Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
fort. »Das ganze Konzept öffentlicher Schulen ist etwas seltsam. In den Kronkolonien sind es immer nur die Leute mit Titeln und Geld, die auf die Schulen dürfen, so daß die Armen keine Aufstiegsmöglichkeiten bekommen. In New England sind alle Schulen konfessionell, so daß man am Ende keine klugen Geister erhält, sondern perfekte kleine Puritaner, die alle an dem Platz bleiben, den Gott ihnen zugewiesen hat. Aber die öffentlichen Schulen in den deutschen Staaten und in Pennsylvania zeigen den Leuten, daß wir in Amerika es auch anders machen können. Wir können jedem Kind in jedem Blockhaus in der Wildnis Lesen und Schreiben und Rechnen beibringen, so daß unsere ganze Bevölkerung gebildet genug sein wird, um wählen und Ämter übernehmen und sich selbst regieren zu können.«
    »Das ist alles schön und gut«, erwiderte Old Peg, »und ich kann mich noch daran erinnern, wie Ihr genau dieselbe Rede hier im Saal gehalten habt, keine drei Monate, bevor wir über die Schulsteuer abgestimmt haben. Was mir nicht einleuchten will, Whitley Physicker: Weshalb, meint Ihr, soll ausgerechnet mein Sohn die Ausnahme bilden?«
    In diesem Augenblick entschied Sheriff Pauley, daß wohl die Zeit gekommen sei, sich einzumischen. Und weil hier schon so unvorsichtig mit der Wahrheit umgesprungen wurde, verlor er die Kontrolle und sagte ebenfalls die Wahrheit. Das war eine neue Erfahrung, und sie stieg ihm ein wenig zu Kopf. »Verzeiht mir, Old Peg, aber in den Adern dieses Jungen ist kein einziger Tropfen von Eurem Blut, also ist er auch nicht Euer Sohn, und wenn Horace auch daran beteiligt gewesen sein sollte, so genügt das noch nicht, um aus ihm einen Weißen zu machen.«
    Horace erhob sich langsam, als wollte er Sheriff Pauley gleich dazu einladen, mit ihm vor die Tür zu gehen, um ihm etwas Vorsicht einzuhämmern. Pauley Wiseman mußte gespürt haben, daß er in Schwierigkeiten steckte, und zwar seit dem Augenblick, seit er Horace beschuldigte, möglicherweise der Vater eines halb-schwarzen Bastards zu sein. Und als Horace sich so hoch aufrichtete, fiel Pauley ein, daß er Horace Guester nicht gewachsen war. Horace war nicht gerade ein kleiner Mann, und Pauley nicht gerade ein großer. Also tat Pauley, was er immer tat, wenn ihm die Dinge aus der Hand zu gleiten drohten. Er drehte sich etwas zur Seite, bis seine Sheriffmarke Horace Guester geradewegs anstarrte. Verpaß mir nur einen einzigen Hieb, sagte diese Marke, und du bekommst ein Verfahren wegen tätlichen Angriffs auf einen Vertreter des Gesetzes an den Hals.
    Aber Old Peg wußte, daß Horace keinen Mann wegen eines Wortes schlagen würde; er hatte nicht einmal jene Flußratte verprügelt, die Horace unaussprechlicher Verbrechen mit Farmtieren bezichtigt hatte. Es war einfach nicht Horaces Art, im Zorn die Gewalt über sich zu verlieren. Ja, Old Peg erkannte, daß Horace, wie er dort stand, seinen Zorn auf Pauley Wiseman bereits vergessen hatte und über eine Idee nachdachte.
    Und tatsächlich drehte sich Horace zu Old Peg um, als würde Wiseman überhaupt nicht existieren. »Vielleicht sollten wir es aufgeben, Peg. Es war zwar alles prächtig, als Arthur noch ein süßes kleines Baby war, aber …«
    Horace, der Old Peg dabei ins Gesicht sah, begriff, daß es wohl besser sei, den Satz nicht zu beenden. Sheriff Pauley war nicht halb so schlau. »Er wird einfach jeden Tag immer schwärzer, Goody Guester.«
    Nun, was konnte man darauf schon noch sagen? Wenigstens war jetzt klar, was hier vorging – daß es nur Arthur Stuarts Hautfarbe und nichts anderes war, die ihn vom Besuch der neuen Schule von Hatrack River ausschloß.
    Whitley Physicker seufzte in der Stille. Wenn Sheriff Pauley dabei war, lief nie alles so ab, wie es eigentlich geplant war. »Versteht Ihr denn nicht?« fragte Physicker. Er klang milde und vernünftig, worin er sehr gut war. »Es gibt einige unwissende und rückständige Leute« – und er warf Sheriff Pauley einen kühlen Blick zu –, »die den Gedanken nicht ertragen, daß ein schwarzes Kind dieselbe Schulbildung erhalten soll wie ihre eigenen Jungen und Mädchen. Was ist denn der Vorteil der Schule, fragen sie sich, wenn ein Schwarzer dort genauso hin darf wie ein Weißer? Ja das führt doch nur dazu, daß die Schwarzen als nächstes das Wahlrecht fordern oder zu öffentlichen Ämtern zugelassen werden wollen.«
    Daran hatte Old Peg noch gar nicht gedacht. Es war ihr einfach nicht eingefallen. Sie versuchte sich vorzustellen, Mock Berry

Weitere Kostenlose Bücher