Der magische Pflug
schlief, stand eine Schar von Frauen. Da sie so kurz vor der Niederkunft stand, brauchte sie dieser Tage keine Feldarbeit zu leisten, und so hatte man ihr ein Bett mit einer prächtigen Matratze angewiesen. Niemand sollte sagen, daß Cavil Planter sich nicht um seine Zucht kümmerte.
Eine der Frauen – in der Dunkelheit konnte er nicht genau erkennen, wer es war, aber die Stimme ließ ihn auf Coppy schließen, die zwar als Agnes getauft worden war, es aber vorzog, sich nach der Kupferkopf schlänge zu nennen –, schrie: »Oh, Master, jetzt müssen wir doch ein Huhn opfern!«
»Auf meiner Plantage werden keine heidnischen Abscheulichkeiten stattfinden«, erwiderte Cavil streng. Aber jetzt wußte er, daß Salamandy tot war. Nur einen Monat vor der Niederkunft, und tot. Es stach ihn tief ins Herz. Ein Kind weniger. Ein Zuchtschaf weniger. O Gott, sei mir gnädig! Wie soll ich Dir richtig dienen, wenn Du mir meine beste Konkubine raubst?
Im Raum stank es nach krankem Pferd, weil sich im Tod ihre Schließmuskeln gelöst hatten. Sie hatte sich am Betttuch erhängt. Cavil verwünschte sich, schalt sich einen Narren, weil er ihr das Bettuch gegeben hatte. Er hatte es doch als Zeichen besonderer Gunst gemeint, weil schon ihr sechstes halb-weißes Baby unterwegs war, damit sie die Matratze mit einem Bettlaken überziehen konnte. Und das war jetzt der Dank dafür.
Ihre Füße baumelten keine drei Zoll über dem Boden. Sie mußte sich aufs Bett gestellt und dann gesprungen sein. Selbst jetzt noch, da sie im schwachen Luftzug leicht hin und her schwang, stießen die Füße gegen das Bettgestell. Cavil brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was das zu bedeuten hatte. Da ihr Genick nicht gebrochen war, mußte es sehr lange gedauert haben, bis sie erstickt war, und die ganze Zeit war das Bettgestell nur wenige Zoll von ihr entfernt gewesen, und das hatte sie auch gewußt. Die ganze Zeit hätte sie ein Ende machen können. Hätte es sich anders überlegen können. Das war eine Frau, die sterben wollte. Nein, die töten wollte. Die dieses Kind ermorden wollte, das sie in sich trug.
Wieder ein Beweis dafür, wie stark das Böse in diesen Schwarzen war. Anstatt ein halbweißes Kind mit der Hoffnung auf Erlösung zu gebären, hatte sie sich lieber erhängt. Hatte die Perversität dieser Schwarzen denn überhaupt keine Grenzen? Wie konnte ein gottesfürchtiger Mann solche Kreaturen nur erlösen?
»Sie hat sich selbst getötet, Master«, rief die Frau, die schon zuvor gesprochen hatte. Er wandte sich zu ihr um, und inzwischen war es hell genug, um zu erkennen, daß es tatsächlich Coppy war. »Sie wartet darauf, daß sie morgen nacht jemand anders umbringen kann. Es sei denn, wir opfern ein Huhn über ihr!«
»Mir wird übel bei dem Gedanken, wie ihr den Tod dieser armen Frau ausnutzt, um einen Vorwand zu haben, außer der Reihe ein Huhn braten zu dürfen. Sie wird ein anständiges Begräbnis bekommen, und ihre Seele wird niemandem etwas zuleide tun, wenn sie auch als Selbstmörderin mit Sicherheit auf alle Ewigkeit in der Hölle schmoren wird.«
Bei seinen Worten brach Coppy in Klagegeheul aus. Die anderen Frauen schlossen sich ihr an. Cavil beauftragte Fat Fox, von einer Gruppe kräftiger junger Männer ein Grab ausheben zu lassen – natürlich nicht auf dem gewöhnlichen Sklavenfriedhof, da sie als Selbstmörderin nicht in geweihter Erde liegen durfte. Nein, hinten zwischen den Bäumen, an einem unmarkierten Ort, wie es einem Tier geziemte, das das Leben seines eigenen Jungen vernichtet hatte.
Vor Nachtanbruch war sie unter der Erde. Cavil konnte schlecht den Baptistenprediger oder den katholischen Priester darum bitten, eine Grabrede zu halten, da sie eine Selbstmörderin war. Tatsächlich überlegte er sich, selbst die Rede zu halten, nur daß es sich so ergab, daß er für heute abend bereits einen Wanderprediger zum Essen eingeladen hatte. Dieser Prediger tauchte etwas zu früh auf, und die Haussklaven schickten ihn hinten herum am Haus vorbei, wo gerade die Beerdigung stattfand, und der Prediger bot seine Hilfe an.
»Oh, das braucht Ihr nicht«, sagte Cavil.
»Nie soll jemand über den Reverend Philadelphia Thrower sagen können, daß er seine christliche Liebe nicht allen Kindern Gottes geschenkt hätte – ob es Weiße seien oder Schwarze, Mann oder Frau, Heilige oder Sünder.«
Da horchten die Sklaven auf, und Cavil tat das gleiche –wenn auch aus entgegengesetztem Grund. Das war Emanzipationistengerede,
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