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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ich kann ihn nirgends sehen.« Rystryr hob die buschigen Augenbrauen.
    »Ihr werdet ihn auch nie wieder sehen«, erwiderte Jeslek. »Wer sich auf Kosten der Gilde die Taschen füllt, überlebt dies in der Regel nicht.«
    »Äh … ja. Ich verstehe, dass so etwas bei der Gilde auf schärfste Missbilligung stoßen muss.« Rystryr nickte scheinbar mitfühlend.
    Cerryl konnte Entsetzen und Sorge hinter den Worten spüren, auch wenn die Stimme des Vicomte gleichmütig klang.
    »So ist es, so ist es. Die Gilde setzt sich für das Wohl ganz Candars ein, nicht nur für das Wohl eines einzigen Mannes oder Landes. Manchen fällt es schwer, dies zu verstehen«, fügte Jeslek in beinahe nachdenklichem Ton hinzu. »Und so hintergehen sie die Gilde und glauben, wir würden es nicht sehen und nicht verstehen.« Er setzte ein breites, strahlendes Lächeln auf. »Was aber gewiss nicht Euch einschließt, Rystryr. Ich bin sicher, Ihr versteht mich.«
    »Natürlich verstehe ich Euch. Wie könnte ich es nicht verstehen? Ihr und die schöne Anya habt es mir deutlich genug gesagt.«
    »Darüber freuen wir uns.« Jeslek runzelte die Stirn. »Ihr werdet natürlich die Goldstücke beschlagnahmen, die dieser Dursus und sein Helfer gestohlen haben, und sie Fairhaven übergeben. Ich würde meinen, dass Ihr mindestens fünftausend Goldstücke finden solltet, bevor wir die Räuber der Gnade des Chaos übergeben.« Wieder breitete sich ein Lächeln im Gesicht des weißhaarigen Magiers aus. »Mindestens fünftausend.«
    »Das könnte schwierig werden.«
    »Oh … ich bin ganz sicher, dass Ihr einen Weg finden werdet, die Münzen aufzuspüren und zurückzugeben. Ganz sicher. Und ich freue mich schon darauf, im Frühling überall die Bekanntmachungen zu sehen, dass frische Rekruten eingezogen werden«, fuhr Jeslek mit gefährlich freundlicher Stimme fort. »Angesichts der Umstände wäre dies doch sicher eine kluge Entscheidung, meint Ihr nicht auch?«
    »Wir haben nur noch auf Eure Ankunft gewartet, Erzmagier. Wir werden überall bekannt geben, dass Certis und Fairhaven gemeinsam die Schwierigkeiten bekämpfen werden, die uns der spidlarische Rat der Händler bereitet.« Rystryr erwiderte das Lächeln.
    Er wird in ganz Certis bekannt geben, dass er gezwungen wurde, dachte Cerryl. Ist das klug? Der junge Magier war sich nicht sicher, aber er fragte sich, ob es nicht noch mehr Verachtung wecken würde, wenn man zugab, sich einem solchen Zwang gebeugt zu haben.
    »Damit bin ich zufrieden.« Jesleks Lächeln wurde sogar noch breiter.
    »Wir freuen uns darauf, Euch alle heute Abend begrüßen zu dürfen.« Rystryr nickte höflich.
    »Und wir freuen uns auf Eure Gastfreundschaft, werter Vicomte.« Jeslek drehte sich um.
    Cerryl folgte dem Erzmagier, beobachtete aber mit den Sinnen weiterhin den versteckten Bogenschützen, bis sie das Zimmer verlassen hatten und zu Shyrens Gemächern unterwegs waren.
    »Der Vicomte war daran beteiligt, nicht wahr?«, fragte Cerryl.
    »Wenn ich offen gesagt hätte, dass er daran beteiligt war«, meinte Jeslek achselzuckend, »dann brauchten wir einen neuen Vicomte, und dafür haben wir jetzt keine Zeit. Er hat eine deutliche Warnung bekommen, dass er sich ehrlich zu verhalten hat. Aber es wird nur eine Weile halten. Kein Herrscher bleibt ewig ehrlich.«
    Cerryl amüsierte sich innerlich über diese Bemerkung. Zwischen der Ehrlichkeit im Umgang mit der Macht und der Ehrlichkeit mit Münzen besteht kein Unterschied.
    »Vor allem wenn wir uns Spidlar vornehmen, müssen wir eine stärkere Kontrolle über Leute wie den Vicomte ausüben. Ganz besonders dann.«
    Cerryl hielt Schritt mit dem größeren Erzmagier.
    »Wir brechen morgen auf, aber lasst mir kein Wort darüber verlauten. Nicht, dass ich Euch so etwas eigens sagen müsste.«
    »Jawohl, Ser.«
    Jesleks lief mit langen Schritten fast geräuschlos über die Pflastersteine des Hofes. Nur Cerryls Stiefel polterten laut durch den grauen Nachmittag.

 
VIII
     
    C erryl hielt sich neben Fydel und hinter Anya und Jeslek, als die Weiße Streitmacht durchs Nordtor von Jellico hinaus ins Feld zog. Die Sonne war gerade über den Ostmauern der Stadt aufgegangen, die Felder neben der Zufahrt und der Straße waren nass und braun. Furchen zeigten, dass die Bauern ausgesät hatten, doch es würde wohl noch ein weiterer Achttag vergehen, bevor das erste Grün auf dem Dunkelbraun der Äcker erschien.
    Der Erzmagier drehte sich immer wieder im Sattel um, bis die Lanzenreiter und Wagen mehr

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