Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
womöglich schuld daran sein, dass die Dinger nicht dem europäischen Normmaß entsprechen?
Gilt nicht. Kohlebergbau ist heute nicht mehr, hier grünt und blüht es so, dass die Gegend zur Kulturhauptstadt des Jahres 2010 ernannt wurde – übrigens auch eine europäische Idee. Daher kann man also davon ausgehen, dass die erfragten Ergebnisse repräsentativ sind für den halbwegs gesunden Mann in Deutschland, Italien, Österreich, Dänemark und andernorts in Mitteleuropa. Nun soll der europäische Penis noch einmal ganz genau unter die Lupe genommen werden, nicht dass am Ende die bunten Tütchen zu groß sind, vor der Zeit herunterrutschen und Europa nachwuchsmäßig völlig aus dem Ruder läuft – was vermutlich eine weitere Flut von Verordnungen nach sich ziehen würde.
Seehunde auf Sizilien
Was immer wieder zu Kuriositäten in der Gesetzgebung führt, ist die Tatsache, dass eine gesetzliche Regelung nicht nur für den Einzelfall passen, sondern allgemeine, umfassende Gültigkeit haben soll. Man geht bei diesen Normen also davon aus, als ob EU-Land eine kulturelle und sogar klimatische Einheit wäre.Als ob Tomaten in Finnland wachsen würden oder sich Seehunde auf Sizilien angesiedelt hätten.
! So und nur so ist zu erklären, dass laut der EU-Richtlinie 2000/9/EG aus dem Jahre 2004 alle europäischen Städte ein Seilbahngesetz erlassen müssen,
auch wenn der höchste Berg nur ein Schlittenhügel ist oder eine Müllkippe. Man kann sich durchaus vorstellen, dass die Niederländer Tränen gelacht haben, als sie die Richtlinie in nationales Recht umsetzen mussten.
Wer sich aber sträubt, hat schlechte Karten in der EU. Die Kommission verhängt harsche Strafen. Bis zu 800 000 Euro muss bezahlen, wer sich nicht beugt, auch der Verweis auf fehlende Berge im innerstädtischen Bereich nutzt da gar nichts. Schließlich hat Köln auch keine Berge – aber eine Seilbahn. Nun, die Berliner haben sich gefügt, immerhin ist man ja ohnehin notorisch klamm in der Hauptstadt und wollte daher wohl keine Strafzahlung riskieren. Also hat man sich von den Bayern die entsprechende Gesetzgebung einfach ausgeliehen. Auch wenn man an der höchsten Stelle des Prenzlauer Bergs gerade mal 91 Meter über dem Meeresspiegel steht.
Im Schacht
Ähnlich wie Seilbahnen hängen auch Aufzüge an Stahlstricken und, ganz im Unterschied zu Erstgenannten, man kann Aufzüge überall bauen, auch unterhalb des Meeresspiegels, wenn es sein muss. Dann ist es aber auch schon vorbei mit den Selbstverständlichkeiten. So ein Aufzug ist eine sehr, sehr komplizierte Sache.
§
Aufzugsrichtlinie
Im Sinne dieser Richtlinie gilt als Aufzug ein Hebezug, das zwischen festgelegten Ebenen mittels eines Fahrkorbs verkehrt, der zur Personenbeförderung, sofern der Fahrkorb betretbar ist (das heißt, wenn eine Person ohne Schwierigkeit in den Fahrkorb einsteigen kann) und über Steuereinrichtungen verfügt,
die im Innern des Fahrkorbs oder in Reichweite einer dort befindlichen Person angeordnet sind, nur zur Güterbeförderung bestimmt ist und an starren Führungen entlang fortbewegt wird, die gegenüber der Horizontalen um mehr als 15 Grad geneigt sind. Aufzüge, die nicht an starren Führungen entlang, aber nach einem räumlich vollständig festgelegten Fahrverlauf fortbewegt werden, fallen ebenfalls in den Anwendungsbereich dieser Richtlinie.
Diese Richtlinie gilt nicht für seilgeführte Einrichtungen, einschließlich Seilbahnen, für die öffentliche und nichtöffentliche Personenbeförderung, Bühnenaufzüge, in Beförderungsmitteln eingebaute Aufzüge, mit einer Maschine verbundene Aufzüge, die ausschließlich für den Zugang zum Arbeitsplatz bestimmt sind, Zahnradbahnen, Baustellenaufzüge zur Personenbeförderung oder zur Personen- und Güterbeförderung …
… und so weiter, und so weiter, und so weiter … Da nimmt man doch lieber die Treppe.
Allein im Euro-Regel-Land
Vermutlich hätte die Hauptdarstellerin der folgenden Szene auch eine offene Plattform an vier Seilen akzeptiert, wenn sie damit nur ein paar Meter nach oben gekommen wäre.
Eine große U-Bahn-Station: Eine junge Mutter, eine Hand am Kinderwagen mit Säugling, an der anderen Hand einen Zweijährigen, des Laufens mächtig, aber auf kurzen Beinchen unterwegs.Alle drei verharren am Fuß einer langen Rolltreppe. Oben wartet der Anschlusszug. Vielleicht ist die Rolltreppe auch nur der kürzeste Weg nach Hause. Jedenfalls will die Mutter im dicken Wintermantel nach oben. Gerade setzt
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