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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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in seinen Traum. Dieser Tage träumte er ziemlich häufig von heulenden Schwarzen. Doch schließlich wurde er davon wach und schoß aus dem Bett. Draußen war es noch nicht richtig hell; er mußte den Vorhang aufziehen, um genug Licht einzulassen, damit er seine Hose finden konnte. Er nahm Schatten wahr, die sich unten in der Nähe der Sklavenunterkünfte bewegten, konnte aber nicht alles erkennen, was dort geschah. Natürlich dachte er an das Schlimmste und nahm die Schrotflinte aus ihrem Ständer an der Schlafzimmerwand. Denn falls Ihr es noch nicht gewußt haben solltet: Sklavenhalter bewahren ihre Feuerwaffen immer im selben Raum auf, in dem sie schlafen.
    Draußen in der Halle wäre er beinahe mit jemandem zusammengestoßen. Dieser Jemand kreischte auf. Cavil brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß es seine Frau Dolores war. Manchmal hatte er sogar vergessen, daß sie überhaupt laufen konnte, so selten verließ sie ihr Zimmer. Er war es einfach nicht gewöhnt, sie außerhalb des Bettes zu sehen, zu sehen, wie sie sich durchs Haus bewegte, ohne sich dabei auf ein oder zwei Sklavinnen abzustützen.
    »Ganz ruhig, Dolores, ich bin es, Cavil.«
    »Oh, was ist nur los, Cavil? Was geschieht dort draußen?« Sie hatte sich an seinen Arm geklammert, so daß er nicht weiterkonnte.
    »Meinst du nicht, daß ich das besser herausbekommen könnte, wenn du mich losließest?«
    Sie klammerte sich noch fester an ihn. »Tu es nicht, Cavil! Geh nicht allein dort hinaus! Die könnten dich umbringen!«
    »Warum sollten die mich umbringen? Bin ich denn kein gerechter Herr? Wird Gott der Herr mich denn nicht beschützen?« Dennoch spürte er das Prickeln der Furcht. Sollte dies der Sklavenaufstand sein, vor dem sich jeder Sklavenhalter fürchtete, ohne jemals darüber zu reden? Nun wurde ihm klar, daß ihm dieser Gedanke seit dem Aufstehen unentwegt durch den Kopf gespukt war. Und nun hatte Dolores ihn in Worte gefaßt. »Ich habe meine Schrotflinte«, sagte Cavil. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Ich habe Angst«, sagte Dolores.
    »Weißt du, wovor ich Angst habe? Daß du im Dunkeln stolpern und dich verletzen könntest. Geh wieder ins Bett, damit ich mir um dich keine Sorgen machen muß, wenn ich draußen bin.«
    Da klopfte es an der Tür.
    »Master! Master!« rief ein Sklave. »Wir brauchen Euch, Master!«
    »Siehst du? Das ist Fat Fox«, sagte Cavil. »Wenn das ein Aufstand wäre, meine Liebe, dann würden sie ihn als ersten erwürgen, bevor sie mich holten.«
    »Soll mich das etwa beruhigen?« fragte sie.
    »Master! Master!«
    »Ab, ins Bett«, befahl Cavil.
    Einen Augenblick ruhte ihre Hand auf dem harten, kalten Lauf der Schrotflinte. Dann machte sie kehrt und verschwand wie ein fahles, graues Gespenst in der Dunkelheit des Ganges, verschwand in den Schatten, die zu ihrem Zimmer führten.
    Fat Fox hüpfte vor Aufregung fast auf und ab. Cavil sah ihn wie immer angewidert an. Auch wenn Cavil auf Fat Fox angewiesen war, um zu erfahren, welche Sklaven hinter seinem Rücken schlecht über ihn sprachen, brauchte er ihn deswegen noch lange nicht zu mögen. Es gab keinerlei Hoffnung, die Seele irgendeines Vollblutschwarzen zu retten. Sie waren alle in tiefster Verderbtheit geboren, als hätten sie nach der Erbsünde gegriffen und noch mit der Muttermilch immer mehr davon eingesogen. Es ist ein Wunder, daß ihre Milch nicht auch noch schwarz ist, bei all der Fäule, die darin sein muß. Ich wünschte, es würde nicht so langsam gehen, die schwarze Rasse weiß genug zu machen, damit sie überhaupt einmal den Versuch wert ist, ihre Seelen zu retten.
    »Es geht um das Salamandy-Mädchen, Master«, sagte Fat Fox.
    »Kommt ihr Baby schon?« wollte Cavil wissen.
    »O nein«, sagte Fat Fox. »Nein, nein, es kommt nicht, nein, Master. Oh, bitte kommt mit hinunter. Master, Ihr braucht nicht das Gewehr, ich glaube, Ihr braucht Euren großen, alten Hirschfänger.«
    »Das entscheide ich selbst«, erwiderte Cavil. Wenn ein Schwarzer vorschlug, daß man das Gewehr beiseite legen sollte, war das ein Grund, es um so fester zu packen.
    Er ging auf die Unterkunft der Sklavinnen zu. Inzwischen war es schon hell genug, um den Boden zu erkennen, so hell, daß er all die Schwarzen sah, die hier und dort durch die Dunkelheit huschten und ihn beobachteten, mit großen, weißen Augen. Das war eine Gnade des Herrgotts, daß ihre Augen weiß waren, sonst hätte man sie im Schatten überhaupt nicht mehr gesehen.
    Vor der Hütte, in der Salamandy

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