Der Lüge schöner Schein
werden Sie doch bezahlt, oder?«
»Ich wünschte, es wäre so einfach.«
Der vorläufige Bericht des Betrugsdezernats war am Nachmittag eingetroffen. In dürren Worten hieß es da, es fände sich kein Fall, auf den diese Beschreibung passe, und da Dalziel niemanden fand, der zu diesem nichtexistierenden Fall passte, traten sie auf der Stelle.
Wie es aussah, war an der Peripherie des riesigen Besitzes des Earl of Callander in der Nähe von Lochart Land gekauft worden, und zwar rechtmäßig. Es handelte sich um Land, das für kaum mehr taugte, als Schafe darauf grasen zu lassen, und nach den Vertragsbedingungen war es auch für nichts anderes nutzbar. Ein fairer Preis war vereinbart worden. Der die Verkaufsverhandlungen führende Grundstücksmakler hatte im Auftrag eines Mr. Archibald Selkirk gehandelt, von dem er nur wusste, dass dieser ihm eine Geldsumme zur Verfügung gestellt hatte, die den Grundstückspreis und anfallende Kosten deckte.
Auf dem Grundstück stand ein winziger, verfallener Bauernhof. In den Verkaufsunterlagen hatte Archibald Selkirk nach der einzigen Erwähnung des Hofes die Worte
nachstehend als Strath Farm bezeichnet
hinzugefügt.
Das Land, das Edgar Sturgeon um ungefähr das Dreißigfache des ursprünglichen Wertes gekauft hatte, war also rechtmäßiges Eigentum von Archie Selkirk von der Strath Farm gewesen.
Über den Verbleib Archie Selkirks, beziehungsweise des Geldes, war nichts zu erfahren. Keine der Unterlagen, die Sturgeon besaß, war in irgendeiner Weise juristisch anfechtbar. Der einzige Beweis für einen Betrug war der exorbitante Preis, den Sturgeon für das Grundstück bezahlt hatte. Und natürlich Sturgeons Geschichte.
»Damit ist der arme Hund also erledigt!«, rief Ellie entrüstet aus.
»Nicht ganz. Wenn wir diesen Atkinson auftreiben können oder Selkirk, haben wir etwas in der Hand. Aber unser bestes Pferd ist natürlich tot. Lewis.«
»Und er hat bestimmt die Hand im Spiel gehabt?«
»Aber ja. Kein bisschen von dem Land, das er angeblich Selkirk abgekauft hat, ist auf seinen Namen eingetragen. Gehört alles dem armen Sturgeon. Das hat auch seine gute Seite.«
»Wieso?«
»Na, es ist alles, was er noch hat«, sagte Dalziel mit einem Grinsen.
Ellie stand auf und drückte ihre Handtasche an sich.
»Ich hab mich nicht in Ihnen getäuscht«, sagte sie mit klarer Stimme. »Sie sind ein herzloser alter Saukerl.«
»Sie gehen?«, fragte Dalziel.
»Nur aufs Klo. Ich trink noch einen Gin, wenn ich wiederkomme.«
Der Abort des Jockey machte seinem Namen alle Ehre. Die Herrentoilette war ein separates Ziegelhäuschen, extrem praktisch in einer Regennacht. Die Damen durften zwar im Hause bleiben, mussten aber erst einen langen, düsteren Korridor in einiger Entfernung von den Schankräumen überwinden. Im ländlichen Teil Yorkshires war die Erinnerung an die Zeiten, in denen Frauen nicht tranken und Männer die Außenmauer benutzten, noch sehr lebendig.
Ellie hatte die Hälfte des Flurs geschafft, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. Sie wollte den Kopf wenden, war aber über eine Vierteldrehung noch nicht hinausgekommen, als ihr etwas Kaltes und Glattes über selbigen gestülpt wurde. Gleichzeitig rammte sich ein Knie schmerzhaft in ihr Steißbein.
Sie holte Luft, um zu schreien, und ihr Mund füllte sich mit dem kalten, glatten Material. Sie merkte, wie ihr die Tasche aus der Hand gerissen wurde, ohne dass sie Widerstand geleistet hätte. Einen Augenblick glitt die Hand des Angreifers über ihre Brust, doch die Bewegung war zupackend, nicht forschend, und sie spürte, wie ihr der Anhänger vom Hals gerissen wurde, während sie gleichzeitig grob zur Seite gestoßen wurde. Ihre Schienbeine schlugen gegen etwas Hartes, Metallisches, und sie fiel zu Boden. Eine Tür schnappte ins Schloss. Dann war alles still bis auf ihr eigenes krampfgeschütteltes Atmen.
Sie brauchte einige Minuten, um zu begreifen, dass sie zwischen Eimern in einer Putzkammer gelandet war, dass sie eine Einkaufstüte aus Plastik über dem Kopf gehabt hatte und jetzt glücklicherweise allein war.
Es stellte sich heraus, dass die Tür innen keinen Griff hatte, und es dauerte weitere fünf Minuten, bis man auf sie aufmerksam wurde.
»Sie waren aber lang weg«, merkte Dalziel an.
»Auf dem Weg zum Klo ist mir was Komisches passiert«, begann sie zu erzählen.
Beim zweiten Anlauf hatte Pascoe gut geschlafen. Mrs. Crowthers Klopfen weckte ihn aus einem recht wohltuenden Traum, in dem er Pelman
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