Der Lüge schöner Schein

passiert«, sagte Pascoe.
    »Hier auch. Wenn Sie Ihren Geistesblitz ein bisschen früher gehabt hätten, hätten Sie große Schmerzen verhindern können.«
    Einen Moment lang dachte Pascoe, Dalziel beziehe sich voll Anteilnahme auf Burne-Jones. Dann hielt der Boss seine bandagierte Rechte in die Höhe.
    »Ich hab mir den blöden Daumen gebrochen«, erklärte er. »Und das über Etherege habe ich auf die harte Tour herausgefunden.«
    »Dann ist er also unser Mann?«
    »Aber sicher. Und er hat mir eine verdammt große Spritze hineingehauen, um’s zu beweisen. Das war ein Fehler. Denn offensichtlich macht eine Dosis Insulin einen Nicht-Diabetiker reizbar bis zur Raserei, insbesondere wenn selbiger einen leeren Magen hat. Ich bin auch in meinen ruhigeren Momenten schon hochexplosiv. Und ich hungere schon seit Tagen. Da bin ich eben ausgerastet, als Burne-Jones mich von hinten gepackt hat.«
    »Ist er verletzt?«
    »Nichts Schlimmes. Kiefer ein bisschen angeknackst. Es war richtig komisch.« Der Dicke schüttelte sich vor Lachen bei diesem Gedanken. Dabei presste er den Hintern so gegen die Schreibtischkante, dass er sich ohne großen Aufwand gleichzeitig den bebenden Hintern kratzen konnte. »Ein altes Ehepaar war auch da. Die haben die Polizei und die Rettung gerufen. Da ist dann so ein wichtigtuerischer Rotzlöffel aufgetaucht. Der kannte mich nicht, und ich war auch noch nicht ganz bei Verstand! Da hat der Volltrottel mich glatt verhaftet! Das hat sich dann schnell geklärt, als der Medizinmann mich untersucht und gehört hat, was passiert ist. Es könnte eine Untersuchung geben, aber das werd ich überleben.«
    »Das glaube ich auch«, bestätigte Pascoe und blickte interessiert auf die Produktpalette, die die Detective-Constables aus den muffigen Kartons zutage förderten. Einiges davon erkannte er, auch wenn er es zum ersten Mal sah.
    »Sie haben also einen Teil der Diebesbeute gefunden«, sagte er. »Bei Etherege?«
    »Nicht im Traum! Der Kerl ist alles andere als blöde. Nein, wir hatten einfach Glück. Burne-Jones steckt da auch mit drin. Nicht aktiv, behauptet er, aber das kriegen wir schon noch raus. Egal, mein rechter Haken hat ihn jedenfalls recht mürbe gemacht, und wie er gehört hat, dass sein Partner sich, während er im Urlaub war, eine Mordanklage eingebrockt hat, da hat ihn nur mehr sein gebrochener Kiefer daran gehindert, noch schöner zu singen! Und wissen Sie was? Erinnern Sie sich noch an meine kleine Idee mit der Tierpension?«
    Plötzlich fügte sich in Pascoes Kopf alles zusammen. Er schnupperte den Fischgeruch und nickte.
    »Jim Jones, der Katzenfutter-Mann!«, sagte er. »Wer ist er? Sein Bruder?«
    »Cousin«, sagte Dalziel mürrisch. »Das wird jetzt langsam lästig, diese Besserwisserei, wenn alles vorbei ist. Aber Sie haben recht. Burne-Jones ist eigentlich ganz einfach nur Jones. Jim Jones fährt herum und beliefert ein Dutzend Tierpensionen, vielleicht sogar mehr. Jede Menge Gelegenheit, einen Blick in die Listen der Insassen zu werfen. Ich glaube, dass viele von diesen Vollidioten Schilder mit Namen und Adresse des Besitzers an die Käfige der blöden Viecher hängen. Jones hat sie weitergegeben. Sein Cousin und Etherege haben sich die rausgesucht, von denen sie sich am meisten versprachen, und zugeschlagen. Kein Problem.«
    »Wie sind sie das Zeug wieder losgeworden?«, fragte Pascoe.
    »Wahrscheinlich haben Etherege und Burne-Jones einiges selbst in ihrem Laden verhökert. Aber wir schätzen, dass die wirklich heiße Ware durch eine dritte Person abgesetzt worden ist. Diesbezüglich war Burne-Jones recht zugeknöpft. Ich glaube, er bereute langsam, so viel ausgeplaudert zu haben, und sein Kiefer fing an wehzutun. Aber er hat genug gesagt. Katzenfutter-Jones behauptet, nichts über diesen Dritten zu wissen, außer dass es ihn gibt. Hört sich für mich wie ein Mittelsmann an, der interessierte und nicht allzu neugierige Käufer für bestimmte Waren kennt. Auf ein Zeichen von Etherege marschiert er an und begutachtet den neuesten Fang.«
    »Irgendeine Aussicht, ihm auf die Schliche zu kommen?«, fragte Pascoe, der traurig die Handvoll Gegenstände betrachtete, die mit den bei Sturgeon gestohlenen Sachen übereinzustimmen schienen. Es gab wenig von echtem Wert. Und keine Spur von dem wertvollsten Stück, der Briefmarkensammlung des alten Mannes.
    »Eine ziemlich gute, schätze ich«, antwortete Dalziel fröhlich. Er nahm einen kleinen Kalender vom Schreibtisch.
    »Wie nicht anders zu