Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
ein Einsehen, bitte, wenn ich nur …
    Hinter ihm sprach die Schrotflinte, ein seltsam undramatisches Geräusch, etwas pfiff an seinem Kopf vorbei, er wandte sich um und glitt langsam die Böschung hinab ins Wasser.
    Auf der gegenüberliegenden Seite, ungefähr dreißig Meter flussaufwärts, stand Angus Pelman, die Flinte in der Hand.
    War das jetzt eine Ladung aus beiden Läufen?, überlegte Pascoe. Muss er nachladen?
    Doch es spielte keine Rolle. Denn, wie herrlich, wie wunderbar, nun erklangen auch andere Stimmen im Wald, Backhouse tauchte hinter Pelman auf, und Ellie sprang zu ihm ins Wasser, und auf ihrem Gesicht malten sich Liebe und Schrecken.
    Sonderbarerweise fühlte er sich ganz gut, bis sie ihm sagten, dass ihn ein dünner Ast getroffen hatte, der durch den Schuss vom Baum abgesplittert war. Dann fiel ihm auch wieder ein, weswegen er überhaupt hier war.
    »Wenn Sie zu dem Kanalrohr hinaufgehen«, sagte er langsam und deutlich zu Backhouse, »und reinschauen, werden Sie, glaube ich, Colins Leiche finden.«
    Dann kniete er sich auf das weiche Humuskissen und übergab sich heftig.
     
    »Wissen Sie«, sagte Dr. Hardisty, »Ihre Wunden zu versorgen, wird langsam zur Gewohnheit.«
    »Ja«, bestätigte Pascoe.
    »Eigentlich bin ich ja sehr zurückhaltend und kümmere mich um meinen eigenen Kram«, fuhr der Arzt fort. »Aber dürfte ich Sie wohl bei dieser Gelegenheit fragen, was zum Teufel hier vorgeht?«
    Sie waren wieder bei den Crowthers. Pascoe verspürte nicht des geringste Bedürfnis, sich weiter mit dem Arzt zu unterhalten, und er warf Ellie einen Hilfe suchenden Blick zu, die Hardisty freundlich, aber bestimmt zur Tür brachte.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte Pascoe.
    »Ich weiß«, sagte Ellie.
    Dann schwiegen sie eine Weile. Sie waren im Wald geblieben, bis einer von Backhouse’ Leuten mit einer Taschenlampe bewaffnet in das dunkle Kanalgewölbe vorgedrungen war. Als sie seinen Ausruf, eine Mischung aus Triumph und Abscheu, vernommen hatten, waren sie gegangen und hatten sich ins Dorf zurückfahren lassen.
    »Woher hast du das gewusst?«, fragte Ellie schließlich.
    »Ich habe mir verschiedene Fragen gestellt. Es gab so viele Sachen, so viele ›wenn‹. Wenn Colin nicht Selbstmord begangen hatte, dann wollte uns jemand glauben machen, dass er es getan hat. Wenn jemand das wollte, dann vermutlich, um den Verdacht vom wahren Mörder abzulenken. Wenn es den Aufwand lohnte, uns das Auto und den Abschiedsbrief unterzujubeln, dann musste Colin tot sein. Wenn Colin tot war, dann musste seine Leiche irgendwo versteckt sein. Und so weiter. Heute, als du sagtest, dass diese Zitate aus
Héloïse an Abélard
stammen, da war ich mir auf einmal sicher. Es war einer von Colins Späßen. Oder besser, es sollte einer werden. Du hast das Schlafzimmer nicht gesehen, oder?«
    »Nein«, sagte Ellie.
    Pascoe beschrieb es ihr kurz, die Dekoration auf den Kissen, den Willkommensgruß.
    »Er wollte noch etwas dazulegen. Und mit seinem Faible für das treffende Wort hat er sich das Gedicht von Pope ausgesucht. Ich habe eine Gesamtausgabe von Pope im Sekretär gefunden. Alle Sätze aus dem so genannten Abschiedsbrief waren angestrichen. Hör dir das nur mal an!
Zärtlich beizuwohnen. Ich komm’, ich komme! Wer tief sie fühlt wird sie am besten malen.
Keine Ergüsse höchster Verzweiflung, sondern lauter herrlich schmutzige Zweideutigkeiten! Wahrscheinlich haben sie alle zusammengeholfen, Rose und Colin, und Timmy und Carlo auch. Aber er hat nicht mehr alles aufschreiben können.«
    »Warum?«
    »Ach, nichts Aufregendes. Vielleicht war das Essen fertig. Oder sie waren schon ein bisschen beschwipst. Irgendwas. Später ist es dann natürlich passiert.«
    Er merkte, dass sie zitterte. Er stand auf, fühlte sekundenlang einen leichten Schwindel, dann ging er zu ihr und legte den Arm um sie.
    »Aber wieso, Peter?«, wollte sie wissen. »Wieso?«
    »Das wird uns vielleicht Pelman erzählen«, antwortete er.
    »Es hätte auch dich erwischen können«, sagte sie.
    »Möglich. Aber ich musste einfach den Bach da hochgehen. Ich musste immer wieder an diesen Bell denken, der ständig übers Wasser redete, darüber, dass der Bach durch irgendwas verunreinigt wird. Er hat gesagt, in den vergangenen Tagen sei plötzlich alles viel schlimmer geworden. Und ich habe an die Wärme gedacht und wie lange es dauert, bis … Na ja, es ging mir eben im Kopf herum, und ich musste nachschauen.«
    Er lachte unbehaglich und freudlos.
    »Weißt

Weitere Kostenlose Bücher