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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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etwas Toast …«
    »Gott, ich kann mich kaum bewegen. Ich hab’s mit dem Toast wirklich völlig übertrieben …«
    Adrian hatte sich darauf gefreut, mit Tom allein toasten und über Cartwright sprechen zu können.
    »Oh, Jesus«, sagte er und machte auf seinem Schreibtisch Platz für den Teekessel. »Oh, jesusmäßiger Jesus.«
    »Probleme?«
    »Keinen Frieden will ich kennen, wird mich nicht sein Kuß entbrennen«, klagte Adrian.
    »Echt wahr?«
    »Es ist wahr, und ich werd dir sagen, was sonst noch wahr ist. Es ist wahr, daß er heute seinen blauen Shetlandrollkragen trägt. Selbst in diesem Augenblick bewegt sein Körper sich darin. Warm und schnell. Das ist mehr, als Fleisch und Blut ertragen können.«
    »Dann dusch doch kalt«, sagte Tom.
    Adrian krachte den Kessel auf den Tisch und packte Tom an der Schulter.
    »Kalt duschen?« schrie er. »Susi Christus, Mann, ich rede von der Liebe! Weißt du, was sie mir antut? Sie schrumpft mir den Magen, oder, Tom? Sie kitzelt meine Eingeweide, genau. Aber was tut sie meinem Geist an? Sie wirft die Sandsäcke über Bord, damit der Ballon aufsteigen kann. Plötzlich finde ich mich oberhalb des Gewöhnlichen. Ich bin begabt, überaus begabt. Ich tanze auf einem Seil über den Niagarafall. Ich gehöre zu den Größten. Ich bin Michelangelo, der den Bart des Moses modelliert. Ich bin van Gogh, der reines Sonnenlicht malt. Ich bin Horowitz,der das fünfte Klavierkonzert spielt. Ich bin John Barrymore, bevor die Filme ihm an die Kehle gingen. Ich bin Jesse James und seine beiden Brüder – alle drei in einem. Ich bin W. Shakespeare. Und da draußen ist keine Schule mehr – das ist der Nil, Tom, der Nil – und die Barke der Kleopatra gleitet hinab.«
    »Nicht schlecht«, sagte Tom, »gar nicht schlecht. Von dir?«
    »Ray Milland im
Verlorenen Wochenende
. Aber er hätte über Cartwright sprechen können.«
    »Er sprach über Alkohol«, sagte Tom, »was ziemlich vielsagend ist.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, halt die Klappe und fang an zu schmieren.«
    »Ich lege den
Liebestod
auf, das mache ich, du schrecklich verbiesterter Mensch«, sagte Adrian, »und stille mit der Eintracht süßer Töne mein klopfend Herz. Doch schnell, Mann! – Ich höre draußen eine Droschke vorfahren! Und hier, Watson, falls ich mich nicht sehr irren sollte, steht unser Klient schon auf der Schwelle. Herein!«
    Sampson erschien in der Tür, blinzelte durch seine Brille, hinter ihm Bullock, der Tom ein Glas zuwarf.
    »Hi. Ich habe etwas Zitronengelee mitgebracht.«
    »Zitronengelee!« sagte Adrian. »Und was habe ich diese Minute erst gesagt, Tom? ›Wenn wir bloß etwas Zitronengelee für unsere Gäste hätten.‹ Du kannst Gedanken lesen, Bullochse.«
    »Toast steht da drüben«, sagte Tom.
    »Danke, Thompson«, sagte Sampson und bediente sich. »Gooderson hat erzählt, du wärst kurz davor gewesen,R. B.-J. und Sargent in den Umkleideräumen aufzumischen, Healey.«
    »Die Dame Fama überflügelt mich wieder einmal.«
    Kurz davor?
O Gott …
    Bullock klopfte Tom auf den Rücken.
    »Hey, Tommo!« sagte er. »Wie ich sehe, hast du dir endlich
Atom Heart Mother
besorgt. Was meinst du? Treffer oder versenkt?«
    Während Tom und Bullock sich über Pink Floyd unterhielten, erzählte Sampson Adrian, warum er der Meinung war, Mahler sei eigentlich viel wilder, im Sinn von viel kontrollierter, als jede Rockband.
    »Das ist ein interessanter Gedanke«, sagte Adrian, »im Sinne von überhaupt nicht interessant.«
    Als Tee und Toast alle waren, stand Bullock auf und räusperte sich.
    »Ich glaube, ich sollte jetzt meinen Plan bekanntgeben, Sam.«
    »Definitiv«, sagte Sampson.
    »Wohlan!« sagte Adrian und stand auf, um die Tür zu schließen. »Verrat, Kriegskunst und Plünderei.«
    »Es ist folgendermaßen«, sagte Bullock. »Mein Bruder ist, ich weiß nicht genau, ob das bekannt ist, in Radley, aufgrund dessen, daß meine Eltern glauben, es wäre eine schlechte Idee, wenn wir beide dieselbe Schule besuchen.«
    »Aufgrund dessen, daß ihr beide Zwillinge seid?« fragte Adrian.
    »Genau, aufgrund dessen, daß meine Mutter ihr Konto in puncto Fruchtbarkeitspillen überzogen hat. Ist ja egal, er hat letzte Woche geschrieben und mir von einem unglaublichen Stunk erzählt, den es dort gegeben hat, aufgrund dessen, daß jemand hingegangen ist und eine inoffizielleSchülerzeitung namens ›Raddled‹ produziert hat, voll mit obszönem, verleumderischem ›Oz‹-mäßigem Schund. Und ich dachte,

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