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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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wäre; sie erwischte sie noch an einem Zipfel und riß sie zurück, damit sie richtig hing und gut gelüftet wurde. Dann lief sie die Treppe hinunter – sie war noch nicht zu alt, um ein paar Stufen hinunterzulaufen, wenn sie wollte. Jedenfalls solange es nach unten ging.
    Sie suchte kurz nach Arthur Stuart, aber der war natürlich nicht im Hause. Er war gerade alt genug für die Hausarbeit, und er tat sie auch, aber sofort danach verschwand er immer ganz allein. Manchmal ging er in die Stadt, manchmal schlich er um diesen Schmiedejungen herum, Lehrling Alvin. »Was hast du nur mit diesem Jungen?« hatte Old Peg ihn einmal gefragt. »Was mußt du immer mit Lehrling Alvin zusammensein?« Arthur hatte nur gegrinst und dann die Arme ausgebreitet wie ein Straßenringer, der gerade zupacken wollte, und hatte gesagt: »Muß lernen, wie ich einen Mann werfe, der doppelt so groß ist wie ich.«
    Komisch daran war, daß er es mit Alvins eigener Stimme sagte, genauso wie Alvin selbst es hätte sagen können – mit einem unterschwelligen Humor, so daß man wußte, daß er sich selbst nicht allzu ernst nahm. Arthur besaß dieses Talent, die Leute so nachzuahmen, als würde er sie bis ins Innerste ihrer Seele kennen. Manchmal fragte Old Peg sich, ob er nicht vielleicht auch etwas vom Fackeltalent besaß, wie ihre Tochter Klein-Peggy, die weggelaufen war; doch nein, es schien nicht so, als würde Arthur tatsächlich begreifen, was er tat. Er war nur ein Nachahmer. Aber er war wirklich äußerst aufgeweckt, und deshalb wußte Old Peg auch, daß der Junge es verdient hatte, zur Schule gehen zu dürfen, wahrscheinlich mehr als irgendein anderes Kind in Hatrack River.
    Sie war schon an der Tür, als die Männer gerade anklopften. Old Peg hielt kurz inne, ein wenig keuchend vom Treppensteigen, und wartete einen Moment, bevor sie öffnete, obwohl sie die Schatten der beiden Männer durch das mit Spitzenvorhängen verdeckte Fenster in der Tür erkennen konnte. Die beiden Besucher schienen irgendwie nervös zu sein. Sollten sie ruhig. Sollten sie doch schwitzen.
    Es sah den Leuten vom Schuldirektorium ähnlich, ausgerechnet Whitley Physicker zu schicken. Old Peg Guester wurde schon wütend, als sie nur seinen Schatten auf ihrer Tür sah. War er es nicht gewesen, der Klein-Peggy vor sechs Jahren mitgenommen hatte, und der ihr danach nicht mitteilen wollte, wohin das Mädchen gegangen war? Dekane, das war alles, was er gesagt hatte. Zu irgendwelchen Leuten, die sie zu kennen schien. Und dann Pegs Ehemann Horace, wie er die Abschiedsnachricht immer wieder gelesen und dabei gesagt hatte: Wenn eine Fackel ihre eigene Zukunft nicht richtig schauen kann, dann kann auch keiner von uns besser für sie sorgen. Ja, wenn Arthur Stuart sie nicht so gebraucht hätte, dann wäre Old Peg einfach aufgestanden und gegangen. Wäre einfach aufgestanden und gegangen. Dann hätten sie schon sehen können, was geworden wäre! Ihr die Tochter wegzunehmen und ihr einreden zu wollen, es sei alles zum Besten – einer Mutter so etwas zu erzählen! Sollen sie doch mal sehen, was los ist, wenn ich gehe. Wenn sie sich nicht um Arthur hätte kümmern müssen – sie wäre verschwunden, und zwar schnellstens.
    Und nun hatten sie Whitley Physicker geschickt, um es wieder zu tun, um sie einmal mehr um ein Kind trauern zu lassen, genau wie beim letzten Mal. Nur daß es diesmal schlimmer war, weil Klein-Peggy wirklich auf sich selbst aufpassen konnte, während Arthur Stuart das nicht vermochte. Er war schließlich nur ein sechsjähriger Junge, ein Junge, der keinerlei Zukunft hatte, wenn Old Peg nicht mit Klauen und Zähnen darum kämpfte.
    Wieder klopften sie. Peg öffnete die Tür. Da stand Whitley Physicker und sah ganz fröhlich und würdevoll aus, und hinter ihm Pauley Wiseman, ganz der Wichtigtuer. Wie zwei Masten auf demselben Schiff, mit aufgeblähten Segeln und herrisch dreinblickend. Alles voll von Wind. Ihr seid wohl gekommen, um mir beizubringen, was richtig und schicklich ist, wie? Wir werden sehen.
    »Goody Guester«, sagte Dr. Physicker. Er nahm seinen Hut ab, genau wie ein richtiger Gentleman. Das ist es, was an Hatrack River dieser Tage nicht mehr stimmt, dachte Old Peg. Zuviele Leute, die sich aufführen wie Ladys und Gentlemen. Wissen die denn überhaupt nicht, daß das hier Hio ist? Dieses ganze Angeberpack wohnt doch in den Kronkolonien bei Seiner Majestät, dem anderen Arthur Stuart. Dem langhaarigen Weißenkönig. Jeder, der sich im Staate Hio für

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