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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ich auch nicht«, antwortete Cavil. »Auf Anhieb fällt mir nur eine Möglichkeit ein.«
    »Bruder Cavil, ich bin nicht sicher, daß ich es über mich bringe, eine derart abscheuliche Pflicht auf mich zu nehmen.«
    »Meiner Erfahrung nach flößt der Herr dem Menschen Kraft ein und macht es … erträglich.«
    »Aber in meinem Fall, Bruder Cavil … Ihr müßt wissen, daß ich noch nie eine Frau erkannt habe, wie die Bibel es nennt. Nur einmal haben meine Lippen die einer Frau berührt, und das geschah gegen meinen Willen.«
    »Dann werde ich mein Bestes tun, um Euch zu helfen. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam richtig schön und lange beteten und ich es Euch dann einmal zeigte?«
    Nun, das erschien beiden im Augenblick als die beste Idee, und so taten sie es, und es erwies sich, daß Reverend Thrower schnell lernte. Cavil empfand große Erleichterung darüber, daß sich nun ein anderer ihm angeschlossen hatte, ganz zu schweigen von einer besonderen Art der Freude, jemanden zu haben, der ihm dabei zusah, um danach selbst dem anderen zuzusehen. Es war eine mächtige Form der Bruderschaft, daß ihr Samen sich gewissermaßen im selben Gefäß vermischte. Wie Reverend Thrower sagte: »Wenn dieses Feld Früchte trägt, Bruder Cavil, werden wir nicht unterscheiden können, wessen Samen da reif wurde, denn diesmal hat der Herr uns dieses Feld gemeinsam überantwortet.«
    Oh, und dann fragte Reverend Thrower nach dem Namen des Mädchens. »Nun, wir haben sie zwar ›Hepzi-bah‹ getauft, aber sie hört auf den Namen ›Roach‹, Kakerlake.«
    »Roach!«
    »Die nehmen alle Tiernamen an. Ich schätze, sie hat keine besonders hohe Meinung von sich.«
    Da beugte Thrower sich einfach vor und nahm Roachs Hand und streichelte sie, so gütig, als wären Thrower und Roach Mann und Frau, ein Gedanke, bei dem Cavil beinahe laut losgelacht hätte. »Also, Hepzibah, Ihr müßt Euren Christennamen benutzen«, sagte Thrower, »und nicht so einen erniedrigenden Tiernamen.«
    Roach, die auf der Matratze zusammengekringelt dalag, sah ihn nur mit weiten Augen an.
    »Warum antwortet sie mir nicht, Bruder Cavil?«
    »Oh, die reden nie dabei. Das habe ich ihnen schon früh aus dem Leib geprügelt – sie haben immer versucht, mir die Sache auszureden. Ich denke, es ist besser, gar nichts zu hören, als daß sie Dinge sagen, die der Teufel mich hören lassen will.«
    Thrower wandte sich wieder der Frau zu. »Aber nun bitte ich dich, mit mir zu sprechen, Roach. Du wirst doch nichts Teuflisches sagen, oder?«
    Als Antwort ließ Roach den Blick zu der Stelle schweifen, wo der Teil eines Bettuchs noch immer verknotet von einem Dachbalken herabhing. Man hatte es unterhalb des Knotens grob abgehackt.
    Thrower sah plötzlich krank aus. »Soll das heißen, daß dies der Raum ist, wo … das Mädchen, das wir beerdigt haben …«
    »Dieser Raum besitzt das beste Bett«, erklärte Cavil. »Ich wollte nicht, daß wir es auf einem Strohlager machen, wenn wir nicht müssen.«
    Thrower sagte nichts. Er verließ nur den Raum, ziemlich schnell, stürzte hinaus in die Dunkelheit. Cavil seufzte, nahm die Laterne auf und folgte ihm. Er fand Thrower über die Pumpe gebeugt vor. Er hörte, wie Roach aus dem Zimmer huschte, in dem Salamandy gestorben war, ihrer eigenen Unterkunft entgegen, doch er vergeudete keinen Gedanken an sie. Es ging ihm um Thrower – der Mann konnte doch wohl nicht so außer sich sein, daß er sich ins Trinkwasser übergab!
    »Es geht schon«, flüsterte Thrower. »Ich habe nur … dasselbe Zimmer … Ihr müßt wissen, daß ich nicht im geringsten abergläubisch bin. Es schien mir nur wie mangelnder Respekt vor den Toten.«
    Diese Leute aus dem Norden! Selbst wenn sie etwas von Sklaverei verstanden, konnten sie immer noch nicht ihre Vorstellung ablegen, daß Schwarze Menschen seien. Hätte irgend jemand vielleicht ein Zimmer geräumt, nur weil eine Maus darin gestorben war, oder weil man einmal eine Spinne an der Wand totgeschlagen hatte? Brannte man etwa den Stall ab, nur weil ein Lieblingspferd darin gestorben war?
    Jedenfalls nahm Thrower sich wieder zusammen, zog die Hosen hoch und knöpfte sie ordentlich zu, und sie kehrten ins Haus zurück. Bruder Cavil brachte Thrower ins Gästezimmer, das nicht allzu oft benutzt wurde, so daß eine Staubwolke aufstieg, als Cavil auf die Decke hieb. »Hätte ich doch wissen sollen, daß die Haussklaven dieses Zimmer nur nachlässig pflegen«, knurrte Bruder Cavil.
    »Es macht nichts«, sagte Thrower.

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