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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einen Gentleman hält, macht nur sich selbst und den anderen Narren etwas vor.
    »Ich vermute, Ihr wollt eintreten«, sagte Old Peg.
    »Ich hatte gehofft, daß Ihr uns dazu einladen würdet«, meinte Physicker. »Wir kommen vom Schuldirektorium.«
    »Ihr könnt mir ebensogut draußen auf der Veranda einen Korb geben. Dazu braucht Ihr nicht in mein Haus.«
    »Also hört mal«, sagte Sheriff Pauley. Er war es nicht gewöhnt, daß die Leute ihn auf Veranden stehenließen.
    »Wir sind doch nicht gekommen, um Euch einen Korb zu geben, Goody Guester«, warf der Doktor ein.
    Old Peg glaubte ihm kein Wort. »Wollt Ihr etwa behaupten, daß dieser verbiesterte Haufen von Stehkragenheuchlern in der neuen Schule ein schwarzes Kind aufnehmen will?«
    Das war Wasser auf Sheriff Pauleys Mühlen. »Na, wenn Ihr schon so gottverdammt sicher seid, daß Ihr die Antwort kennt, warum macht Ihr Euch dann überhaupt noch die Mühe, die Frage zu stellen?«
    »Weil ich will, daß ihr alle als Schwarzenhassende Sklaventreiber entlarvt werdet! Wenn dann eines Tages die Emanzipationisten sich durchsetzen und die Schwarzen die gleichen Rechte haben wie überall sonst, dann wird Eure Schande in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt, so, wie Ihr es dann auch verdient habt.«
    Old Peg hörte nicht einmal, wie ihr Mann hinter ihr an die Tür trat, so laut sprach sie.
    »Margaret«, sagte Horace Guester. »Niemand steht auf meiner Veranda, ohne willkommengeheißen zu werden.«
    »Dann heiße du sie doch willkommen«, erwiderte Old Peg. Sie drehte Dr. Physicker und Sheriff Pauley den Rücken zu und schritt wieder in die Küche. »Ich wasche meine Hände in Unschuld«, rief sie über die Schulter.
    Doch als sie in der Küche war, fiel ihr ein, daß sie heute morgen ja eigentlich gar nicht kochen, sondern oben die Betten machen wollte. Und während sie, für eine Sekunde verwirrt, so dastand, dachte sie daran, daß es Pontius Pilatus gewesen war, der dieses berühmte Händewaschen vollzogen hatte. Ja, mit ihren eigenen Worten hatte sie eingestanden, daß sie nicht rechtschaffen war. Gott würde nicht gerade gnädig auf sie herabblicken, wenn sie erst einmal damit anfing, Leute zu imitieren, die den Herrn Jesus umgebracht hatten, wie dieser Pilatus. Also machte sie kehrt und schritt in den Gästeraum zurück, um neben dem Herd Platz zu nehmen. Weil es August war, brannte kein Feuer darin, so daß es ein kühler Sitzplatz war. Nicht wie am Küchenofen, der an solchen Sommertagen so heiß war wie die Hölle. Es gab auch keinen Grund, weshalb sie sich in der Küche die Seele aus dem Leib schwitzen sollte, während diese beiden Burschen hier an der kühlsten Stelle des Hauses über das Schicksal von Arthur Stuart entschieden.
    Ihr Mann und die beiden Besucher blickten sie an, verloren aber kein Wort darüber, daß Peg erst hinaus- und dann wieder hineingestürmt war. Old Peg wußte, was man hinter ihrem Rücken erzählte – daß man ebensogut einen Wirbelsturm hätte einfangen können, wie sich mit Old Peg Guester anzulegen –, doch es störte sie kein bißchen, wenn Männer wie Whitley Physicker und Pauley Wiseman in ihrer Gegenwart ein wenig vorsichtig taktierten. Nachdem sie ein paar Sekunden gewartet hatten, setzten sie sich und fuhren mit ihrem Gespräch fort.
    »Wie ich schon sagte, Horace, wir haben Euren Vorschlag ernsthaft geprüft«, sagte Physicker. »Für uns wäre es sehr bequem, wenn die neue Lehrerin hier in Eurem Gasthof untergebracht werden könnte, anstatt mal hier und mal dort wohnen zu müssen, wie das ja meistens der Fall ist. Aber das sollt Ihr natürlich nicht umsonst tun. Wir haben genügend Schüleranmeldungen und auch genügend Grundstücksteuereinnahmen, um Euch für diesen Dienst eine kleine Rente zu zahlen.«
    »Wieviel Geld ist denn ein Schweinestall wert?« wollte Horace wissen.
    »Die Einzelheiten müssen noch erarbeitet werden, aber man hat von zwanzig Dollar im Jahr gesprochen.«
    »Nun«, meinte Horace, »das ist aber ein bißchen wenig, wenn Ihr glauben solltet, daß Ihr damit die tatsächlichen Unkosten bezahlen würdet.«
    »Im Gegenteil, Horace, wir wissen ja, daß Ihr damit völlig unterbezahlt seid. Aber da Ihr Euch schon entboten habt, es umsonst zu tun, haben wir gehofft, daß dies eine Verbesserung des ursprünglichen Angebots wäre.«
    Horace war bereit, auf alles einzugehen, aber Peg konnte dieses Getue nicht dulden. »Ich weiß, was das ist, Dr. Phy-sicker. Es ist keine Verbesserung. Wir haben nicht

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