Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Sicherheit zu bescheren. Doch da war nichts. Nun, da Alvin vom Zorn getrieben wurde, führten alle Wege nur an einen Ort, und dieser Ort entsetzte sie, denn sie konnte nicht erkennen, was dort war, konnte nicht sehen, was dort geschehen würde. Und es gab auch keinen Ausweg.
    Was habe ich nur auf diesem törichten Ball zu suchen gehabt, wo Alvin mich doch gebraucht hat? Hätte ich ihm die richtige Aufmerksamkeit geschenkt, hätte ich das vorhersehen müssen. Ich hätte eine Möglichkeit gefunden, ihm zu helfen. Statt dessen habe ich mit all diesen Männern getanzt, die, anders als bei Alvin, für die Zukunft dieser Welt nicht die geringste Bedeutung haben. Und doch erfreuen sie mich. Aber was ist das alles wert, wenn Alvin fällt, wenn der Lehrling Alvin zerstört wird, wenn die Kristallstadt entmachtet wird, noch bevor ihr Macher mit ihrem Bau begonnen hat?

7. Brunnen
    Alvin brauchte nicht den Kopf zu heben, als der Rutengänger davonritt. Er konnte genau spüren, wo der Mann sich befand, spürte seinen Zorn wie ein schwarzes Geräusch mitten in der lieblichen grünen Musik des Waldes. Das war der Fluch, der einzige Weiße zu sein, Mann oder Junge, der das Leben des Grünwalds zu spüren wußte – es bedeutete zugleich, daß er auch der einzige Weiße war, der wußte, wie das Land starb.
    Nicht daß der Boden nicht reich gewesen wäre – jahrelanger Baumbewuchs hatten die Erde fruchtbar gemacht, daß man sich erzählte, daß selbst der Schatten eines Samens darin Wurzeln schlagen und wachsen könnte. Es gab Leben auf den Feldern, sogar Leben in den Städten, aber das war nicht Teil des eigenen Gesangs des Landes. Es war nur Lärm, flüsternder Lärm, während das Grün des Waldes, das Leben des Roten Mannes, der Tiere, der Pflanzen, des Bodens, die alle in Harmonie miteinander gelebt hatten, während dieses Lied nun verstummte, unterbrochen wurde, traurig klang. Alvin hörte es sterben, und er trauerte.
    Eitler kleiner Rutengänger. Warum war er nur so wütend? Alvin verstand es nicht. Aber er hakte nicht nach, diskutierte nicht, denn sobald der Rutengänger gekommen war, hatte Alvin den Entmacher am Rande seines Gesichtsfelds geschaut, so, als hätte Hank Dowser ihn mitgebracht.
    Alvin hatte den Entmacher zum ersten Mal als Kind in seinen Alpträumen gesehen, ein riesiges Nichts, das sich unsichtbar auf ihn zu wälzte, das ihn zu zermalmen, in sein Inneres einzudringen versuchte, um ihn in Stücke zu zermahlen. Der alte Geschichtentauscher war es gewesen, der Alvin dabei geholfen hatte, diesem gesichtslosen Feind einen Namen zu geben. Der Entmacher, der danach strebte, das Universum aufzulösen, der alles abreißen wollte, bis es flach und kalt und glatt und tot war.
    Als er einen Namen für ihn gefunden und wenigstens ansatzweise begriffen hatte, worum es sich dabei handelte, hatte Alvin den Entmacher auch bei Tageslicht, in vollem Wachzustand, zu sehen begonnen. Natürlich nicht geradeheraus. Wenn man den Entmacher direkt anschaute, konnte man ihn die meiste Zeit nicht erkennen. Er schritt völlig unsichtbar hinter all dem Leben und dem Wachstum und dem Aufbau in der Welt daher. Doch am Rande des eigenen Gesichtsfelds, so als würde er sich von hinten anschleichen, dort, wo die gerissene alte Schlange lauert, dort konnte Alvin ihn wahrnehmen.
    Als Junge hatte Alvin eine Möglichkeit kennengelernt, wie er den Entmacher dazu bringen konnte, ein Stück zurückzuweichen und ihn in Frieden zu lassen. Alles, was er dazu tun mußte, war, mit seinen Händen irgend etwas zu erschaffen. Das konnte ein schlichter Korb sein, den er aus Grashalmen flocht – schon hatte er etwas Frieden. Daher war er nicht allzu besorgt, als sich der Entmacher an der Schmiede zeigte, kurz nachdem Alvin dort eingetroffen war. Es gab jede Menge Möglichkeiten, in der Schmiede etwas zu erschaffen. Außerdem war sie voller Feuer – Feuer und Eisen, der härtesten Erde. Alvin wußte seit seiner Kindheit, daß der Entmacher dem Wasser nachjagte. Wasser war sein Diener, es tat die meiste Arbeit für ihn, es riß alles ab. Daher war es kein Wunder, daß der Entmacher wieder munter wurde, als ein Wassermann wie Hank Dowser vorbeikam.
    Doch nun war Hank Dowser wieder fort, er hatte seinen Zorn und seine Ungerechtigkeit mitgenommen, aber der Entmacher lauerte noch immer draußen auf der Weide und im Gestrüpp, in den langen Schatten des Abends.
    Den Spaten ins Erdreich stechen, es aufnehmen und an den Brunnenrand heben, es beiseite schleudern. Ein

Weitere Kostenlose Bücher