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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eigentlich, dass der Vicomte die Gebühren eintreibt, die der Gilde zustehen?«
    »Das konnten wir noch nie unterbinden«, räumte der Erzmagier mit einem traurigen Lächeln ein, das sich so schnell wieder auflöste, wie. es gekommen war. »Ist das alles?«
    »Und zwar in einer Höhe von fünfzehn Prozent«, fuhr Cerryl fort. »Der Satz liegt in dieser Höhe, seit Rystryr Vicomte geworden ist. Mehr oder weniger seit dieser Zeit.«
    Jesleks Lächeln verschwand endgültig. »Und?«
    »Ich konnte nicht den Weg aller Gelder verfolgen, aber es gibt eine ziemlich große Kiste voller Goldmünzen, die mit der stärksten Chaos-Sperre gesichert ist, die ich je gesehen habe.« Cerryl lächelte strahlend. »Sie steht in Shyrens Schlafgemach.«
    Cerryl hatte, hinter dem Blendschirm verborgen, kurz zuvor noch einmal Shyrens Zimmer aufgesucht und sich vergewissert, dass Chaos-Sperren und Kiste noch an Ort und Stelle waren. Er konnte nur hoffen, dass Shyren nicht hinterhältiger war, als es schien, oder dass er wenigstens Cerryl für völlig unbedarft hielt, gewissermaßen für eine jüngere Ausgabe von Fydel.
    »Glaubt Ihr denn, die Kiste steht noch dort, nachdem er Euch bereits misstraut?« Ohne den Kopf zu bewegen, sah Jeslek kurz zu Anya, die Shyrens Aufmerksamkeit völlig beanspruchte.
    »Heute Morgen war sie noch da, und ich nehme an, er hält mich für eine einfältigere Ausgabe von Fydel. Er hat zwei Armbrustschützen angeheuert, um mich zu töten. Aber das kann ich natürlich nicht beweisen.« Cerryl zuckte mit den Achseln.
    Jesleks schiefes Lächeln erschien wieder. »Ich denke, Ihr solltet mich zu Shyrens Quartier begleiten. Jetzt sofort.«
    Cerryl sah sich um.
    »Anya wird dafür sorgen, dass Shyren noch eine Weile beschäftigt ist. Das kann sie sehr gut. Wollen wir gehen?«
    Cerryl übernahm die Führung.
    Das Bronzeschloss war, wie jedes Mal, wenn Cerryl es überprüft hatte, mit Chaos gesichert.
    »Abgeschlossen ist hier nie, aber er hat das Schloss mit Chaos-Energie gesichert«, erklärte Cerryl. Er entfernte das Chaos aus der Bronze und wartete, bis die Ladung sich aufgelöst hatte, ehe er die Tür öffnete.
    »Ziemlich luxuriös«, meinte Jeslek. »Mit eigenem Auge wird es noch deutlicher als im Glas.«
    Cerryl ging ins Schlafzimmer, die Schilde nach wie vor aktiv.
    »Ihr habt Eure Schilde noch oben? Also traut Ihr nicht einmal Eurem Erzmagier, Cerryl?«, fragte Jeslek.
    »Ich habe gute Gründe, überhaupt niemandem zu trauen«, antwortete Cerryl. »Hier ist die Truhe.« Er deutete auf die weiße Eichenkiste und nahm das Samtpolster vom Deckel.
    »Wenn Ihr erlaubt«, sagte Jeslek trocken. Er trat vor und löste das Chaos in der Kiste auf. »Eine mehr als zwei Ellen lange und halb so tiefe Kiste, bis zum Rand gefüllt. Das sind womöglich sogar mehr Goldstücke, als wir aus Hydlen mitgebracht haben.«
    Cerryl hoffte es.
    Abrupt trat der Erzmagier hinter die Vorhänge des Himmelbetts, weil die Tür des vorderen Zimmers mit vernehmlichem Klicken geöffnet wurde. Cerryl stand somit allein vor der offenen Kiste, als Shyren schwer atmend und mit gerötetem Gesicht in der Tür zu seinem Schlafgemach auftauchte.
    Cerryl machte sich auf einen Angriff gefasst.
    »Was tut Ihr hier?« Shyren sammelte Chaos um sich, noch während er sprach. »Ihr seid nur sein Werkzeug, Cerryl. Ihr versteht es nicht. Nein, Ihr mischt Euch in Dinge ein, von denen Ihr nichts versteht. Ihr werdet Euch aber nie wieder einmischen, denn ich werde mich nicht von einem ehrgeizigen Emporkömmling aus dem Weg räumen lassen.«
    Es zischte und Chaos-Flammen züngelten um Cerryls Schilde. Hinter ihm verschmorten die Seidentücher des großen Betts.
    »Oh, dann kennt Ihr Euch mit Schilden aus?« Shyren ließ eine stärkere Feuerzunge auf Cerryl los.
    Der jüngere Magier fing lächelnd die Chaos-Energie mit seinen Schilden auf, ehe er seine eigene Energie dazugab und den Kraftfluss umkehrte. Er bündelte das Feuer zu einer schmalen Lanze aus konzentriertem Chaos, die durch die Schilde des älteren Magiers fuhren, als ob sie nicht existierten.
    »Ohh …« Das kleine, überraschte Murmeln brach ab, als Shyrens Gestalt im Chaos-Feuer verging und zu feinem weißem Staub zerfiel. Nur ein Dolch aus Neusilber blieb glitzernd auf dem Boden liegen.
    Anya betrat den Raum. »Er hat darauf bestanden, in sein Zimmer zu gehen. Ich hatte ja Anweisung, ihn nicht zu töten.«
    Unsicher, wie Jeslek reagieren würde, drehte Cerryl sich um, ohne die Schilde sinken zu lassen.

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