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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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steter Rhythmus. Der Haufen Erde wurde sorgfältig vergrößert, formte den Rand der Grube. Die ersten drei Fuß des Lochs quadratisch ausgehoben, um dem Brunnen die Form zu geben. Dann rund und leicht einwärts gezogen, für die Steinwände des fertigen Brunnens. Auch wenn du genau weißt, daß dieser Brunnen niemals Wasser ziehen wird, tu es sorgfältig, grabe, als würdest du daran glauben, daß es halten wird. Erschaffe ihn glatt, so vollkommen, wie du kannst, dann wird das genügen, um diesen heimtückischen alten Spion in seine Grenzen zu verweisen.
    Warum war Alvin dann nicht eine Spur tapferer?
    Alvin wußte, daß der Abend nahte, als hätte er eine Uhr in der Tasche, denn nun kam Arthur Stuart, das Gesicht nach dem Abendessen frisch gewaschen, schweigend an einem Hustenbonbon lutschend. Alvin hatte sich inzwischen an ihn gewöhnt. Fast seit dem ersten Tag, als der Junge das Laufen gelernt hatte, war er wie Alvins kleiner Schatten gewesen. Er war jeden Tag gekommen, an dem es nicht geregnet hatte. Er hatte nie viel zu sagen, und wenn er es tat, war es nicht leicht, seine Kindersprache zu verstehen – er hatte Probleme mit dem R und dem S. Aber das machte nichts. Arthur wollte nie etwas und richtete auch niemals Schaden an, und meistens hatte Alvin den Jungen schon halb vergessen, nachdem er erschienen war.
    Wie er so vor sich hingrub und die Abendfliegen vor seinem Gesicht summten, hatte Alvins Gehirn nichts anderes zu tun, als nachzudenken. Seit drei Jahren war er nun schon in Hatrack, und in dieser Zeit war er dem Wissen, wozu seine Gabe eigentlich dienen sollte, keinen Zoll nähergekommen. Nur beim Beschlagen der Pferde – und das lag bloß daran, daß er es nicht ertrug, zu wissen, wie sie litten, wo es für ihn doch so leicht war, die Hufe richtig zu beschlagen. Das war zwar eine gute Sache, aber besonders viel Schöpferisches war darin nicht zu sehen, wenn man sie mit dem Ruin des umliegenden Landes verglich.
    Der weiße Mann war das Werkzeug des Entmachers in diesem Waldgebiet, das wußte Alvin; er war noch besser als das Wasser, wenn es darum ging, Dinge niederzureißen. Jeder Baum, der fiel, der Dachs, jeder Waschbär, jedes Reh und jeder Biber, die ohne Zustimmung des Landes verbraucht wurden – jeder Tod war Teil der Tötung des Landes. Früher hatten die Roten für die Beibehaltung des natürlichen Gleichgewichts gesorgt, aber die waren nun verschwunden, entweder tot oder westlich des Mizzipy verzogen – oder sie waren, wie die Irrakwa oder die Cherriky, im Herzen zu Weißen geworden, hatten die Ärmel hochgekrempelt und arbeiteten hart daran, das Land noch schneller zu entmachen als die Weißen. Es war niemand mehr übrig, der versuchen konnte, die Dinge intakt bleiben zu lassen. Manchmal glaubte Alvin, daß er der einzige war, der den Entmacher noch haßte und der etwas gegen ihn aufbauen wollte. Doch er wußte nicht, wie er das tun sollte, hatte keinerlei Vorstellung davon, wie der nächste Schritt auszusehen hatte. Die Fackel, die ihn bei seiner Geburt berührt hatte, war die einzige, die ihn hätte lehren können, wie er zu einem wahren Macher werden konnte. Aber diese Fackel war verschwunden, war im selben Augenblick davongelaufen, als er eingetroffen war. Das konnte kein Zufall gewesen sein. Sie wollte ihm einfach nichts beibringen. Er hatte eine Bestimmung, das wußte er, aber keine Menschenseele, die ihm dabei helfen wollte, diesen Weg zu finden.
    Ich bin willig, dachte Alvin. Ich habe die Macht in mir, ich muß nur lernen, wie ich sie richtig anwenden kann, und ich will auch werden, was ich werden soll. Aber irgend jemand muß es mir beibringen!
    Nicht der Schmied, soviel war sicher. Dieser profitgierige alte Blutsauger. Alvin wußte, daß Makepeace Smith versuchte, ihm so wenig wie möglich beizubringen. Doch vermutete Alvin, daß Makepeace nicht einmal annähernd wußte, wieviel Wissen Alvin sich inzwischen selbst angeeignet hatte. Der alte Makepeace würde ihn niemals ziehen lassen, wenn er es nur verhindern konnte. Da habe ich nun eine Bestimmung, eine wirkliche ehrliche Arbeit im Leben, genau wie die alten Jungs in der Bibel oder wie Odysseus oder Hektor, und der einzige Lehrer, den ich bekomme, ist ein Schmied, der so habgierig ist, daß ich ihm das Wissen sogar stehlen muß, obwohl es mir von Rechts wegen zusteht.
    Manchmal sehnte sich Alvin danach, irgend etwas Spektakuläres zu tun, nur um Makepeace Smith zu zeigen, daß sein Lehrling nicht einfach nur irgendein Junge war,

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