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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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schaltete alle Gedanken und Gefühle aus. Das hier hatte er gewollt. Danach hatte er sich gesehnt. Er war angekommen. Endlich.
     
    Als ihm seine Umgebung wieder bewusst wurde, waren zwei Stunden vergangen. Der Raum war gut beheizt, aber Ilka mit ihren nackten Beinen fror sicherlich.
    »Fertig?«, fragte sie.
    Er nickte und sie richtete sich auf, glitt vom Stuhl und strich das Kleid glatt.
    »Darf ich mich wieder anziehen?«
    Er hatte sie noch nie so nachgiebig, so €¦ demütig erlebt. Es erregte ihn. Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab.
    »Bleib so.«
    Sie stand da wie eine Königin mit den Füߟen eines Aschenputtels. Er konnte nicht anders. Er musste sie berühren. Langsam näherte er sich ihr. Er hob die Hand, um ihr über die Wange zu streichen. Ilka duckte sich, als hätte er zu einem Schlag ausgeholt.
    Er wusste nicht, warum sie damit eine solche Wut in ihm auslöste. Er griff ihr ins Haar und zog ihren Kopf zurück. Sah ihr in die Augen. Und dann küsste er sie.
     
    Gegen Mittag ging Bert zu Marcello. Ihm gehörte eine kleine Pizzeria in der Mühlenstraߟe, zwanzig Minuten Fuߟmarsch vom Büro entfernt, zu weit für die meisten Kollegen und deswegen für Bert mit seinem Ruhebedürfnis ideal. Er sehnte sich nach einem guten Essen und nach Ablenkung. Er musste aufpassen, dass er sich nicht in seinen Gedanken verhedderte.
    Es war nicht mehr ganz so kalt. Sechs Grad über null hatte das Auߟenthermometer heute früh angezeigt. Inzwischen waren es bestimmt acht. Nach dem Frost der letzten Tage empfand Bert den Wind beinah als lau. Es kam ihm auch so vor, als würden nach endlosem, beklemmendem Schweigen plötzlich die Vögel wieder singen. Ein Hauch von Frühling lag in der Luft.
    Bert wusste, dass er einer Art Fata Morgana aufsaߟ. Es würde nicht lange so mild bleiben. Meistens fing der Winter in dieser Gegend im Januar oder Februar erst richtig an. Selbst im April konnte es noch schneien.
    Marcello begrüߟte ihn so begeistert, dass Bert sich fast schämte, so lange nicht hier gegessen zu haben. Jedes Mal vermittelte der Wirt ihm den Eindruck, ein treuloses, unzuverlässiges, aber dennoch heiߟ geliebtes Mitglied seiner groߟen italienischen Familie zu sein. Er geleitete Bert zum schönsten Tisch am Fenster und brachte ihm einen Aperitif auf Kosten des Hauses. Dann schlenderte er pfeifend zur Theke zurück.
    Von seinem Platz aus sah Bert in den Hof, der im Sommer voller Tische war, an denen sich die Gäste drängten. Jetzt wirkte er trüb und traurig. Nur ein paar widerstandsfähige Efeuranken klammerten sich noch an die weiߟ getünchten Mauern, die sonst vom Grün und den Blüten einer roten Kletterrose und einer blauen Klematis bedeckt waren. Der Boden war übersät mit schwarzem, faulendem Laub. Eine schmuddelige Plastiktüte wehte im Wind hin und her. An der hinteren Mauer, die von Feuchtigkeit schon halb zerfressen war, stand ein vergammelter Holztisch, auf dem eine weiߟe Katze kauerte. Sie gehörte zum Lokal, durfte jedoch das Haus nicht betreten. Bei einem Unfall vor zwei, drei Jahren hatte sie ihren Schwanz verloren. Wie sie da so lag, die Pfoten unter den Bauch geschlagen, unbeeindruckt von den Zeichen des Verfalls, erinnerte sie Bert an eine Totenkatze. Vielleicht starb jedes Mal, wenn man sie anschaute, in der Nähe ein Mensch?
    Bert schüttelte den Gedanken ab und klappte die Speisekarte auf. Er studierte sie immer gründlich, obwohl er sie so gut wie auswendig kannte und bei jedem Besuch das gleiche Gericht wählte. Im Hintergrund hörte er Marcello auf Italienisch telefonieren. Zunächst verstand er noch einzelne Worte, dann vermischten sie sich miteinander zu einem friedlichen, fast einschläfernden Singsang.
    Der ideale Ort, die ideale Zeit, um ܜberlegungen nachzuhängen. Bert hatte ein Foto von Ilka an die Presse gegeben. Es würde eine Flut von Anrufen auslösen. Die meisten davon würden seine Arbeit nicht erleichtern, sondern verdoppeln. Trotzdem war es eine Chance, denn letztlich kam es auf den einen entscheidenden Hinweis an.
    Es gab in Ilkas Fall keine Verwandtschaft auߟer der Mutter, dem Bruder und der Tante mit ihrer Familie. Das engte die Möglichkeit, an Informationen zu gelangen, stark ein. Bert würde als Nächstes versuchen, etwas über den Bruder in Erfahrung zu bringen. Vielleicht sollte er später auch noch einen Besuch in Ilkas Schule ins Auge fassen.
    »Prego?« Marcello strahlte ihn an. Er fand es ungemein beruhigend, einen Kommissar

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