicht schimmerte.
    Er stand auf, als sie auf seinen Tisch zukam. Es war schön hier draußen in dem kleinen Garten des Jockey, mit dieser Extraportion Sommer, die die Martini-Sonnenschirme ein bisschen weniger lächerlich erscheinen ließ als sonst.
    »Gefällt Ihnen die Aussicht?«, fragte sie, während sie sich hinsetzte. Da bemerkte er, dass er sie angestarrt hatte.
    »In einer Stunde wird’s kalt sein«, sagte er.
    »Was wird kalt sein?«
    Es geht ja wohl nicht an, die Frauen seiner Untergebenen zu begehren, dachte er. Noch dazu, wenn sie spitzzüngig und bösartig waren.
    »Was möchten Sie trinken?«, fragte er und setzte sich abrupt hin. »Sam!«
    »Ja, Mr. Dalziel?«, antwortete der Schankkellner, der flink aufgetaucht war.
    »Gin Tonic«, sagte Ellie. »Ist bestimmt schön, wenn die Leute einen kennen.«
    »Nicht immer. Aber hier schon.« Mit einem anerkennenden Nicken wies er auf das Dorf Birkham.
    »Es ist praktisch«, sagte Ellie. »Liegt auf halber Strecke. Ich treff mich gern auf halber Strecke mit jemandem.«
    Was mach ich eigentlich hier?, fragte sich Dalziel.
    »Also, was machen wir eigentlich hier?«, fragte Ellie.
    »Weiß der Himmel«, grunzte Dalziel. »Ich gebe eine Erklärung ab. Sie halten es vielleicht lieber für eine Entschuldigung.«
    »So lang’s dabeibleibt. Ich werde misstrauisch, wenn mittelalterliche Männer anfangen, mich anzurufen, sobald mein Freund über Nacht verreist.«
    »Bilden Sie sich bloß nichts ein«, gab Dalziel zurück. Er kratzte sich unter dem Arm. Wenn man ihn, verdammt noch mal, für unappetitlich hielt, dann konnte er sich, verdammt noch mal, auch unappetitlich aufführen.
    »Es geht also um die morgige Untersuchung.«
    »Ja.«
    »Sie wissen, warum sie wieder aufgenommen wurde? Normalerweise würde nichts passieren. Die Polizei würde einen Mann festnehmen, man würde ihm den Prozess machen, ihn verurteilen. Der Standesbeamte würde es zu den Akten nehmen. Mord, Totschlag, was auch immer. Das hier ist was anderes. Das Urteil wird auf Mord lauten, und Colin Hopkins’ Name wird fallen.«
    »Aber wieso?«
    »Die da unten glauben alle, dass die Leiche nie wieder auftauchen wird. Die Möglichkeit besteht immerhin. Es ist schwierig, vor dem Gesetz etwas auszurichten, wenn’s keine Leiche gibt. Aber mit den drei anderen kann der Coroner schon mal was anfangen.«
    Ellies Getränk wurde gebracht.
    Der Kellner schaute mit gespieltem Erstaunen auf Dalziels unberührtes Glas.
    »Dem Laster abgeschworen, Mr. Dalziel?«
    »Bin auf Pkw umgestiegen, Sam.«
    »Aber vergessen Sie nicht, dass in der Flasche noch einiges auf Sie wartet.«
    Dalziel sprach erst weiter, als der Kellner sich entfernt hatte.
    »Es gab einen Abschiedsbrief, wissen Sie. Den wird man vorlesen. Schlüsse daraus ziehen. Hopkins beschuldigen. Und jeder schläft selig in seines Nachbarn Bett.«
    »Aber was ist, wenn Colin noch lebt?«, fragte Ellie empört.
    »Wie wahrscheinlich ist das? Ein gezinkter Abschiedsbrief taugt als Geständnis so gut wie ein echter.«
    »Verstehe«, sagte Ellie resigniert. »Peter denkt genauso.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Dalziel anerkennend. »Sie wissen, dass seine Beförderung beschlossene Sache ist? Morgen ist es offiziell.«
    »Hab’s gehört. Sie rüsten sich jetzt nicht zufällig wieder für eine Warnung?«
    Dalziel lachte.
    »Nicht wirklich. Nein. Wir haben darüber gesprochen. Anscheinend werde ich weich. Ich lasse mir heutzutage alles bieten von den

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