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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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wollten. Der durfte nicht mehr über sich selbst bestimmen. Der schluckte ihre Tabletten, erduldete ihre Spritzen und verdöste den Rest seiner Tage. Dem liefen Speichelfäden aus den Mundwinkeln und er wischte sie nicht weg. Weil er sich gar nicht mehr wahrnahm.
    Ilka fand ein Taschentuch. Es war schon mehrfach gebraucht, das Papier trocken und hart. Sie drückte es gegen die Augen, holte tief Luft und zwang sich, langsam zu atmen. Eins. Zwei. Drei. Eins. Zwei. Drei. Dann putzte sie sich die Nase, so gut das mit diesem zerklumpten Etwas von einem Taschentuch überhaupt noch möglich war.
    Üœbertreib nicht, dachte sie. Mach nicht aus einer Mücke einen Elefanten. Was ist denn schon passiert? Du hast eine Verabredung vergessen. Das passiert jeden Tag tausend Leuten. Das ist doch kein Weltuntergang.
    Aber sie hatte nicht irgendeine Verabredung vergessen, sondern eine Verabredung mit Mike. Das war ein Unterschied. Und es war nicht eine beliebige Verabredung, die man nachholen konnte. Er hatte sie zu dem Besichtigungstermin mitnehmen wollen. Es war ihm so wichtig gewesen.

    Warum hatte sie das verdammte Handy wieder nicht dabei? Erneut stieg Panik in ihr auf. Sie blickte sich um. Entdeckte einen alten Mann, der den Gehweg vor seinem Haus kehrte. Erleichtert ging sie auf ihn zu. Vielleicht kannte er ja den Weg zurück nach Bröhl.
     
    Sie besaߟen eine rasante Espressomaschine. Man stellte einfach eine Tasse unter die Auslaufdüsen, drückte einen Knopf und die Maschine mahlte mit einem Wahnsinnsgetöse die Kaffeebohnen und presste mit hohem Druck heiߟes Wasser hervor. Heraus kam ein Kaffee vom Feinsten, bedeckt von einer sahnigen Creme.
    »Ein Geschenk meiner Mutter«, sagte Jette und stellte ihm die zweite Tasse hin. »Wir hätten uns so was nie leisten können.«
    In diesem Augenblick erkannte Mike die Zusammenhänge. Es hatte einen Riesenwirbel gegeben. Die Zeitungen hatten sich förmlich überschlagen. Im Rundfunk und sogar im Fernsehen hatten sie darüber berichtet. Ein Mädchen aus Bröhl war ermordet worden und ihre Freundinnen hatten dem Mörder öffentlich den Kampf angesagt.
    Eines dieser Mädchen war die Tochter der Krimiautorin Imke Thalheim gewesen. Das ermordete Mädchen hatte Caro geheiߟen!
    »Wir wollten sowieso mit dir darüber sprechen«, sagte Merle und sah ihm in die Augen.
    Verwirrt erwiderte Mike ihren Blick. Konnte sie Gedanken lesen?
    »Es war nur eine Frage der Zeit, bis du eins und eins zusammengezählt hättest«, sagte sie. »Allerdings ging es schneller, als ich erwartet hatte.«
    Und dann erzählten sie ihm alles. Abwechselnd. Und immer wenn der einen die Stimme versagte, machte die andere weiter. Mike hörte zu. Je länger die Mädchen redeten, desto sympathischer wurden sie ihm. Das, was sie verband, war eine Freundschaft, die sich bewährt hatte. Man spürte die tiefen Gefühle zwischen ihnen beinahe körperlich.
    Die Zeit verging. Drauߟen wurde es dunkel. Das Wichtigste war gesagt. Nun mussten nur noch die organisatorischen Dinge geregelt werden. Und €¦
    »Ich habe eine Freundin«, sagte Mike. Er machte eine kurze Pause. »Dagegen habt ihr doch nichts?«
    »Sieht das hier aus wie ein Kloster?« Merle lachte. »Was meinst du, wie viele Typen hier schon ein und aus gegangen sind?«
    »Und deine Freundin?«, fragte Jette. »Macht es ihr nichts aus, dass du zu zwei Mädchen ziehst?«
    Mike schüttelte den Kopf. »Sie ist kein bisschen eifersüchtig. Leider.«
    »Sag das nicht.« Merle war abrupt ernst geworden. »Eifersucht macht alles kaputt.«
    »Ich hab einen Bärenhunger«, sagte Jette. »Ihr auch?«
    Erst jetzt merkte Mike, dass ihm der Magen knurrte. Er nickte.
    »Wir würden dich gern zum Essen einladen«, sagte Jette. »Zur Feier des Tages. Wie wär€™s mit Pizza?«
    Wenig später saߟen sie bei 
Claudio
, einem Pizzaservice mit ein paar aufgestellten Tischen, und Claudio bediente sie, als wären sie seine erlauchten Lieblingsgäste und die Pizzabude ein Gourmettempel.
    Jette beugte sich zu Mike hinüber. »Er hat was gutzumachen bei Merle«, flüsterte sie. »Er kann ziemlich charmant sein, aber auch höllisch eifersüchtig. Mal trägt er Merle auf Händen, dann wieder trampelt er auf ihr herum.«

    »Glaubt bloߟ nicht, ich hätte das nicht gehört.« Merle sah Claudio nach, der sich mit aufreizender Lässigkeit zwischen den Tischen hin und her bewegte. Sie verzog die Lippen in leiser Verachtung, doch ihre Augen glänzten. »Jette hat Recht. Ich wollte, ich

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