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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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nicht. Sie erinnerte sich nur zu genau daran, wie Klein-Peggy für sie in die Zukunft geschaut hatte, an jenem letzten Abend, bevor sie davongelaufen war, eine Schau in Arthur Stuarts Zukunft. Old Peg hatte Klein-Peggy gefragt, ob Horace den kleinen Arthur jemals lieben würde, und das Mädchen hatte sich geweigert, zu antworten. Das war allerdings auch eine Antwort gewesen. Horace mochte zwar immer so tun, als würde er Arthur wie seinen eigenen Sohn behandeln, aber in Wirklichkeit war er für ihn nur ein schwarzer Junge, an dem seine Frau einen Narren gefressen hatte. Horace war kein Papa für Arthur Stuart.
    Also ist Arthur wieder eine Waise. Er hat seinen Vater verloren. Das heißt, genau genommen hatte er noch nie einen Vater gehabt. Nun, so sei es eben. Er hat zwei Mütter: die, die für ihn gestorben ist, als er geboren wurde, und mich. Ich kann ihn nicht auf die Schule bringen. Ich wußte, daß ich das nicht könnte, das habe ich von Anfang an geahnt. Aber eine Ausbildung kann ich ihm trotzdem sichern. Sofort fiel ihr ein entsprechender Plan ein. Alles hing von der Schullehrerin ab, die sie einstellen würden, von dieser Lehrerin aus Philadelphia. Mit etwas Glück würde es eine Quäkerfrau sein, die keinen Haß gegen Schwarze hegte, und so würde sich der Plan sehr leicht ausführen lassen. Aber selbst wenn die Lehrerin die Schwarzen so sehr haßte wie ein Sklavensucher, der einen entlaufenen Sklaven an der kanadischen Küste in Freiheit stehen sah, würde es nicht den geringsten Unterschied machen. Old Peg würde schon einen Weg finden. Arthur Stuart war das einzige bißchen Familie, die sie jetzt auf der Welt noch hatte, die einzige Person, die sie liebte und die sie nicht belog, oder sie zum Narren hielt oder hinter ihrem Rücken Dinge tat, die sie nicht erfahren sollte. Sie würde es nicht zulassen, daß er um irgend etwas betrogen wurde, was gut für ihn war.

13. Bachhaus
    Alvin merkte, daß irgend etwas los war, als er zum ersten Mal hörte, wie sich Horace und Old Peg Guester wegen des Bachhauses anschrien. Eine Minute lang war es so laut, daß er sie sogar noch über dem Lärm der Esse und seines eigenen Hämmerns hören konnte. Dann beruhigten sie sich ein wenig; aber inzwischen war Alvin so neugierig geworden, daß er den Hammer halb beiseite gelegt hatte. Ja, er hatte ihn sogar hingelegt und war hinausgetreten, um besser hören zu können.
    Nein, nein, er lauschte nicht wirklich. Er ging einfach nur zum Brunnen, um Wasser zu holen, etwas zu Trinken und etwas für den Kühlbottich. Und wenn er sie dabei zufällig hörte, konnte man ihm das ja wohl kaum vorwerfen, oder?
    »Die Leute werden sagen, daß ich ein schlechter Gastwirt bin, wenn ich die Lehrerin im Bachhaus unterbringe und nicht im Gasthof, wie es sich gehört.«
    »Das ist doch nur ein leeres Gebäude, Horace, und wir werden es jetzt nutzen. Außerdem haben wir dann ein Zimmer im Gasthof für die zahlenden Gäste frei.«
    »Ich lasse es nicht zu, daß diese Lehrerin dort ganz allein wohnen muß. Das ist unschicklich!«
    »Wieso, Horace? Hast du Annäherungsversuche vor?«
    Alvin traute seinen Ohren kaum. Verheiratete Leute sprachen einfach nicht so miteinander. Fast erwartete er, gleich das Geräusch einer Ohrfeige zu hören. Doch Horace mußte die Sache geschluckt haben. Jedermann sagte, daß er ein Pantoffelheld war, und mehr Beweise brauchte man auch nicht dafür: sich von seiner Frau beschuldigen zu lassen, er sei auf einen Ehebruch aus, ohne sie deswegen zu schlagen oder auch nur irgendwas zu sagen!
    »Es spielt ohnehin keine Rolle«, sagte Old Peg. »Vielleicht lehnt sie es ja ab, dann bekommst du deinen Willen. Aber wir werden es auf jeden Fall einrichten und ihr anbieten.«
    Horace murmelte etwas, das Alvin nicht verstehen konnte.
    »Es ist mir egal, daß Kleinpeggy dieses Bachhaus gebaut hat. Sie ist aus freiem Willen gegangen, ist fortgegangen, ohne sich auch nur mit einem einzigen Wort von mir zu verabschieden, und ich werde aus diesem Bachhaus kein Denkmal machen, nur weil sie früher immer dorthin gegangen ist, als sie noch klein war. Hast du mich verstanden?«
    Wieder konnte Alvin nicht ausmachen, was Horace erwiderte.
    Andererseits konnte er die alte Peg sehr genau verstehen. Ihre Stimme krachte aus dem Haus wie Donner. »Willst du mir erzählen, wer hier wen geliebt hat? Laß mich dir eins sagen, Horace Guester, deine ganze Liebe zu Klein-Peggy hat sie auch nicht hier behalten, oder? Aber meine Liebe zu Arthur Stuart wird

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