Der Magier von Fairhaven
in der Stadt sorgen. Wenn nötig, könnt Ihr Einheimische zum Baudienst verpflichten.«
Cerryl nickte. Diese Möglichkeit gefiel ihm nicht, aber er glaubte andererseits nicht, dass er unter den Lanzenreitern genügend Zimmerleute und Maurer finden würde – und noch weniger, die es zugeben würden, falls sie solche Fähigkeiten besaßen.
»Wenn Ihr den Eindruck gewinnt, dass der aufsässige Schwarze Kommandant – dieser Brede – einen großen Angriff vorbereitet, dann werdet Ihr, Fydel, mich sofort rufen.« Jesleks Augen blitzten. »Ist das klar?«
»Ja, Erzmagier.« Fydels Stimme klang beinahe überdrüssig.
»Und Ihr, Cerryl, werdet Elparta wiederaufbauen, damit es uns im nächsten Jahr als Stützpunkt für den Angriff dienen kann. Die Piere am Fluss müssen erneuert werden und Ihr sollt Unterkünfte für fünfzig Züge Lanzenreiter und zweihundertfünfzig Züge Rekruten schaffen.«
Cerryl nickte. Zweihundertfünfzig Züge? »Wie sieht es mit Vorräten und Geld aus?«
»Ihr werdet genau wie Fydel tausend Goldstücke bekommen. Proviant und Vorräte müsst Ihr hier vor Ort beschaffen. Die Gilde wird weiterhin die Lanzenreiter bezahlen, aber der Sold wird wie üblich einbehalten, bis sie nach Fairhaven zurückkehren.«
Cerryl wäre beinahe zusammengezuckt. Die Tatsache, dass der Sold einbehalten wurde, würde bei den Lanzenreitern nicht gerade auf begeisterte Zustimmung stoßen, und das bedeutete wiederum, dass er mit Schwierigkeiten rechnen musste, wenn er im Ort und unter den Einheimischen für Ruhe und Ordnung sorgen wollte.
»Die Männer brauchen etwas Geld«, sagte Fydel schließlich leise.
»Ihr könnt Euer Gold einsetzen, wie Ihr es für richtig haltet.« Jeslek zuckte mit den Achseln. »Abgesehen von den Lanzenreitern aus Hydlen werde ich alle Rekruten entlassen. Zehn Züge nehme ich mit mir, damit habt Ihr hier noch fünfundzwanzig Züge.« Mit hartem Blick sah der Erzmagier Fydel an.
Sie haben also bis zur Einnahme Elpartas fünfzehn Züge Lanzenreiter verloren? Cerryl schürzte nachdenklich die Lippen. Fünfzehn Züge? Dieser Brede ist besser, als jeder hier zugeben würde.
»Wie Ihr befehlt, Erzmagier«, antwortete Fydel höflich.
»Ich werde die Münzen und die Bewaffneten auftreiben, die wir brauchen, um im Frühling den Rest Spidlars einzunehmen. Ich werde mich persönlich darum kümmern.« Jesleks goldene Sonnenaugen funkelten nicht, sondern wirkten kalt und leblos wie die einer Schlange. »Anya wird mich den Winter über bei den Vorbereitungen unterstützen.«
Anya vermied es nach wie vor, Fydel oder Cerryl direkt anzusehen.
»Ihr könnt jetzt alle gehen.« Mit einem nicht ganz aufrichtigen, nur äußerlich zufriedenen Lächeln erhob sich Jeslek. »Ihr habt noch viel zu tun, bis Anya und ich aufbrechen.«
Cerryl trank noch einen letzten Schluck vom Wein, den er bisher kaum gekostet hatte, dann erhob er sich noch vor den beiden anderen.
Jeslek blieb am Tisch stehen. Der Unteroffizier schloss hinter den drei Magiern die Tür des Studierzimmers.
Draußen hielt Anya sich dicht neben Cerryl, als er den Flur hinunter in den Vorraum ging. Der Duft von Trilia und Sandelholz begleitete sie wie immer. »Ihr seid nicht mehr der junge Cerryl, den man früher kannte.«
War ich das jemals? »Warum sagt Ihr das?« Cerryl nahm seine fleckige weiße Jacke vom Haken und schlüpfte hinein.
»Der Weinkelch zum Beispiel. Ihr habt keine Sekunde gezögert. Oder die direkte Frage nach Vorräten.« Anya lächelte. »Ich finde Euch anregender denn je, Cerryl.«
Cerryl erwiderte Anyas Lächeln so breit und falsch, wie sie es verdient hatte. »Ihr schmeichelt mir, denn Ihr seid weitaus anregender als ich.«
»Oh, nun hört schon auf mit diesen gegenseitigen Schmeicheleien«, schnaubte Fydel. »Ihr seid beide so falsch wie ein Schmuckstück aus Blech.«
»Cerryl wird Euch sehr nützlich sein, Fydel«, antwortete Anya mit berückendem Lächeln. »Ihr könnt nach Belieben die Blauen jagen, während er sich über Maurer und Ziegelsteine und Balken den Kopf zerbrechen muss. Und darüber, wie man in der Stadt für Ruhe und Ordnung sorgt.«
Cerryl wünschte sich, es wäre tatsächlich so einfach, aber er hatte seine Zweifel. Erhebliche Zweifel.
Fydel schnaubte noch einmal. »Es ‚wird ein langer Winter, gleichgültig, was wir tun.«
»Ihr zwei werdet das schon schaffen«, meinte Anya mit einem letzten strahlenden Lächeln.
Cerryl verabschiedete sich von der rothaarigen Magierin und von Fydel mit einem
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