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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Der Erzmagier kam hinter dem Bett hervor.
    »Cerryl hat sich gut geschlagen. Sogar besser, als ich, es erwartet hätte.«
    »Sieht ihm ähnlich«, gab die rothaarige Magierin zurück, als ob Cerryl nicht da sei. Sie trat an die Truhe am Fußende des Betts.
    »Ich könnte fragen, was die Münzen hier zu suchen haben«, sagte Jeslek, indem er auf die Goldstücke in der offenen Truhe deutete, »aber ich fürchte, wir wissen es bereits. Das müssen mindestens dreitausend Goldstücke sein.« Der Erzmagier richtete sich auf und wandte sich lächelnd an Cerryl. »Wir gehen jetzt zum Vicomte. Ihr werdet allem zustimmen, was ich sage. So ist es besser.« Er wandte sich an Anya. »Ihr bleibt hier und passt auf, dass die Taschen der Gilde nicht noch einmal erleichtert werden.«
    »Ich komme gern mit, solange man mir nicht vorwirft, dass ich für dieses Durcheinander verantwortlich bin«, willigte Cerryl vorsichtig ein.
    »Nein … der arme Shyren. Er hat vergessen, dass Gold und Macht nicht ein und dasselbe sind.« Jeslek betrachtete noch einen Augenblick die Truhe, ehe er sich wieder an Cerryl wandte. »Wer könnte noch weitere Goldstücke eingesackt haben?«
    »Der Finanzminister Dursus und sein Helfer Pullid. Genau genommen ist es Pullid, der die Steuern eintreibt. Ich habe das von einem Händler hier im Ort erfahren. Shyren fand heraus, dass ich mit dem Händler gesprochen hatte, und ließ ihn töten und sein Lagerhaus in Brand stecken.« Cerryl hatte ganz eigene Vorstellungen, wer Freidr wirklich getötet hatte, aber es war offensichtlich besser, Shyren die Schuld zu geben, als einen weiteren Verdächtigen ins Spiel zu bringen.
    »Ihr wart gründlich«, bemerkte Jeslek. »Das ist eindeutig eine Eurer Tugenden.« Er nickte knapp. »Wir sollten jetzt den Vicomte aufsuchen. Kommt mit, Cerryl.«
    Die beiden Magier gingen rasch hinaus und schritten durch eine runde Halle mit Kuppeldach. Vor den Säulen am anderen Ende waren zwei grün und golden uniformierte Wächter postiert.
    Fünfzig Ellen weiter blieb Jeslek vor einer Doppeltür stehen, vor der zwei weitere Wächter warteten.
    Einer der Wächter betrachtete die weiß gekleideten Magier und das Amulett, das Jeslek trug, und sagte: »Seine Hoheit hat angeordnet, dass er nicht gestört werden darf.«
    »Sage ihm, dass der Erzmagier von Fairhaven ihn zu sprechen wünscht. Sofort.« Jeslek sprach nicht laut, aber die Worte dampften fast vor Chaos-Macht.
    Der Wächter wich etwas zurück. »Er hat aber …«
    Jeslek lächelte und vor dem Wächter züngelte eine Flamme aus dem Boden. »Sage es ihm.«
    Der zweite Wächter drehte sich wortlos um und klopfte an die schwere Tür. Nach kurzem Zögern rief er. »Der Erzmagier wünscht sofort den Vicomte zu sprechen.«
    Augenblicke später öffnete der Wächter die Tür.
    Als die beiden Magier an ihnen vorbeigingen, bemerkte Cerryl, dass den Wächtern Schweißperlen auf der Stirn standen. In ihrer Haut hätte er nicht stecken wollen.
    Der Vicomte erhob sich vom vergoldeten Stuhl, der hinter einem gleichermaßen vergoldeten Tisch stand, und legte eine Schriftrolle zur Seite. »Mein lieber Erzmagier, ich habe damit gerechnet, Euch erst beim Abendessen zu sehen. Euch und Eure rothaarige Assistentin.«
    Jeslek ging schnellen Schrittes weiter, während Cerryl die Tür hinter ihnen schloss. Dann folgte er dem Erzmagier.
    »Mein lieber Vicomte, vielleicht habt Ihr den Magier, der mich begleitet, schon gesehen. Sein Name ist Cerryl. Er wurde nicht nur hergeschickt, um die Invasion Spidlars vorzubereiten, sondern auch, um … . nun, um gewisse Unregelmäßigkeiten zu untersuchen, was das Eintreiben der Wegezölle angeht.« Jeslek schenkte dem blonden, stämmigen Vicomte ein strahlendes Lächeln.
    Zu beiden Seiten des Tischs stand je ein Wächter mit einer Eisenklinge. Die beiden ließen Jeslek keinen Moment aus den Augen.
    »Unregelmäßigkeiten, sagt Ihr?« Rystryrs Stimme klang nachdenklich und im engen Zimmer ein wenig grollend.
    »Ja. Anscheinend hat Shyren ein Abkommen mit Eurem Finanzminister getroffen, einem gewissen Dursus, wie ich glaube, und vielleicht auch mit dessen Helfer.« Jeslek wandte sich an Cerryl. »Wie war noch sein Name?«
    »Pullid.« Cerryl behielt die Wächter im Auge und beobachtete mit den Ordnungs- und Chaos-Sinnen den Bogenschützen, der hinter einem Spalier auf der rechten Seite verborgen war.
    »Und was ist mit Shyren? Sollte er nicht hier erscheinen, um sich zu diesen … zu diesen Unregelmäßigkeiten zu äußern?

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