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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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selbst zu sein. Werde ich dadurch nicht noch sehr viel schöner?«
    »Für mich, vielleicht«, antwortete Mistress Modesty. »Aber nur wenige Männer haben einen Blick, der klar genug für diese subtile Schönheit ist.«
    »Er liebt sein Werk mehr als sein Leben. Wird er daher nicht auch die Frau, die es mit ihm teilt, mehr lieben als eine Frau, die einfach nur schön ist?«
    »Ihr mögt recht haben«, räumte Mistress Modesty ein, »denn ich habe noch nie eine Arbeit mehr geliebt als die Person, die sie tat, und ich habe noch nie einen Mann gekannt, der seine Arbeit mehr liebte als sein Leben. Alles, was ich Euch gelehrt habe, gilt für die Welt, die ich kenne. Wenn Ihr von meiner Welt in eine andere überwechselt, kann ich Euch nichts mehr beibringen.«
    »Vielleicht kann ich auch keine vollkommene Frau sein und gleichzeitig mein Leben so leben, wie es gelebt werden müßte.«
    »Vielleicht aber, Mistress Margaret, sind nicht einmal die besten Männer dazu in der Lage, eine vollkommene Frau zu erkennen, so daß sie mich als annehmbare Fälschung akzeptieren, während Ihr unerkannt vorüberzieht.«
    Das war mehr, als Peggy verkraften konnte. Sie vergaß die Manieren und schlang die Arme um Mistress Modesty und küßte sie und weinte, versicherte ihr, daß an ihr nichts Falsches sei. Doch als die Tränen versiegten, hatte sich an ihrem Entschluß nichts geändert. Peggy war fertig mit Dekane, und am nächsten Morgen war ihr Koffer gepackt.
    Alles, was sie auf dieser Welt besaß, war ein Geschenk von Mistress Modesty – abgesehen von der alten Schachtel, die Altpapi ihr vor langer Zeit geschenkt hatte. Und doch befand sich in dieser Schachtel eine Last, die bei weitem schwerer war als alles andere, was Peggy mit sich trug.
    Sie saß in dem Zug, der nach Norden fuhr, und schaute auf die Berge, die an ihrem Ostfenster vorbeizogen. Es war gar nicht so lange her, daß Whitley Physicker sie in seinem Wagen nach Dekane gebracht hatte. Dekane war ihr zunächst wie der größte aller Orte erschienen; damals hatte sie geglaubt, sie würde die Welt entdecken, wenn sie hierherkäme. Nun wußte sie, daß die Welt viel zu groß war, als daß ein einziger Mensch sie entdecken könnte. Sie verließ nur einen sehr kleinen Ort und begab sich an einen anderen sehr kleinen Ort, um von dort vielleicht wiederum andere kleine Orte aufzusuchen. In jeder Stadt loderten dieselben Herzensfeuer, und sie leuchteten um keinen Deut heller, wenn sie viel Gesellschaft hatten.
    Ich habe Hatrack River verlassen, um frei von dir zu sein, Lehrling Alvin. Statt dessen habe ich draußen in der Welt ein größeres, viel verworreneres Netz vorgefunden. Dein Werk ist größer als du selbst, größer als ich, und weil ich davon weiß, bin ich dazu gezwungen, es zu unterstützen. Täte ich es nicht, so wäre ich in meinen eigenen Augen bösartig.
    Es spielt also keine große Rolle, ob du mich am Ende lieben wirst oder nicht. Doch, ja, für mich spielt es schon eine Rolle, aber das wird den Lauf der Welt nicht ändern. Wichtig ist vielmehr, daß wir uns beide darauf vorbereiten, daß du dein Werk vollbringen kannst. Wenn auch noch die Liebe kommen sollte, wenn du dann der Gutemann für mich Gutefrau sein kannst, dann wollen wir es als unverhofften Segen hinnehmen und uns so lange daran erfreuen, wie wir können.

11. Rute
    Es dauerte eine Woche, bis Hank Dowser wieder nach Hatrack River zurückkehrte. Eine erbärmliche Woche ohne Gewinn lag hinter ihm, denn er hatte für die Leute westlich der Stadt keinen trockenen Boden für ihren Keller ausfindig machen können. »Es ist alles feuchter Boden«, hatte er gesagt. »Ich kann auch nichts dafür, wenn er so naß ist.«
    Dennoch hatten sie ihn dafür verantwortlich gemacht. So waren die Leute eben. Sie taten einfach so, als hätte der Rutengänger das Wasser dorthin fließen lassen, wo es floß, anstatt nur darauf zu deuten. Das war das gleiche wie bei den Fackeln – meist warf man ihnen vor, zu verursachen, was sie schauten, obwohl sie es doch nur schauten. Die meisten Menschen kannten weder Dankbarkeit noch schlichtes Verständnis.
    Deshalb war es für ihn eine Erleichterung, wieder zu jemandem zu kommen, der halbwegs anständig war, wie Makepeace Smith. Obwohl Hank nicht allzu stolz darauf war, daß er Makepeace dazu gebracht hatte, so hart mit seinem Lehrjungen umzugehen. Wie hatte Hank ihn nur kritisieren können? Er selbst war doch auch nicht viel besser gewesen – oh, es war ihm jetzt sogar peinlich,

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